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José GarcÃa Foto: Alamode ![]() Womit niemand gerechnet hatte, tritt jedoch ein: Seretse Khama verliebt sich in eine Britin, in eine weiÃe Frau. Bei einer Abendveranstaltung der London Missionary Society lernen sich Seretse und die Londoner Büroangestellte Ruth Williams (Rosamund Pike) kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Auf das erste Gespräch über Jazz als gemeinsame Leidenschaft folgen bald weitere Treffen und ein fester Entschluss: Sie wollen heiraten. Ruth ist sich im Klaren, was dies bedeutet. Sie ist aber bereit, nach Afrika in eine für sie vollkommen fremde Welt zu gehen. "A United Kingdom", der Spielfilm von Guy Hibbert, der das Drehbuch nach Susan Williams´ Buch "Colour Bar" verfasste, und Regisseurin Amma Asante basiert auf wahren Tatsachen, die seinerzeit einen regelrechten Skandal auslösten. Denn nicht nur Ruths Eltern sind gegen eine solche Verbindung. Auch die Briten wollen sie verhindern. Dramaturgisch gelungen erklärt der Film dem Zuschauer die Hintergründe dieser Ablehnung: Der Vertreter der britischen Regierung im Süden Afrikas Sir Alistair Canning (Jack Davenport) stattet Ruth einen überraschenden Besuch ab. In überheblichem Ton erklärt Sir Canning der eingeschüchterten jungen Frau, mehrere afrikanische Regierungen empfänden eine Ehe zwischen dem Thronfolger Betschuanalands und einer Britin als Affront. Dies gelte besonders für Südafrika, dessen Regierung bald die Apartheid gesetzlich verankern werde. "Wissen Sie überhaupt, was Apartheid bedeutet?" GroÃbritannien könne eine Brüskierung Südafrikas nicht annehmen, da das Empire von den Gold- und Uranvorkommen Südafrikas abhängig sei. Nachdem Seretse und Ruth allen Widerständen zum Trotz geheiratet haben, reisen sie in Seretses Heimat: Er wird zwar von den Bamangwato gefeiert. Aber Ruth begegnet nur eisige Kälte, gerade bei der Familie ihres Mannes. Skeptisch äuÃern sich sowohl Seretses Schwester Naledi (Terry Pheto) als auch seine Tante Ella (Abena Ayivor): "Es ist unverfroren von dir, hierherzukommen und dich als unsere rechtmäÃige Königin vorzustellen." Noch härter nimmt sich die Position des Onkels aus: Tshekedi verlangt von seinem Neffen, sich scheiden zu lassen. Und er wird von der britischen Kolonialregierung unterstützt, obwohl Seretse von der Versammlung seines Volkes als rechtmäÃiger König erkoren wird. Die Briten verlangen, dass Ruth und Seretse nach London zurückkehren, um alles Weitere zu erörtern. Da Seretse befürchtet, Ruth würde dann nicht mehr aus London ausreisen dürfen, fliegt er allein. In der britischen Hauptstadt muss er aber erkennen, dass er in eine Falle getappt ist. Sir Canning erklärt ihm, dass er fünf Jahre lang nicht mehr in sein Heimatland reisen dürfe, damit die Rivalität mit seinem Onkel die Zukunft des Landes nicht auf die Probe stelle: "Ohne unsere Hilfe wäre das Land zwischen Ihnen und Ihrem Onkel zerrissen." "A United Kingdom" verfolgt die Bemühungen Seretses, die öffentliche Meinung GroÃbritanniens für seine Lage zu sensibilisieren und die Schwierigkeiten Ruths als Fremde in einer feindseligen Umgebung parallel. Die gelegentlichen Telefonate sind die einzige Möglichkeit, sich auszutauschen. Regisseurin Amma Asante schafft es, die vielen Wendungen in einer Geschichte, die sich über etliche Jahre erstreckt, konzentriert und verständlich zu erzählen. Auch filmisch kann "A United Kingdom" überzeugen. Das herausragende Produktionsdesign an den Originalschauplätzen in London und Botswana und die Kostüme versetzen den Zuschauer in die Filmzeit. Kameramann Sam McCurdy fängt die Stimmung in beiden Ländern wunderbar ein, ohne dass der Film jedoch in eine oberflächliche Postkarten-Ãsthetik verfällt. Dass David Oyelowo, der bereits im Spielfilm "Selma" engagiert Martin Luther King verkörpert hatte, "A United Kingdom" als Herzensangelegenheit ansieht, wird nicht nur daran deutlich, dass er den Film mitproduziert, sondern auch daran, dass er Seretse Khama glaubwürdig darstellt. Auch Rosamund Pike vermittelt Ruth Williams´ Entschlossenheit authentisch. Regisseurin Amma Asante, als Kind ghanaischer Einwanderer im südlichen London aufgewachsen, gelingt es, auf den Rassismus, mit dem sich die beiden Liebenden konfrontiert sehen, von beiden Seiten zu blicken: Nicht nur Seretse wird von Ruths Eltern abgelehnt. Auch Ruth stöÃt als weiÃe Frau zunächst auf Ablehnung bei Seretses Familie. Die Regisseurin schafft es, die private Liebesgeschichte mit der Kolonialgeschichte sowie mit der Entstehung eines unabhängigen Botswana zu verknüpfen. Seretse Khama übernahm am 30. September 1966, als Betschuanaland unter dem Namen Botswana unabhängig wurde, das Amt des Präsidenten. Kurz zuvor war er von der englischen Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen worden. Khama blieb bis zu seinem Krebstod im Jahre 1980 Präsident von Botswana. Sein ältester Sohn, der 1953 geborene Ian Khama, ist seit April 2008 Präsident von Botswana. |
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