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JOSà GARCÃA Foto: Twentieth Century Fox Ob es nun der Zufall wollte oder eher in der Absicht der zwei groÃen Studios Columbia und Fox lag, sind in derselben Woche im deutschen Kino zwei Spielfilme angelaufen, die nach der Vorlage eines populären amerikanischen Schriftstellers gedreht wurden: Gleichzeitig mit David Koepps Adaption der Stephen King-Novelle âDas geheime Fensterâ (siehe Filmarchiv) startete die achte Verfilmung eines John Grisham-Werkes: âDas Urteil â Jeder ist käuflichâ, die auf dem Roman âThe Runaway Juryâ basiert. Wobei die Abweichung im Original- und im deutschen Titel eine einfache Erklärung hat: âDie Juryâ heiÃt bereits der deutsche Verleihtitel einer früheren Grisham-Verfilmung (âA Time To Killâ, 1996). Spielfilme nach einer Grisham-Romanvorlage sind mit einer ähnlichen Grundkonstellation aufgebaut. Bereits der erste, âDie Firmaâ (Sydney Pollack, 1993), handelte vom Kampf um Moral und Gerechtigkeit. âDer Klientâ (Joel Schumacher, 1994), âDie Kammerâ (James Foley, 1996), âDie Juryâ (Joel Schumacher, 1996) oder âDer Regenmacherâ (Francis Coppola, 1998) verlagern den Kampf des kleinen Mannes gegen das übermächtige System in den Gerichtssaal. Dort stehen sich der idealistische, kleine Anwalt und der mit allen Tricks handelnde Starverteidiger gegenüber, wobei sich dieser Klassenunterschied äuÃerlich bis in die Kleidung ausdrückt. Auch in âDas Urteil â Jeder ist käuflichâ trägt der Geschworenenberater Rankin Finch (Gene Hackman) Designeranzüge und -krawatten zu teuren Hemden und mokiert sich über die billige, bewusst einfach wirkende Kleidung seines Gegenspielers, des aufrechten Anwalts Wendell Rohr (Dustin Hoffman). Dieser vertritt bei einer Schadensersatzklage gegen einen namhaften Waffenkonzern die Witwe eines beim Amoklauf eines Kollegen ums Leben gekommenen zweifachen Familienvaters. Damit der Prozess kein Präzedenzfall mit Milliardenverlusten für die Waffenindustrie wird, setzt die Waffenlobby alles daran, die Geschworenen zu einem Freispruch zu bewegen. Deshalb hat sie den skrupellosen Jury-Berater Rankin Fitch engagiert, der dem Verteidiger zuarbeiten soll â mit Hilfe der Auswahl, Ãberwachung und Einschüchterung der Geschworenen. âDas Urteilâ variiert indes die Grundkonstellation eines Gerichtsthrillers wie der meisten Grisham-Verfilmungen. Durch die Figuren des undurchsichtigen Nick Easter (John Cusack), der es in die Gruppe der zwölf Geschworenen geschafft hat, um deren Mitglieder zu manipulieren, und seiner nicht weniger geheimnisvollen Freundin Marlee (Rachel Weisz), die sowohl Rankin Fitch als auch Wendell Rohr gegen einen Millionenbetrag eine Jury-Entscheidung im Sinne desjenigen anbietet, der das âGeschäftâ annimmt, verlagert sich das Thema des Filmes: âDas Urteilâ handelt nicht so sehr vom Prozess an sich als vielmehr von der Beeinflussung einer Geschworenen-Jury: âGerichtsurteile sind viel zu wichtig, um sie Geschworenen zu überlassenâ, fasst Rankin Finch die Schwachstelle dieses Rechtssystems zusammen. Regisseur Gary Fleder übersetzt die Kombination des altbekannten Gerichtsdramas mit dem neuen Thema der Geschworenen-Manipulation in einen Wechsel von klassischen Gerichtsszenen mit schnellen Schnitten und nervösen Bildern aus Finchs Hauptquartier, von wo aus mittels modernster Technik die zwölf Geschworenen überwacht und nach den Möglichkeiten, sie unter Druck zu setzen, durchleuchtet werden. âDas Urteilâ besitzt ein solides Drehbuch, das konventionelle Motivationen entfaltet, jedoch auch überraschende Wendungen parat hält. Die korrekte Regiearbeit verlässt sich allerdings in erster Linie auf das beeindruckende Star-Ensamble. Gestalten Dustin Hoffman und Gene Hackman ihre Figuren genauso konventionell und vorhersehbar, wie von ihnen erwartet wird, so liegt ein Pluspunkt der Besetzung auf der Figurenzeichnung der zwielichtigen Nick Easter und Marlee durch John Cusack und Rachel Weisz. âDas Urteilâ spricht durchaus interessante Themen an. Ein Potential, das leider nicht ausgeschöpft wird: Zugunsten der Thriller-Elemente werden diese interessanten Konflikte leider letztlich in den Hintergrund gedrängt. |
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