UNGLAUBLICHEN 2, DIE | The Incredibles 2
Filmische Qualität:   
Regie: Brad Bird
Darsteller: (dt. Stimmen) Markus Maria Profitlich, Katrin Fröhlich, Emilia Schüle, Riccardo Simonetti, Ian Odle, Mechthild Grossman
Land, Jahr: USA 2018
Laufzeit: 118 Minuten
Genre:
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 9/2018
Auf DVD: 3/2019


José García
Foto: Disney

Im Jahre 2004 brachte die zum Medienkonzern Disney gehörende Animationsfirma Pixar ihren sechsten abendfüllenden Spielfilm "Die Unglaublichen" ins Kino. Erstmals spielten in einem Pixar-Film die Hauptrolle Menschen, wenn auch der besonderen Art: Superhelden, die seit Anfang des Jahrhunderts im Kino hoch im Kurs stehen. Der berühmteste Superheld in "Die Unglaublichen", Mr. Incredible, wird gefeiert wie ein Superstar. Als er aber eines Tages einen Selbstmörder gegen dessen Willen rettet, werden die Superhelden ins bürgerliche Leben abgeschoben. Nun muss Mr. Incredible gegen den Berufsverkehr statt gegen Einbrecher und sonstige Bösewichte kämpfen, sowie sich um sein Reihenhaus und um seine Familie kümmern, die, wie er, auch Superfähigkeiten besitzt: Mr. Incredibles Frau gehörte einst selbst als Elastigirl zu den Superhelden, ist aber fünfzehn Jahre später damit vollauf beschäftigt, nun die eigenen Kinder in Schach zu halten: den blitzschnellen Dash, die Kraftfelder erzeugende Violetta und das Baby Jack-Jack, das ganz normal zu sein scheint, vorerst wenigstens.

Mit enormem Detailreichtum in der Zeichnung und einer rasanten Inszenierung in der Animation setzte "Die Unglaublichen" 2004 neue Maßstäbe. Wie eigentlich in allen Pixar-Filmen spielt die Animation aber nicht die zentrale Rolle. Weit größere Aufmerksamkeit wird dem Drehbuch und der ausgefeilten Dramaturgie für Kinder und Erwachsene zugleich geschenkt. "Die Unglaublichen" gewann zwei Oscars und wurde für zwei weitere ? darunter in der Kategorie "Originaldrehbuch" ? nominiert. Gerade die Verknüpfung vom jeweils neuesten Stand der Technik in Sachen Animation mit einer immer komplexer werdenden Handlung kann als der Schlüssel zum Erfolg von Pixar bezeichnet werden. Darüber hinaus spricht der Film mit den fein ausgearbeiteten, mit menschlicher Tiefe ausgestatteten Figuren allgemein gültige Fragen an. Denn entgegen dem ersten Eindruck ist "Die Unglaublichen" eigentlich kein Superhelden- sondern eher ein Familienfilm: Erst die gesamte Familie überwindet alle Gefahren im Kampf gegen die Bösewichte.

Drehbuchautor und Regisseur Brad Bird, der bereits bei "Die Unglaublichen" und auch beim großen Pixar-Film-Erfolg "Ratatouille" (2007) das Drehbuch verfasste und Regie führte, vertieft in "Die Unglaublichen 2" die Figurenzeichnung der bereits bekannten Hauptcharaktere weiter. Dabei erschafft er eine neue, rasante und teilweise sehr amüsante Geschichte. Denn "Die Unglaublichen 2" setzt genau da ein, wo der erste Unglaublichen-Film aufgehört hatte: Mr. Incredible und Elastigirl stellen sich dem "Tunnelgräber" in den Weg, als der Bösewicht die Stadt angreift. Allerdings wird bei dem Kampf die halbe Stadt zerstört. Deshalb werden die Superhelden für illegal erklärt. Aus Mr. Incredible und Elastigirl werden wieder Bob und Helen Parr, was bereits der Ausgangspunkt vom ersten "Die Unglaublichen"-Film war.

Die Superhelden bekommen jedoch Hilfe von Superreichen: Die Unternehmer-Geschwister Winston und Evelyn Deavor bieten ihnen und ihrem Freund Frozone die Möglichkeit, sie zu rehabilitieren. Dafür müssen sie einem mysteriösen "Screenslaver" das Handwerk legen, der mit seiner Technologie die Menschheit zu willenlosen Sklaven zu machen droht. Den Job soll allerdings Elastigirl erledigen, während ihr Mann auf die Kinder aufpasst: auf Violetta, die sich unglücklich in einen gleichaltrigen Jungen verliebt hat, auf Dash, der mit den Hausaufgaben nicht zurechtkommt, und auf das Baby Jack-Jack, dessen Superkräfte langsam aber sicher aufwachen.

Wieder einmal müssen Bob und Helen Parr "Arbeit" und Familie unter einen Hut bringen. Brad Bird aktualisiert den Plot: Blieb im ersten "Unglaublichen"-Film die Frau zu Hause, während der Mann einer bezahlten Arbeit nachgeht, so ist in "Die Unglaublichen 2" Elastigirl die absolute Protagonistin, während Mr. Incredible den Haushalt versorgt. Dennoch verfällt der Drehbuchautor und Regisseur in Zeiten von "MeToo" nicht einem oberflächlichen Feminismus. Bei allem Tausch der Geschlechterrollen bleibt die Familie im Mittelpunkt. Mehr sogar als im ersten "Unglaublichen"-Film wird es deutlich, dass die Schwierigkeiten nur von der geeinten Familie überwunden werden, ja dass sogar manchmal die Kinder ihre Eltern retten müssen.

Die einheitliche Handlung wird von bekannten Figuren wie der Designerin Edna Mode und von James-Bond-ähnlichen Vorrichtungen, etwa dem Hightech-Elastibike, angereichert. Zu den Höhepunkten unter den vielen Gags am Rande der Geschichte gehört insbesondere die Auseinandersetzung von Jack-Jack mit einem Waschbären, die zu den lustigsten Szenen in einem Animationsfilm zählen darf, und die an die unglücklichen Abenteuer des hyperaktiven Urzeitnagers Scrat in den "Ice Age"-Filmen erinnert. Abgerundet wird der Gesamteindruck des Filmes von der hervorragenden Musik von Michael Giacchino, der bereits die Filmmusik von "Die Unglaublichen" komponierte. Obwohl er nun die Erkennungsmelodie beibehalten hat, ist die Filmmusik für den neuen Film reichhaltiger geworden, sogar mit gewissen Anklängen an die James-Bond-Filme.

Ob es eine weitere Fortsetzung geben wird, ist noch nicht bekannt. "Die Unglaublichen 2" bietet jedenfalls etliche Möglichkeiten für einen dritten "Unglaublichen"-Film.
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