BANDERSNATCH | Black Mirror: Bandersnatch
Filmische Qualität:   
Regie: David Slade, Charlie Brooker
Darsteller: Fionn Whitehead, Craig Parkinson, Alice Lowem Asim Chaudhry, Will Poulter, Tallulah Haddon, Fluer Keith, Catriona Knox
Land, Jahr: USA 2018
Laufzeit: 90 Minuten
Genre:
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 1/2019


José Garcia
Foto: Netflix

Die Science-Fiction-Serie "Black Mirror" gehört zu den beliebtesten Serien des Online-Streamingdienstes "Netflix". Die völlig voneinander unabhängigen Folgen handeln von den Auswirkungen heutiger und möglicher künftiger Technik und Sozialnetzwerke sowohl auf den Einzelnen als auch auf die Gesellschaft. Nachdem die vierte Staffel im Dezember 2017 startete, wartet eine wachsende Fangemeinde sehnsüchtig auf die fünfte Staffel, die offenkundig im März 2018 in Auftrag gegeben wurde. Zwischen beide Staffeln hat aber Netflix einen interaktiven Spielfilm mit dem Titel "Black Mirror: Bandersnatch" geschoben.

Der Film beginnt am 9. Juli 1984, als der 19-jährige Stefan Butler (Fionn Whitehead) einer Firma ein noch in der Programmierungsphase stehendes Computerspiel anbietet. Zu Beginn des PC-Zeitalters wächst die Firma "Tuckersoft" von Mohan Tucker (Asim Chaudhry) explosionsartig, dank auch der von ihrem Starprogrammierer Colin Ritman (Will Poulter) entwickelten Spiele. Aus heutiger Sicht sehen solche Spiele recht primitiv aus — es war die Zeit von "Pac Man" oder auch von Nintendos "Super Mario". Stefan hat aber eine für die damalige Zeit bahnbrechende Idee, basierend auf dem Lieblingsbuch seiner verstorbenen Mutter "Bandersnatch" des (fiktiven) Science-Fiction-Autors Jerome F. Davies, das sich durch seine Interaktivität auszeichnet. Dies bedeutet, dass der Leser durch seine Entscheidungen den Fortgang der Geschichte bestimmt. Bahnbrechend soll das von Stefan ebenfalls "Bandersnatch" genannte Computerspiel werden, weil er den interaktiven Ansatz des Buchs auf das Spiel übertragen will. Beachtenswert ist nun die "Black Mirror"-Folge gerade durch die Interaktivität. Netflix hatte mit "Der gestiefelte Kater und das magische Buch" ("The Adventures of Puss in Boots") bereits einen 35-minütigen interaktiven Animations-Kurzfilm vorgestellt. Mit "Black Mirror: Bandersnatch" eröffnet der Online-Streamingdienst jedoch ein neues Kapitel: Ein Realfilm, der immer wieder angehalten wird, damit der Zuschauer zwischen zwei Möglichkeiten entscheidet. Die vom einzelnen Zuschauer getroffene Entscheidung beeinflusst jedoch die Handlung auf verschiedene Art und Weise: Zunächst einmal gibt es Alternativen, etwa zwischen den Cornflakes-Sorten, die Stefan frühstücken soll, die für den Fortgang des Plots keinerlei Auswirkungen haben. Eine zweite Kategorie von Alternativen, die dem Zuschauer vorgestellt werden, führt zwangsläufig dazu, zurückzugehen. Sollte der Zuschauer wieder dieselbe Entscheidung treffen, wird daraus eine Endlosschleife. Deshalb muss er gezwungenermaßen den Pfad wählen, den er zunächst aussortiert hatte.

Und dann gibt es eine dritte Art von Fragen, die wirkliche Alternativen darstellen. Je nachdem, wie er sich entscheidet, verläuft die Handlung in die eine oder andere Richtung — und sie endet auch unterschiedlich. Deshalb spricht Netflix von fünf verschiedenen Enden. Somit stehen bei "Black Mirror: Bandersnatch" fünf Stunden Material zur Verfügung, wobei die Standarddauer der Folge von Regisseur David Slade 90 Minuten beträgt. Sollte das nicht schon komplex genug sein, so fügen Regisseur Slade und Produzent Charlie Brooker noch eine weitere Ebene hinzu. Denn Stefan merkt immer deutlicher, dass er "von außen" kontrolliert wird — in einer Alternative heißt es sogar "Ich sehe dich auf Netflix". Brooker führt in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung aus: "Es geht ja nicht linear voran, also verirrt sich auch der Autor immer wieder in diesem Labyrinth, das er selbst erschaffen hat und in dem er sich eigentlich auskennen sollte."
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