I AM MOTHER | I am Mother
Filmische Qualität:   
Regie: Grant Sputore
Darsteller: Hilary Swank, Rose Byrne, Clara Rugaard
Land, Jahr: Australien, Neuseeland 2018
Laufzeit: 115 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2019


José Garcia
Foto: Concorde

Der australisch-neuseeländische Film "I Am Mother" handelt von einem ähnlichen postapokalyptischen Virusangriff wie in Endzeit, auch wenn beide Filme visuell kaum unterschiedlicher sein könnten. Denn das Wenige an Landschaft, was im Film von Michael Lloyd Green (Drehbuch) und Grant Sputore (Regie) zu sehen ist, besteht aus verbrannter oder eher verseuchter Erde.

Der eigentliche Handlungsort des Filmes ist eine "Einrichtung zur Neubesiedlung", ein Hochsicherheitsbunker, in dem nach der angenommenen "Auslöschung" der Menschheit 63 000 menschliche Embryonen lagern. In der Einrichtung wird ein Androide (Stimme im Original: Rose Byrne) "geweckt" oder eingeschaltet, der dazu entwickelt wurde, die Erde neu zu besiedeln. Dafür transferiert er einen Embryo in eine künstliche Gebärmutter. Nach der "Geburt" sieht das Kind den Androiden als "Mutter". In einer schnellgeschnittenen Sequenz wird die Entwicklung der "Tochter" (Clara Rugaard) wiedergegeben, bis sie etwa 16 Jahre alt ist.

Die bis dahin innige Verbindung zwischen "Mutter" und "Tochter" wird aber bedroht, als eines Tages eine blutüberströmte fremde Frau (Hilary Swank) vor der Luftschleuse des Bunkers auftaucht und völlig aufgelöst um Hilfe schreit. Die bloße Existenz dieser Fremden stellt die Welt der "Tochter" auf den Kopf, weil sie davon ausgegangen war, dass alle Menschen durch ein Virus gestorben waren. Sie muss sich nun entscheiden, wem sie glaubt — der "Mutter" oder der "fremden Frau".
Optisch beeindruckt nicht nur die sachliche Anordnung des Bunkers, sondern vor allem die Bewegungen des Androiden — der nicht nur am Computer entstand, sondern mittels Motion-Capture von einem Mitarbeiter der Firma WETA nachgestellt wurde. Denn sie oszillieren von der anfänglichen Zärtlichkeit bis zu bedrohlichen Gesten gegen Ende.

Zwar geht es bei "I Am Mother" um die Möglichkeit einer "künstlichen Elternschaft". Ähnlich "Endzeit" befasst sich "I Am Mother" insbesondere aber auch mit der Frage des postapokalyptischen Genres schlechthin: Wenn fast die gesamte Zivilisation untergegangen ist, wie soll es weitergehen? Soll eine neue Menschheit "gezüchtet" werden? Was für eine Berechtigung, auf welcher Grundlage soll eine neue Zivilisation aufgebaut werden? In diesem Zusammenhang spielt auch eine Rolle der Ethik-Unterricht, welche die "Mutter" der "Tochter" erteilt: das sogenannte "Organ Harvest"-Problem, was eigentlich eine Variante der theologischen Frage der Handlungen mit doppelter Wirkung darstellt. Dass die fremde Frau auch einmal den Rosenkranz betet, kann auch kein Zufall sein.
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