WANDELNDE SCHLOSS, DAS | Hauru no ugoku shiro / Howl's Moving Castle
Filmische Qualität:   
Regie: Hayao Miyazaki
Darsteller: (dt. Stimmen): Robert Stadlober, Sunnyi Melles, Kevin Iannotta, Gerald Schaale, Barbara Ratthey, Maddalena Kerrh
Land, Jahr: Japan 2004
Laufzeit: 119 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: universum film

Hayao Miyazakis letzter Film „Chihiros Reise ins Zauberland“ (siehe Filmarchiv) gewann nicht nur als erster Animationsfilm überhaupt den Goldenen Bären bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2002, sondern setzte sich auch im Jahre 2003 gegen große Produktionen der amerikanischen Studios bei der Vergabe des Oscars als Bester Animationsfilm durch. Darüber hinaus wird im September 2005 Hayao Miyazaki als erster Regisseur von Animationsfilmen mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk anlässlich der Internationalen Filmfestspiele Venedig ausgezeichnet werden.

Neben dem großen Detailreichtum in der Zeichnung bestach „Chihiros Reise ins Zauberland“ durch gelungene Charaktere, wozu der mysteriöse Haku, der sich in einen Drachen verwandeln kann, oder auch die Hexe Yubaba gehörten. Sie trugen dazu bei, aus „Chihiros Reise ins Zauberland“ ein Meisterwerk für wirklich alle Generationen zu machen.

Im neuen Animationsfilm Hayao Miyazakis „Das wandelnde Schloss“ begegnet der Zuschauer einigen Figuren, die an die Charaktere erinnern, welche die zehnjährige Chihiro bei ihrer „Reise ins Zauberland“ traf, etwa der Hexe oder auch dem Jungen, der sich in den Vogel verwandelt. Allerdings verfilmt Hayao Miyazaki mit „Das wandelnde Schloss“ – der in Japan bis Anfang Mai bereits 14 Millionen Kinobesucher zählen konnte – den Roman „Sophie im Schloss des Zauberers“ („Howls Moving Castle“) der britischen Schriftstellerin Diana Wynne Jones aus dem Jahre 1986. Deshalb wurde die Welt, in der „Das wandelnde Schloss“ angesiedelt ist, dem Erscheinungsbild mitteleuropäischer Städte mit Fachwerkhäusern und Landschaften nachempfunden. Die europäische Musik unterstützt noch den
mitteleuropäischen Eindruck des Produktionsdesigns.

Im Mittelpunkt von Miyazakis neuem Film steht die 18-jährige Sophie, die im Hutgeschäft ihres verstorbenen Vaters arbeitet. Bei einem Ausflug in die Stadt trifft sie zufälligerweise auf den Zauberer Hauro, einen attraktiven jungen Mann, der sie vor zudringlichen Soldaten in Schutz nimmt, und in den sich Sophie verliebt. Nachdem jedoch das Mädchen von der „Hexe aus dem Niemandsland“ in eine alte Frau verwandelt wird, macht sie sich auf die Suche nach Hauro, um den Fluch der Hexe rückgängig zu machen. Sophie findet Hauros „wandelndes Schloss“, in dem sie sich mit Hauros kindlichem Assistenten Markl und dem Feuer-Teufel Calcifer anfreundet, der Sophie in ihre ursprüngliche Gestalt zurück zu verwandeln verspricht, wenn sie das Geheimnis des Paktes zu lüften vermag, der Calcifer an Hauro bindet.

Miyazaki zeichnet erneut mit viel Liebe zum Detail eine fantasievolle Welt, die Motive aus japanischen und europäischen Zaubergeschichten und Märchen in einer Mischung aus realistischer und fantastischer Zeichnung wirkungsvoll kombiniert. So erlaubt etwa die magische Tür des wandelnden Schlosses, unvermittelt von einer Realität in eine andere zu wechseln. Mehr aber als durch seine Optik überzeugt „Das wandelnde Schloss“ allerdings erneut durch seine Charaktere, die stets überaus komplex anmuten: Im Körper der 90-jährigen alten Frau bleibt Sophie innerlich ein junges Mädchen, die Vogelscheuche „Rübe“ entpuppt sich als verzauberter Prinz. Die komplizierteste Figur indes ist Hauro, der sich nicht nur in einen Vogel verwandeln kann, sondern auch in unterschiedlichen Gestalten auftritt.

Nicht nur im Spiel der doppelbödigen Figuren erinnert die solide inszenierte Geschichte an den früheren Film Miyazakis. Beide stellen nicht nur ein Plädoyer gegen den Werteverfall und den Verlust von Traditionen dar. Darüber hinaus erzählen sie von der Kraft der Liebe, kraft derer ein junges Mädchen einen Jungen von einem Fluch erlöst – und dadurch zu sich selbst zurück findet.
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