GREEN BOOK - EINE BESONDERE FREUNDSCHAFT | Green Book
Filmische Qualität:   
Regie: Peter Farrelly
Darsteller: Viggo Mortensen, Mahershaka Ali, Linda Cardellini, Don Stark, Sebastian Maniscalco, Dimiter D. Marinov P. J. Byrne
Land, Jahr: USA 2018
Laufzeit: 130 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 1/2019
Auf DVD: 5/2019


José Garcia
Foto: Entertainment One

Freundschaft über alle möglichen Unterschiede hinweg ist ein immer wiederkehrendes Filmsujet - von Ziemlich beste Freunde über Papillon bis Der Dolmetscher, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Von einer solchen Verbundenheit handelt ebenfalls der nun im Kino anlaufende Spielfilm "Green Book - Eine besondere Freundschaft", der basierend auf wahren Tatsachen von der Männerfreundschaft zwischen zwei völlig gegensätzlichen Charakteren erzählt.

New York, 1962. In der Bronx, einem der fünf Bezirke der Stadt, leben zahlreiche Nachfahren italienischer Einwanderer, die aus ihrem Rassismus gegenüber Juden und Schwarzen gar keinen Hehl machen. Einer der Italo-Amerikaner aus der Bronx ist Tony Vallelonga, genannt "The Lip" - der Name kam daher, dass er in dem Ruf stand, jeden von wirklich allem überzeugen zu können. Tony Lip arbeitete zwölf Jahre lang im Nachtclub Copacabana, wo er in direkten Kontakt mit Größen aus dem organisierten Verbrechen und mit Stars aus dem Showgeschäft kam. Obwohl er die Schule lediglich bis zur siebten Klasse besucht hatte, war er laut seinem Sohn Nick Vallelonga ein charismatischer Charakter. Nick verfasste zusammen mit Brian Currie und mit Peter Farrelly das Drehbuch für den Film über seinen Vater. Produziert wird der Film von diesen drei, Regie führt Peter Farrelly.

Die Handlung von "Green Book - Eine besondere Freundschaft" wird vorangetrieben, als der Nachtclub wegen Umbauarbeiten vorübergehend schließt, und Tony (Viggo Mortensen) deshalb unbedingt einen neuen Job braucht. Von seinem Bekanntenkreis bekommt er einen Tipp: Ein gewisser Dr. Shirley suche gerade einen Chauffeur für eine längere Tour. Als er bei der angegebenen Adresse ankommt, erlebt er eine erste Überraschung: Es handelt sich um die berühmte Carnegie Hall. Eine noch größere Überraschung folgt: Dr. Shirley ist gar kein Arzt, sondern der Pianist Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) ... und er ist schwarz. Soll nun Tony, der kurz vorher rassistische Witze gerissen und die zwei Gläser, aus denen bei sich zu Hause schwarze Handwerker getrunken haben, einfach in den Mülleimer geworfen hatte, für einen Afroamerikaner arbeiten?

Aber der Italoamerikaner braucht das Geld, woran ihn seine Frau Dolores (Linda Cardellini) eindringlich erinnert. Schließlich macht sich das ungleiche Duo auf eine zweimonatige Reise durch den Süden der Vereinigten Staaten in einem Cadillac Coupe De Ville - in einem zweiten Auto folgen der Bassist George (Mike Hatton) und der Cellist Oleg (Dimiter D. Marinov), die Don Shirley bei dessen Auftritten begleiten. Die Reise eines Afroamerikaners durch die Südstaaten zu Beginn der 1960er Jahre, selbst wenn es sich um einen weltberühmten Virtuosen handelt, erfordert eine besondere Logistik. Dazu gehört auch die Benutzung des "Negro Motorist Green Book", das für schwarze Kunden zugelassene Hotels, Restaurants und Tankstellen führt.

Die Enge des Autos, in dem die beiden viele Stunden gemeinsam verbringen, aber auch die aus heutiger Sicht völlig absurden Situationen, die sie auf der Reise durchleben müssen, bringt die ungleichen Reisenden einander näher. Tony-Darsteller Viggo Mortensen: "Wir geraten ständig in Situationen, in denen wir wie siamesische Zwillinge aneinandergebunden sind, weil ich sein Leibwächter bin und dahin gehe, wohin er geht. Das ist der Job." Die Filmemacher weisen immer wieder auf solche große und kleine Diskriminierungen und Demütigungen hin, in denen sich der - wenigstens in den Südstaaten - damals herrschende Rassismus ausdrückt.

In einer Szene, die dem Zuschauer besonders in Erinnerung bleibt, hält die türkisfarbene Limousine irgendwo an der Landstraße. Der penibel elegant gekleidete Schwarze und sein leger angezogener weißer Chauffeur blicken auf schwarze Landarbeiter ... und diese beobachten verwundert die Reisenden: So etwas haben sie noch nie gesehen! Dennoch steht im Mittelpunkt von "Green Book" die ungewöhnliche Freundschaft zwischen den grundverschiedenen Persönlichkeiten. Zunächst stößt sich der elegante Feingeist an seinem vorlauten, Fast Food liebenden und ruppigen Chauffeur.

Der ehemalige Türsteher findet wiederum "so klug zu sein" total langweilig. Im Laufe der Zeit muss jedoch nicht nur Tony den Pianisten aus manch einem Schlamassel herausholen. Bald wird der einfach gestrickte Italoamerikaner die Vorzüge einer umfassenden Bildung schätzen lernen, etwa wenn Dr. Shirley ihm hilft, Liebesbriefe an seine Frau Dolores zu schreiben. Bald lernen sie aber über alle Unterschiede hinweg einander wertschätzen. Schließlich erkennt etwa Don sogar die besondere Gunst an, ein "Kentucky Fried Chicken"-Menü in Kentucky zu kosten.

Über das detailverliebte Produktionsdesign hinaus überzeugen insbesondere die zwei Protagonisten: Mahershala Ali gestaltet den Pianisten als vornehmen Mann, der selbst in erniedrigenden Situationen seine Würde bewahrt. Viggo Mortensen, der für die Rolle etliche Kilos zunehmen musste, verkörpert einen Tony, der zwar wenig gebildet sein mag, der aber das Herz am richtigen Fleck hat.

"Green Book" gewann kürzlich drei Golden Globes - unter anderem als "Bester Film"- und wurde für vier Oscars - darunter ebenfalls "Bester Film" - nominiert.


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