BLAUE LICHT, DAS | Das blaue Licht
Filmische Qualität:   
Regie: Leni Riefenstahl
Darsteller: Leni Riefenstahl, Mathias Wieman, Beni Führer, Max Holzboer
Land, Jahr: Deutschland 1932
Laufzeit: 79 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: Kinowelt/Arthaus

Als DVD im März 2005 erschienen

Bereits im Dezember 2004 veröffentlichte der Filmverleih Kinowelt in seiner Reihe ARTHAUS Leni Riefenstahls „Tiefland“ (1953) auf DVD (siehe Filmarchiv). Nun erscheint in gleicher Ausstattung das Regiedebüt Riefenstahls aus dem Jahre 1932 „Das blaue Licht“.

Bekannt wurde Leni Riefenstahl vorwiegend als Dokumentarfilmerin. Mit ihrem Reichsparteitagsfilm „Triumph des Willens“ setzte sie neue Maßstäbe für die filmsprachliche Ausdrucksform, in gewisser Weise erfand sie den Dokumentarfilm neu. Allerdings wurde Leni Riefenstahl dadurch zum Star, dass sie ihre Begabung in den Dienst des Nazi-Regimes stellte. Darin liegt die Ambivalenz der zweifellos herausragenden Stellung Riefenstahls in der Filmgeschichte. Verstellte jahrzehntelang ihre Nähe zum Nationalsozialismus den Blick auf ihre künstlerische Leistung, so wurde in ihren letzten Lebensjahren (Leni Riefenstahl starb im September 2003 mit 101 Jahren) das Augenmerk zunehmend auf die Ästhetik in ihren Arbeiten gelegt. So nannte Hollywood- Regisseur George Lucas Riefenstahl „die modernste Filmemacherin überhaupt“ – und zitierte „Triumph des Willens“ in seinem wohl bekanntesten Spielfilm „Krieg der Sterne“ (1977) visuell.

Zum Film kam Leni Riefenstahl freilich erst auf Umwegen: Nachdem sie 1923 wegen einer Knieverletzung ihre durchaus erfolgreiche Karriere als Ausdruckstänzerin aufgeben musste, entdeckte sie den Film als neues künstlerisches Betätigungsfeld. Arnold Fanck bot ihr die Hauptrolle im Spielfilm „Der heilige Berg“ (1925) an. Weder in diesem noch in den fünf weiteren Filmen Fancks, bei denen sie mitwirkte, konnte sie jedoch als Schauspielerin überzeugen. Was unter anderem auch daran lag, dass in seinen Bergfilmen Fanck die Schauspieler lediglich als eine weitere Attraktion neben den Bergen und den sportlichen Wettkämpfen betrachtete.

Lernte Leni Riefenstahl bei Arnold Fanck kaum Schauspielerei, so setzte sie in dieser Zeit um so mehr mit den technischen Fragen der Filmherstellung auseinander. Aus Fancks Team holte sie denn auch ihre eigenen Mitarbeiter, als sie sich im Jahre 1932 in „Das blaue Licht“ zum ersten Mal Regie führte, und auch den Film produzierte.

„Das blaue Licht“ erzählt von einer alten Legende aus den Dolomiten: Von der Spitze des Monte Cristallo erstrahlt in Vollmondnächten ein geheimnisvolles blaues Licht. Allein das Bergmädchen Junta kennt den Weg zum blauen Licht, weshalb sie im Dorf als Hexe angefeindet wird. Als der Maler Vigo ihr Geheimnis entdeckt, löst er eine Katastrophe aus. Doch wie bei den Fanck-Filmen kam der Handlung keine besondere Bedeutung zu, denn für Riefenstahl besaß das „schöne Bild“ Selbstwert.

Obwohl „Das blaue Licht“ mehrere Auszeichnungen gewinnen konnte, wurde er kein Publikumserfolg. Nach „Das blaue Licht“ drehte Riefenstahl nur noch einen weiteren Spielfilm, den eingangs erwähnten „Tiefland“, der zwar vor dem Krieg bereits abgedreht, dann aber beschlagnahmt wurde und erst 1953 uraufgeführt werden konnte. Sie lernte indessen im Jahre 1932 Adolf Hitler kennen, für den sie die Reichsparteitagsfilme „Sieg des Glaubens“ (1933), „Triumph des Willens“ (1934) und „Tag der Freiheit“ (1935) realisierte.

Diese Dokumentarfilme waren freilich das genaue Gegenteil von „Das blaue Licht“. Während es ihr in ihrem Spielfilmdebüt um schöne Bilder ging, die sie ins Unwirkliche überhöhte, fügte sie im Reichsparteitagsfilm realistische Bilder mit Hilfe eines ausgeklügelten Schnitts zu einer Handlung zusammen. Als sie dann 1936 über die Olympischen Spiele in Berlin die zweiteilige Dokumentation „Olympia“ drehte, verschmolz sie das schöne Bild von „Das blaue Licht“ mit ihrem typischen Schnitt, den sie in „Triumph des Willens“ entwickelt hatte.

Die DVD „Das blaue Licht“ enthält neben der ursprünglichen Fassung von 1932 auch eine spätere Version von 1952, in der die Rahmenhandlung durch eine Off-Stimme ersetzt wurde. Dadurch ist diese zweite Filmfassung statt 79 lediglich 67 Minuten lang.
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