MANIAC | Maniac
Filmische Qualität:   
Regie: Cary Joji Fukunaga
Darsteller: Emma Stone, Jonah Hill, Justin Theroux, Sonoya Mizuno, Sally Field, Gabriel Byrne, Julia Garner, Jemima Kirke, Nate Craig, Dai Ishiguro, Sejal Shah
Land, Jahr: USA 2018
Laufzeit: 383 Minuten
Genre: Science-Fiction
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G, X
im Kino: 10/2018


José García
Foto: Netflix

Die Online-Plattform "Netflix" macht zurzeit kräftig für die neue Original-Science-Fiction-Serie "Maniac" Werbung, deren zehn Folgen seit Ende September auf der Plattform des Onlineanbieters abgerufen werden können. Sie wurde von Cary Joji Fukunaga und Patrick Somerville entwickelt. Regie führt Fukunaga, der bei dem nächsten, für 2020 angekündigten James-Bond-Film ebenfalls Regie führen wird.

"Maniac" ist in einem Parallel-New York angesiedelt, das mit gewissen Unterschieden unserer Welt ähnelt: Neben 80er-Jahre-Computern und Neon-Reklameschildern existieren hier Kehrroboter, die auf der Straße Hunde-Hinterlassenschaften beseitigen. Ein sprechender Lila-Koala spielt Schach. Cary Joji Fukunaga zeichnet die Welt, in der "Maniac" spielt, als retrofuturistische Stadt mit viel Liebe zum Detail. Auf die Werbung legt er besonderen Wert: Nicht nur dass ein Plakat für 1 799 Dollar eine Reise zum Mond anbietet. Darüber hinaus gibt es "Ad-Buddies", die irgendwelche Kosten übernehmen, und dafür personalisierte Werbeanzeigen vorlesen.

Von einem solchen "Ad-Buddy" erfährt Owen (Jonah Hill) von einer Testreihe, die in der Pharmafirma "Neberdine Pharmaceutical Biotech" durchgeführt werden soll, wobei die Probanden ein hohes Honorar erhalten sollen. Owen steckt in Schwierigkeiten: Der fünfte Sohn einer wohlhabenden Unternehmerfamilie wird von den Firmenanwälten und vom Patriarchen (Gabriel Byrne) darauf getrimmt, vor Gericht eine Falschaussage für einen Bruder zu machen, der wegen sexueller Belästigung angeklagt wird. Owen leidet darüber hinaus unter Schizophrenie: so spricht er mit einer imaginären Version seines Bruders.

Parallel zu Owen wird die zweite Hauptfigur in "Maniac" eingeführt: Die teilnahms- und ziellose Annie (Emma Stone) leidet unter der kaputten Beziehung zu ihrer Mutter und insbesondere daran, dass sie den Autounfall verschuldete, bei dem ihre jüngere Schwester Ellie (Julia Garner) starb. Die junge Frau will unbedingt an der Neberdine-Medikamentenstudie teilnehmen. Denn diese Firma stellt das Medikament her, mit dem sie ihren Schmerz betäubt. Zusammen mit zehn weiteren Probanden nehmen Annie und Owen an dem dreitägigen Medikamententest teil. Drei Tabletten, die in je einem Testschritt verabreicht werden, versprechen eine grundlegend neue Behandlungsmöglichkeit für Geisteskrankheiten sowie für sämtliche psychische Störungen, ohne Nebenwirkung.

Die drei Tabletten erweisen sich allerdings als eine Art Droge mit unterschiedlicher Wirkung, die entweder die Erinnerung an das schlimmste Ereignis im Leben des Probanden durchleben lässt oder verschüttete und verborgene Winkel in dessen Psyche zutage fördert. Bei der unter der Kontrolle des Supercomputers GRTA durchgeführten "Behandlung" geschieht jedoch eine Panne: In den unter der Wirkung der Tabletten erlebten Traumwelten kreuzen sich die Wege von Owen und Annie immer wieder. In einer der "Realitäten", die von der Droge induziert wird, sind sie gemeinsam agierende Agenten. In einer anderen Seelenlandschaft treten sie als Ehepaar im Long Island der 1980er Jahre auf.

Fukunagas Serie "Maniac" wird unter anderem mit der Aussage "Realität ist heilbar" beworben. Sie verspricht ein Verschwimmen von Wirklichkeit und dem eigenen Unterbewusstsein beziehungsweise den eigenen Träumen entsprungener Fantasie. Das gelingt "Maniac" lediglich in der Doppelfolge 7 "Ceci N´est Pas Une Drill" und 8 "Der See der Wolken", mit 26 beziehungsweise 29 Minuten die kürzesten Folgen der Serie: Annie erscheint als "Waldführerin" einer Elfenprinzessin in einer an Tolkiens "Herr der Ringe" angelehnten Welt. Hinter der Elfenprinzessin verbirgt sich (natürlich) Annies jüngere Schwester. Nachdem Annie in einen "magischen" Spiegel hineingeschaut hat, erkennt sie dies. Sie erkennt sogar unter den Dienern der Elfenkönigin den Lkw-Fahrer, der in den Unfall verwickelt war. Annie versucht, ihre Schwester davon zu überzeugen: "Wir sind in meinem Verstand drin", aber Ellies Alter Ego als Elfenprinzessin hält dies für Hirngespinste.

Die meisten Folgen von "Maniac" beschränken sich indes darauf, die Protagonisten in andere Welten hineinzuschicken. Neben einer gut ausgesuchten Musik und einem gelungenen Produktionsdesign überzeugt vor allem die Vielseitigkeit von Emma Stone und Jonah Hill, die in eine ganze Reihe Rollen hineinschlüpfen. Insgesamt scheitert "Maniac" am eigenen Anspruch, den sie nur punktuell einzulösen vermag.


"Maniac". Regie: Cary Joji Fukunaga, 10 Folgen unterschiedlicher Länge, insgesamt 383 Minuten, auf "Netflix".
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