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JOSà GARCÃA Foto: mitosfilm Mit seinem ersten Langspielfilm âDie Zeit der trunkenen Pferdeâ, der beim Filmfestival Cannes 2000 die für ein Erstlingswerk zu vergebende âCamera dâOrâ gewann, machte der 1968 im iranischen Kurdistan geborene Bahman Ghobadi auf das Schicksal der Kurden aufmerksam. Mit ausgeprägt dokumentarischem Charakter erzählte âDie Zeit der trunkenen Pferdeâ von kurdischen Kinder-Schmugglern im iranisch-irakischen Grenzgebiet, nahe dem Geburtsort Ghobadis, dem Dorf Baneh. Ein Wiedersehen mit den Schmugglern im Hochgebirge ermöglichte der zweite Spielfilm Ghobadis âVerloren im Irakâ (2002, siehe Filmarchiv), der eine Gruppe iranisch-kurdischer Musiker auf ihrer Reise von den staubigen Landschaften des Irans in die schneebedeckten Berge des Nordiraks begleitete. War in âVerloren im Irakâ das Knattern der Waffen und das Dröhnen der Flugzeuge Saddam Husseins im Hintergrund immer wieder zu hören, zeigte dieser Film die Folgen von Saddams Vernichtungskampagne gegen die irakischen Kurden schonungslos, so hat nun der in Teheran lebende Bahman Ghobadi im Irak den ersten Spielfilm nach dem Fall des Saddam Hussein-Regime gedreht: âSchildkröten können fliegenâ. Wie bereits âZeit der trunkenen Pferdeâ porträtiert der beim Filmfestival San Sebastian 2004 mit der Goldenen Muschel sowie auf der Berlinale 2005 mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnete Film Kinder, âdie keine Kindheit erlebt habenâ (Bahman Ghobadi), die in ständiger Lebensgefahr aufwachsen. In einem von Landminen umgebenden kurdischen Flüchtlingslager im Irak, an der Grenze zur Türkei, leben am Vorabend der amerikanischen Offensive gegen den Irak vorwiegend Kinder, deren Arbeit darin besteht, Landminen zu bergen, die sie dann verkaufen. Ein 13jähriger Junge, der von allen Satellit genannt wird, weil er Antennen ausrichten und CNN-Nachrichten übersetzen kann, stellt Minensuchtrupps unter den Waisenkindern im Lager zusammen. Er ist der Anführer der Kinder, hilft dabei ein relativ normales Leben zu führen und versorgt die Alten mit Nachrichten. Satellit verliebt sich in die schöne Agrin, die mit ihrem Bruder Hengow, der beide Arme verloren hat, sowie einem kleinen blinden Kind ins Lager kommt. Ghobadi verzichtet auf jegliche Dramatisierungseffekte. Er setzt vielmehr auf die Kraft der Bilder â etwa in der Einstellung, wie Hengow eine Landmine mit dem Mund deaktiviert. Solche Bilder verfehlen ihre Wirkung nicht: Sie treffen den Zuschauer ins Mark. Auf einer Pressekonferenz nach der Vorführung des Filmes auf der Berlinale erklärte Ghobadi, sein Film besitze durchaus autobiografische Züge, denn âviele meiner Verwandte sind im Krieg gestorben oder haben GliedmaÃen verloren.â Wie schon in seinen zwei ersten Spielfilmen geht es Regisseur Bahman Ghobadi darum, auf die Lage der Kurden hinzuweisen: âIn alle vier Teilen Kurdistans, in der Türkei, in Syrien, in Iran, im Irak, besitzt das 20 Millionen starke Volk der Kurden keine Freiheit. Ich mache Filme, um den Schmerz meines Volkes zu teilen.â Zur Entstehung von âSchildkröten können fliegenâ führt Ghobadi, der zwar bei den iranischen Regisseuren Abbas Kiarostami und Samira Makhmalbaf Regieassistent war, aber durchaus seine eigene Handschrift gefunden hat, aus: âEinige Wochen, nachdem Saddam Hussein gestürzt wurde, reiste ich in den Irak. All die behinderten Kinder ohne GliedmaÃen, die öffentliche Zurschaustellung verschiedenster Arten von Waffen, der Markt für Landminen, all das bewegte mich zutiefst. Die meisten Menschen, denen wir dort begegneten, waren vom Krieg verstümmelte Kinder und junge Mädchen, die von den Soldaten Saddam Husseins sexuell missbraucht wurden.â Und zum weiteren Schicksal seiner Laiendarsteller erklärt er: âMit finanzieller Hilfe meiner Freunde und Kollegen konnte das blinde Kind in Bagdad an den Augen operiert werden, und wird hoffentlich sein Augenlicht bald wiedererlangen können. Wir konnten Krankenversicherungen für die behinderten Kinder zur Verfügung stellen, so dass sie eine kleine finanzielle Hilfe für den Rest ihres Lebens erhalten werden. Das junge Mädchen aus dem Film lebt in Suleymanieh und arbeitet nun für einen lokalen Fernsehkanal; der Junge, der Satellit spielt, möchte Regisseur werden. Er wird mir bei meinem nächsten Film als erster Regieassistent zur Seite stehen.â |
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