MIRAGE - GEFÄHRLICHE LÜGEN | Mirage
Filmische Qualität:   
Regie: Louis Choquette
Darsteller: Marie-Josée Croze, Clive Standen, Hannes Jaenicke, Thomas Chomel, Jeanette Hain, Chadi Alhelou, Shawn Doyle, Maxim Roy
Land, Jahr: Frankreich, Deutschland, Kanada 2020
Laufzeit: 300 Minuten
Genre:
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: X
im Kino: 3/2020


José Garcia
Foto: ZDF / Eric Vernazobres

Der Streaming-Markt wächst immer weiter: Zu den Hauptanbietern in Deutschland Netflix und Amazon kam Ende vergangenes Jahrs noch Apple TV+ hinzu. Am 24. März soll dann Disney TV + mit einem umfangreichen Angebot - dem ganzen Filmkatalog von Disney, Pixar, Star Wars, Marvel und National Geographic sowie mit Eigenproduktionen - an den Start gehen.

Aber auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wollen im Kampf um die Gunst der Serien-Zuschauer mithalten. Deshalb riefen Anfang Mai 2017 France-Télévision, das ZDF sowie die italienische TV-Anstalt RAI die "European Alliance" ins Leben, eine Kooperationsplattform mit dem Ziel, in den nächsten Jahren gemeinsam eine Reihe von sogenannten High-End-Serien zu koproduzieren. Die erste aus der Zusammenarbeit entstandene fiktionale Serie wird nun ab dem 22. März im ZDF ausgestrahlt: "Mirage - Gefährliche Lügen" besteht aus drei etwa je 100-minütigen Teilen.

Internationalität zeichnet nicht nur die produzierenden Fernsehanstalten, sondern auch das Autorenteam und das Schauspielerensemble aus. Dazu erklärt Regisseur Louis Choquette: "Die Sprache der Serie ist eine universelle. Autoren aus Frankreich, ein Regisseur aus Quebec, Schauspieler aus Deutschland, England, Frankreich, Kanada, Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten und vielen Ländern mehr: Diese Serie ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit."

Entsprechend der angesprochenen Internationalität handelt "Mirage - Gefährliche Lügen" von internationaler Industriespionage. Im Mittelpunkt steht die französische Cybersicherheits-Expertin Claire (Marie-Josée Croze), die bei dem Tsunami-Unglück in Thailand 2004 ihren Mann Gabriel (Clive Standen) verlor. Fünfzehn Jahre später hat sie inzwischen den deutschen Klaus (Hannes Jaenicke) geheiratet. Mit ihm und mit dem aus der Ehe mit Gabriel hervorgegangenen 15-jährigen Sohn Zack (Thomas Chomel) möchte Claire in Abu Dhabi ein neues Leben beginnen.

Die Sicherheitsexpertin hat eine Anstellung bei dem einflussreichen Geschäftsmann Al Tarubi erhalten. Sie setzt alles daran, sich in ihrem neuen Job zu beweisen. Denn außer dem persönlichen Verlust musste Claire auch eine berufliche Katastrophe erleben: Unter ihrer Verantwortung ging der Probelauf in einem kasachischen Atomkraftwerk schief. Lukas will vor Ort mit einem französischen Geschäftspartner ein Restaurant eröffnen. Zack besucht die französische Schule.

Eines Tages entdeckt Claire ein bekanntes Gesicht. Kann es sein, dass der, den sie wie einen Schatten in einen Fahrstuhl huschen sieht, Gabriel ist? Aber warum sollte er sich nicht bei ihr melden, falls er die Katastrophe in Thailand doch überlebte? Gemeinsam mit dem syrischen Taxifahrer Bassem (Chadi Alhelou) macht sich Claire auf die Suche nach Antworten, und gerät dabei in ein lebensgefährliches Netz von Lügen, Intrigen und Cyber-Spionage.

Regisseur Louis Choquette und die Drehbuchautoren verknüpfen eine dramatische Familiengeschichte mit der Welt der Spionage, die zeitgemäß in einem Cyberangriff besteht. Entsprechend den Gesetzen des Genres liefert das Drehbuch durch die Einführung verschiedener Figuren erst nach und nach Informationen, die dem Zuschauer ein verworrenes Netz langsam erschließen. Dazu gehört auch etwas Action und Spannung, vor allem aber die überaus gelungene Einbettung der Nebenstränge - Zacks Freundschaft mit einem Geschwisterpaar aus der Oberschicht Abu Dhabis, Lukas´ Bemühungen um Investoren für sein Restaurantprojekt - in die Haupthandlung.

Als Schauplatz spielt Abu Dhabi ebenfalls eine bedeutende Rolle in der Serie, nicht nur wegen der imposanten Skyline mit den Luxusbauten, die - wie es heißt - aus einem einfachen Fischerdorf in fünfzig Jahren gebaut wurden. Auch der neue Louvre wird sehr positiv mehrfach ins Bild setzt. Der Exotismus des Handlungsortes geht Hand in Hand mit dem internationalen Flair der Gesellschaft in Abu Dhabi, die zu dem internationalen Agententhriller passt.

Aber Autoren und Regisseur schaffen es, in der Serie die Thriller-Handlung mit einem Familiendrama zu verknüpfen, in der eine Frau zwischen ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart, zwischen ihrer großen Liebe und der Familie eine Entscheidung treffen muss. Weil dies durchaus gelungen ist, steht "Mirage - Gefährliche Lügen" den Netflix- oder Amazon-Produktionen in nichts nach.
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