HILFE, UNSER LEHRER IST EIN FROSCH | Meester Kikker
Filmische Qualität:   
Regie: Anna van der Heide
Darsteller: Yenthe Bos, Bobby van Vleuten, Jeroen Spitzenberger, Paul Kooij, Georgina Verbaan
Land, Jahr: Niederlande 2017
Laufzeit: 83 Minuten
Genre:
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 6/2017


José García
Foto: 24 Bilder

Ein junges Mädchen läuft über die Felder, untermalt von beschwingter Musik. Bereits die erste Szene des niederländischen Kinderfilms "Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch!" ("Meester Kikker") beschwört eine Land-Idylle herauf, in der eine unbeschwerte Kindheit ihren Platz hat. Sita (Yenthe Bos) lebt direkt am Flussufer bei ihrer alleinerziehenden, sich immer in Eile befindlichen Mutter Cecile (Georgina Verbaan), weil sie ihr Beruf als Tierärztin in einer Auffangstation für kranke Tiere rund um die Uhr fordert. Deshalb kümmert sich Sita ums Frühstück und darum, dass ihre Mutter mit einem Pausenbrot zur Arbeit fährt. In der ersten Szene des Films steht auch schon das Tier im Mittelpunkt, das in Mieke de Jongs (Drehbuch) und Anna van der Heides (Regie) Film eine herausragende Rolle spielen wird: Auf ihrer morgendlichen Tour versucht Sita, einen Frosch zu fangen.

Sita geht auch gerne zur Schule, häufig zusammen mit dem Nachbarsjungen Wouter (Bobby van Vleuten). Im Gegensatz zu ihr ist Wouter kein Einzelkind. Er lebt vielmehr mit Mutter, Vater und seinen drei Brüdern. Sina und Wouter teilen nicht nur die Tierliebe, sondern auch die Bewunderung für ihren jugendlich wirkenden Lehrer Franz (Jeroen Spitzenberger), der auch schon einmal Sita auf seinem Fahrrad mitnimmt, wenn ihr Fahrrad einen Platten hat. Franz ist Lehrer mit Leib und Seele. Der Klassenlehrer hat viel Spaß mit seinen Schülern. Bald stellt Sita jedoch etwas Merkwürdiges fest, als sie in der Klasse ein Referat über Frösche hält. Lehrer Franz benimmt sich sehr komisch, und bittet Sita, nicht über ihr Lieblingstier zu sprechen. Die pfiffige Sita bekommt schnell heraus, warum das so ist: Wenn er an Frösche denken muss, beispielsweise weil über diese Tiere gesprochen wird oder wenn er ein Quaken hört, verwandelt sich ihr Klassenlehrer Franz in einen Frosch. Er selbst kann nichts dagegen tun. Zurückverwandeln kann er sich allerdings nur, wenn er etwas, am liebsten eine fette Fliege, zu essen bekommt.

Sita willigt zwar zunächst ein, das von ihr gelüftete Geheimnis vor den anderen Schülern geheim zu halten. Ein solches Geheimnis lässt sich jedoch nicht lange hüten. Bald haben die Schüler jede Menge Spaß, wenn sie mit ihrem geliebten Lehrer im Matsch herumhüpfen. Um ihm zu helfen, beschließen sie, immer genügend Fliegen dabei zu haben, damit der Lehrer Frosch wieder ein Mensch werden kann. Außerdem müssen sie natürlich aufpassen, dass keine gefährliche Tiere, vor allem Störche, in seine Nähe kommen. Womit sie aber nicht gerechnet haben: Der neue Schulleiter Storch (Paul Kooij) hat Lehrer Franz ganz schön auf dem Kieker. Dem neuen Schulrektor gefallen gar nicht die liberalen Methoden des beliebten Lehrers. Eigentlich wartet er nur darauf, dass Herr Franz irgendwelche Fehler macht, um ihn abzumahnen oder gar aus der Schule zu entfernen. Der Zuschauer kann nicht umhin zu meinen, dass Rektor Storch etwas Persönliches gegen Lehrer Franz hat. Ob es an seinem Namen liegt, oder die Abneigung noch tiefer sitzt, lässt sich zunächst einmal nicht erklären.

"Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch!" basiert auf dem 2001 erschienenen Kinderbuch "Das Geheimnis von Lehrer Frosch" (Original: "Meester Kikker") des niederländischen Autors Paul van Loon, der in den Niederlanden einen riesigen Erfolg feierte. Obwohl Buch und Film "magische" oder märchenhafte Elemente — die Verwandlung eines Menschen in ein Tier — besitzen, stehen sie nicht im Mittelpunkt der Geschichte. Dazu führt Regisseurin Anna van der Heide aus: "Ich habe von Anfang an erkannt, dass die Fantasy-Elemente keine allzu zentrale Rolle im Film spielen sollten, eher das Zwischenmenschliche. Ich hätte mich dazu entschließen können, den Lehrer in einen vermenschlichten, redenden Frosch zu verwandeln, aber das hätte nicht den Kern der Geschichte getroffen. Die Geschichte basiert auf der Idee, dass Sita Herrn Franz schützen muss, wenn dieser sich in einen Frosch verwandelt. Je mehr ich den ,Froschlehrer? menschlich hätte erscheinen lassen, desto weniger Schutz hätte er gebraucht."

In vielen Kinderfilmen werden die Erwachsenen schnell zu Karikaturen. Das vermeiden Drehbuch und Regie. Bei der Verleihung des Prädikats "besonders wertvoll" stellt in diesem Zusammenhang die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) fest, dass "die Erwachsenen eher ebenbürtige Freunde als Autoritätspersonen sind". Dies zeigt sich etwa auch in dem Erzählstrang, den Drehbuchautorin Mieke de Jong hinzufügte: In vielerlei Hinsicht begegnen sich Sita und ihre vielbeschäftigte Mutter auf Augenhöhe. Dies trägt darüber hinaus zur Glaubwürdigkeit der Figur bei: Sie beschützt ihren in einen Frosch verwandelten Lehrer, genauso wie sie sich schon immer um ihre Mutter kümmern musste.

Zwar reißt "Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch!" außerdem einen seit Peter Weirs "Der Club der toten Dichter" (1989) zum Klischee gewordenen Bestandteil vieler Filme über Schule an — den Gegensatz zwischen einem meistens jungen Lehrer mit liberalen, unorthodoxen Methoden und den strikten, überkommenen Regeln, die überwiegend von verknöcherten Direktoren oder älteren Kollegen vertreten werden. Dies stört jedoch in diesem wunderbar beschwingten Kinderfilm nicht weiter. Denn die Kamera von Mark van Aller bleibt meistens den Kindern sehr nah, so dass Regisseurin Anna van der Heide aus ihrer Perspektive erzählen kann. Dadurch kann sie aber auch ohne erhobenen Finger positive Werte wie Verantwortung, Freundschaft und Solidarität vermitteln.
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