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JOSà GARCÃA Foto: universum film Zu den sowohl künstlerisch herausragenden als auch inhaltlich diskussionswerten deutschen Filmproduktionen der vergangenen Monate gehören drei Spielfilme, die sich mit dem Nationalsozialismus filmisch auseinandersetzen: Oliver Hirschbiegels âDer Untergangâ, der die letzten zwölf Tage Hitlers minuziös rekonstruiert, Volker Schlöndorffs âDer neunte Tagâ um den sich der Mitarbeit mit der Gestapo verweigernden luxemburgischen katholischen Geistlichen Jean Bernard sowie Marc Rothemunds âSophie Scholl â Die letzten Tageâ über den Widerstand der âWeiÃe Roseâ-Mitglieder gegen die atheistische Weltanschauung des Nationalsozialismus. In diese Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, in der speziellen Spielart des mit der deutschen Besatzung in Frankreich kollaborierenden Vichy-Regimes, scheint sich auf den ersten Blick der Film âThe Statementâ einzureihen, der nun im deutschen Kino startet. Dass âThe Statementâ erst jetzt, zwei Jahre nach seiner Produktion, in den deutschen Kinos anläuft, mag vielfältige Gründe haben. Weit mehr indes erstaunt etwas anderes: Wurden die eingangs erwähnten Spielfilme âDer Untergangâ, âDer neunte Tagâ und âSophie Scholl â Die letzten Tageâ von deutschen Regisseuren mit deutschen Schauspielern realisiert, worin eine ihrer Stärken auch lag, so wurde der Film über französische Vergangenheitsbewältigung nach der Romanvorlage des in Irland geborenen, im Jahre 1999 verstorbenen kanadischen Autors Brian Moore vom kanadischen Regisseur Norman Jewison mit britischen Schauspielern (Michael Caine, Tilda Swinton, Jeremy Northam) gedreht. Im Mittelpunkt von âThe Statementâ steht der 70jährige Pierre Brossard (Michael Caine), der â wie der Zuschauer zu Beginn in dokumentarisch anmutenden SchwarzweiÃaufnahmen sieht â Ende Juli 1944 die ErschieÃung von sieben jüdischen Männern verantwortete. Fünfzig Jahre später lebt dieser Brossard im Halbuntergrund dank der Unterstützung von ehemaligen Vichy-Funktionären und Teilen der katholischen Kirche, die ihn mit Geldzuwendungen, Unterkünften und Medikamenten versorgen. Nachdem aber in Frankreich ein neues Gesetz zur Verfolgung von âVerbrechen gegen die Menschlichkeitâ in Kraft getreten ist, nehmen eine junge Richterin (Tilda Swinton) und ein Armeeoffizier (Jeremy Northam) die Ermittlungen gegen Brossard wieder auf. Auf der Flucht vor ihnen sowie vor einer geheimnisumwitterten jüdischen Organisation, die ihm nach dem Leben trachtet und ein Bekennerschreiben (âStatementâ) an seinen Leichnam heften möchte, hetzt Brossard quer durch Frankreich. Zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Vichy-Regime trägt âThe Statementâ kaum bei, denn in seiner Inszenierung als Thriller bleibt er auf der Oberfläche der reinen Verfolgungsjagd stehen. Obwohl Michael Caine es durchaus gelingt, eine Mischung aus Mitleid und Verachtung für Pierre Brossard beim Zuschauer zu erzeugen, bleibt seine widersprüchliche Persönlichkeit eines Kriegsverbrechers, der einerseits noch immer eiskalt mordet und seine Ex-Frau zynisch erpresst, andererseits in seiner tiefen Religiosität Vergebung im Gebet und in der Beichte sucht, die reine antiklerikale Karikatur. Ebensowenig beleuchtet werden die Beweggründe der âkatholischen Kirchenmännerâ, die sich als Mitglieder einer geheimen Verbindung mit dem Namen âChevaliers de Sainte Marieâ herausstellen, und die Brossard protegieren. Der antikirchliche Affekt des Filmes offenbart sich darüber hinaus in der Figur des Kardinals von Lyon, der zwar eine Untersuchungskommission einsetzt, um die Verstrickung der katholischen Kirche im Fall Brossard zu untersuchen, und der Geistlichen jegliche Unterstützung für Brossard untersagt, der jedoch als Kirchenfürst gezeichnet wird, der die Behörden â die Richterin und den Offizier â von oben herab behandelt. Das Porträt Piusâ XII., das â Mitte der neunziger Jahre! â im Arbeitszimmer des Kardinals hängt, soll offensichtlich eine Anspielung auf das âSchweigen des Vatikansâ gegenüber dem Nazi-Regime sein. Hatten Spielfilme wie âDer neunte Tagâ und âSophie Scholl â Die letzten Tageâ das geistesgeschichtliche Ringen zwischen Christentum und Nationalsozialismus einschlieÃlich der Position des Vatikans im Nationalsozialismus differenziert dargestellt, so fällt âThe Statementâ in die seit Rolf Hochhuths âDer Stellvertreterâ pauschal wiederholte Kritik gegen die vermeintliche Untätigkeit der Kirche gegenüber dem Nazi-Regime zurück. |
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