LADYKILLERS | The Ladykillers
Filmische Qualität:   
Regie: Joel Coen, Ethan Coen
Darsteller: Tom Hanks, Irma P. Hall, Marlon Wayans, J.K. Simmons, Ryan Hurst, Tzi Ma, Stephen Root, George Wallace
Land, Jahr: USA 2004
Laufzeit: 104 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: D


JOSÉ GARCÍA
Foto: Buena Vista International

Die Brüder Joel und Ethan Coen gehörten einst zu der so genannten „Independent-Szene“ - seine Filme waren nicht unbedingt auf ein allgemeines Publikum zugeschnitten. Spätestens jedoch seit sie mit „Fargo“ im Jahre 1996 zwei Oscars gewannen und für fünf weitere nominiert wurden, näherten sich seine Filmwerke dem Hollywood-Geschmack immer mehr an.

Hatten die Coen-Brüder die Drehbücher zu ihren ersten neun Spielfilmen - von „Blood Simple” (1984) bis „The Man Who Wasn't There” (2001) - selbst verfasst, so stellte ihr vorletztes Filmwerk „Ein (un)möglicher Härtefall“ („Intolerable Cruelty” 2003) insofern eine bedeutende Neuerung dar, als sie zum ersten Mal ein Drehbuch verfilmten, an dem sie zwar mitgearbeitet haben, das aber nicht hauptsächlich von ihnen stammte.

„Ein (un)möglicher Härtefall“ folgt der Tradition der „Screwball“-Komödie aus den vierziger und fünfziger Jahren, kann allerdings nicht als ein „Remake“ im eigentlichen Sinne, sondern eher als eine Variation des Genres bezeichnet werden.

Demgegenüber liefern Joel und Ethan Coen mit ihrer letzten Arbeit „Ladykillers“ ein regelrechtes Remake auf die klassische schwarze Komödie „The Ladykillers“ (Alexander Mackendrick, 1955) mit dem unvergesslichen Alec Guinness als Professor Marcus, der sich als Musiker tarnte, um einen Bankraub zu planen. Der Bankraub gelang, doch die alte Dame, bei der sich Professor Marcus mit seinen Komplizen eingemietet hatte, schöpfte Verdacht. Sie musste beseitigt werden. Und gerade daran scheiterte der vermeintlich geniale Bankraub.

Nun ist das Verbrechen, das schlussendlich aus der reinen Dummheit seiner Protagonisten scheitert, ein beliebtes Sujet in den Spielfilmen der Coen-Brüder, von ihrem Meisterwerk „Fargo“ über „The Big Lebowski“ (1998) und „The Man Who Wasn’t There“ bis hin zu „Ein (un)möglicher Härtefall“. Deshalb passt das Remake von „The Ladykillers“ wiederum zu ihrem filmischen Werk.

Joel und Ethan Coen haben den Schauplatz vom England der fünfziger Jahre in die Südstaaten der USA und in die heutige Zeit transportiert, was ihnen die Möglichkeit eröffnete, im Soundtrack an ihre Südstaaten-Odyssee „O Brother, Where Art Thou“ (2000) einschließlich Gospelchor und singender Gemeinde anzuknüpfen.

Obwohl die Handlung modernisiert und dem neuen Schauplatz angepasst wurde, wiederholt sie im Grunde dieselbe Story des Originals aus dem Jahre 1955: Der zwielichtige, selbst ernannte Professor für Latein und Geschichte Goldthwait Higginson Dorr (Tom Hanks) mietet den Keller der (gut)gläubigen Miss Marva Munson, um dort mit seinen Kollegen angeblich Kirchenmusik zu üben. Eigentlich wollen die „Musiker“ jedoch von dort aus einen unterirdischen Gang zum Tresorraum des nahe gelegenen Kasinos graben. Wie im Original gelingt zunächst die Durchführung des Plans. Wie im Original werden sie aber von der älteren Dame erwischt, und sie sehen sich nun genötigt, die Lady aus dem Weg zu räumen.

Tom Hanks stellt den vermeintlichen Professor als Mischung aus gebildetem Akademiker und dreistem Gauner mit vielen Manierismen dar  bis hin zur Imitation der Mundbewegungen, mit deren Hilfe Alec Guinness als Professor Marcus im Original aus dem Jahre 1955 das falsche Lächeln als Symbol des durchtriebenen Schurken unter der intellektuellen Oberfläche formte.

Bei Dorrs Komplizen gerät die Figurenzeichnung vollends zum Klischee: der schwarze Hipp-Hopper Gawain, der ins Kasino als Putzmann eingeschleust wird, und der offensichtlich keinen Satz ohne hochgradige Schimpfwörter sprechen kann; Garth Pancake, der im Filmgeschäft seine Sprengstoff-Kenntnisse nicht richtig, bei diesem Coup um so mehr einsetzen kann; ein mysteriöser Vietcong-General mit Hitlerbärtchen; sowie der muskulöse, hirnlose Footballspieler Lump - sie alle sind überzogen bis zur Karikatur.

Diese Figuren werden in kurzen, zusammenhanglosen Sequenzen eingeführt. Was für den gesamten Spielfilm bezeichnend ist: Diese Szenen bieten zwar viel Situationskomik, so wie der ganze Film mit pointierten Dialogen und komischen Einfällen gespickt ist. Weil aber die Handlung aus dem Original bekannt ist, will sich bei „Ladykillers“ eine durchgängig gehaltene Spannung letztlich nicht einstellen.
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