BERLIN STATION - STAFFEL 3 | Berlin Station - Season 3
Filmische Qualität:   
Regie: (Creator): Olen Steinhauer
Darsteller: Richard Armitage, Rhys Ifans, Richard Jenkins, Michelle Forbes, Leland Orser, Mina Tander, Katarina Cas, Ashley Judd, Ismael Cruz Cordova, James Cromwell, Adi Kvetner, Nikolai Kinski, Dejan Cukic
Land, Jahr: USA 2018
Laufzeit: 510 Minuten
Genre:
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G, X
im Kino: 4/2019


José Garcia
Foto: Netflix

Der Spionagefilm erlebte seinen Höhepunkt in den sechziger und siebziger Jahren. Aber auch nach dem Ende des Kalten Krieges hat Berlin als Standort für Spionagefilme nichts von seiner Faszination verloren. So liefert Berlin die ideale Kulisse für die US-amerikanische Fernsehserie Berlin Station - Staffel 1, deren dritte Staffel der Streamingdienst "Netflix" kürzlich online gestellt hat. Der Serientitel "Berlin Station" spielt auf die Berliner CIA-Niederlassung an, die zu Beginn der Serie von einem regelrechten Erdbeben heimgesucht wird: Ein unter dem Decknamen "Thomas Shaw" agierender "Whistleblower" beliefert eine Berliner Zeitung mit Geheiminformationen. Der "Maulwurf", von dem klassische Spionagefilme handeln, hat in Zeiten von Julian Assange und Edward Snowden eine Begriffserweiterung erfahren: Er muss nicht unbedingt als Doppelagent für einen feindlichen Geheimdienst arbeiten. Nun beliefert er die Öffentlichkeit mit kompromittierenden internen Informationen. Die Suche nach Doppelagenten, die sich etwa durch viele Le-Carré-Romane und deren Verfilmungen wie ein roter Faden zieht, erhält dadurch eine Aktualisierung und Anpassung an heutige Verhältnisse - sozusagen als moderne Le-Carré-Version. Denn zu der Haupthandlung mit der Suche nach dem "Maulwurf" kommen einige Nebenstränge hinzu, die insbesondere mit Terrorismusbekämpfung und mit Spionageüberläufern zusammenhängen. In der zweiten Staffel standen die Bundestagswahl, der Aufstieg der rechtspopulistischen Partei "Perspektive für Deutschland" PfD - ein Schuft, wer dabei an die Partei "Alternative für Deutschland (AfD)" denkt - sowie die deutsche Flüchtlingspolitik im Mittelpunkt. Das Ergebnis war auch deshalb etwas enttäuschend, weil im Unterschied zur ersten Staffel die Stadt nicht mehr den herausragenden zentralen Wert hatte beziehungsweise die komplexe Geschichte nicht mehr mit Berlin verwoben war. Dennoch schafften es die Serienmacher, hin und wieder den symbolischen Wert bestimmter Orte in der Hauptstadt einzufangen.

Berlin als Protagonist tritt in der dritten Staffel noch mehr in den Hintergrund. Denn nun liegt der Fokus auf die Einmischung Russlands in Estland. Dort erhärtet sich die These einer russischen Invasion. Da aber die CIA in Tallinn über keine richtige "Station", sondern lediglich über einen Agenten namens Rafael Torres (Ismael Cruz Cordova) verfügt, soll die Berlin Station die Lage sondieren. Deshalb schickt die neue Stationsleiterin Valerie Edwards (Michelle Forbes) Daniel Miller (Richard Armitage) und Robert Kirsch (Leland Orser) nach Estland. Nach dem plötzlichen Tod des estnischen Ministerpräsidenten soll die junge IT-Unternehmerin Sofia Vesik (Katarina Cas) seine Nachfolgerin werden. Ihr Vorhaben, russischstämmige Bewohner Estlands als gleichberechtigte estnische Bürger zu registrieren, stößt auf Widerstand der prorussischen Verbände, denen dann der Vorwand für die Invasion fehlte. Deshalb wird nicht nur Vesiks Firma Ziel eines Cyberangriffs. Auch ihr eigenes Leben steht auf dem Spiel, weshalb die CIA sie nach Berlin holt. Zusammen mit der Berliner Agentin April Lewis (Keke Palmer) soll sie den Cyberangriff abwehren. Es stellt sich eigentlich die Frage, ob für den geplanten Einmarsch in Estland eine russische Kämpfergruppe verantwortlich zeichnet, oder aber der Kreml dahintersteckt. Mit dieser Haupthandlung sind im Laufe der zehn Folgen auch Nebenstränge verwoben, insbesondere Daniel Millers Suche nach dem Mörder seiner Mutter, von dem er lediglich weiß, dass er als "Driver" bekannt war. Dafür bittet er die deutsche Agentin Esther Kruger (Mina Tander), mit der er inzwischen ein Liebesverhältnis hat, um gewisse Informationen.

Im Unterschied zur komplexen Erzählstruktur der ersten "Berlin Station"-Staffel weckt die dritte Staffel häufig den Eindruck, dass der eine oder andere Nebenhandlungsstrang kaum in die Gesamthandlung integriert wird, so beispielsweise Aprils Recherche bei einem Wissenschaftler, dessen Erfindung militärisch genutzt werden könnte, und dem die Ausweisung aus Deutschland droht. Darüber hinaus entwickeln sich einige Charaktere in einer für den Zuschauer nicht immer ersichtlichen Weise.

Dennoch: Die Inszenierung ist weitgehend gelungen. Die Filmemacher schaffen es, nicht nur Spannung aufzubauen, sondern auch interessante politische Trends - etwa Fake-News als politische Waffe - in einen Thriller einzubauen. Dadurch erweist sich "Berlin Station" trotz einiger Schwächen der zweiten und dritten Staffel als moderner Spionagefilm.

"Berlin Station - Staffel 3". Autor: Olen Steinhauer, Executive Producer: Brad Winters. Zehn Folgen mit insgesamt 510 Minuten auf Netflix.
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