HIDALGO – 3000 MEILEN ZUM RUHM | Hidalgo
Filmische Qualität:   
Regie: Joe Johnston
Darsteller: Viggo Mortensen, Omar Sharif, Zuleikha Robinson, Adam Alexi-Malle, Louise Lombard, Silas Carson, Saïd Taghmaoui, Adoni Maropis, Elizabeth Berridge, Frank Collison
Land, Jahr: USA 2004
Laufzeit: 136 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: Buena Vista International

Filmschauspieler fürchten kaum etwas mehr als auf eine bestimme Rolle festgelegt zu werden. Nach dem enormen Erfolg der dreiteiligen „Der Herr der Ringe“-Verfilmung lag es also nahe, dass sich die Darsteller etwa von Frodo, Arwen oder Aragorn bald um neue Filmengagements bemühen würden, wollten sie nicht als solche Figuren für immer im Gedächtnis des Kinopublikums bleiben. Werden demnächst Elijah „Frodo“ Wood und Liv „Arwen“ Tyler in Nebenrollen (in „Vergiß mein nicht!“ respektive „Jersey Girl“) zu sehen sein, so ist Aragorn-Darsteller Viggo Mortensen nun seine erste Hauptrolle überhaupt zugefallen: als Frank Hopkins in „Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm“.

Die Exposition von „Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm“ erinnert freilich sehr an den amerikanisch-japanischen Spielfilm „Last Samurai“ (siehe Filmarchiv): In „Last Samurai“ nimmt Captain Nathan Algren (Tom Cruise) nach der Ausrottung der Indianer durch General Custer Abschied von der Armee, um in einer Westernshow einen Job zu finden, ehe er in ein fernes Land aufbricht. In „Hidalgo“ hat der einstige Armee-Kurier Frank Hopkins ebenfalls den Dienst quittiert, nachdem er im Jahre 1890 am Wounded Knee Creek die Vernichtung des Lakota-Indianerstamms durch amerikanische Soldaten erlebt hat. Alkoholabhängig wie Captain Algren und wie dieser von schrecklichen Erinnerungen an das Massaker verfolgt, tritt Frank Hopkins bei der Wild West Show von Buffalo Bill zusammen mit seinem Mustang „Hidalgo“, dem „schnellsten und ausdauerndsten Pferd der Welt“, auf.

Gerade diesen Titel will ihm der „Scheich aller Scheichs“ streitig machen. So bricht Frank Hopkins in ein exotisches Land auf, als ihm Gesandte des Scheichs anbieten, in Saudi-Arabien beim legendären Wüstenrennen „Ocean of Fire“ gegen die edelsten Araber-Pferde anzutreten. Als ob dieses Pferderennen nicht genug Tortur im Kampf gegen die Elemente – die alles versengende Sonne, den tückischen Treibsand und haushohe Sandstürme – wäre, muss sich der Held auch noch gegen erbarmungslose Konkurrenten, eine intrigierende englische Lady sowie gegen ungerechtfertigte Verdächtigungen behaupten. Dafür darf Hopkins nicht nur die Ehre genießen, als erster Ausländer und „Ungläubiger“ obendrein am härtesten Ausdauerrennen der Welt teilzunehmen, sondern auch noch die schöne Scheichstochter Jazira vor gewissenlosen Entführern zu retten.

John Fuscos Drehbuch erweist sich als eine Mischung aus unterschiedlichen Filmen und Genres: zu den bereits erwähnten Elementen aus „Last Samurai“ kommen der verwegene Held aus „Indiana Jones“ – von diesem Film wird auch eine Szene ausdrücklich zitiert –, der weise Scheich aus Lawrence von Arabien – besetzt mit demselben Schauspieler, der im Jahre 1962 das klassische Vorbild spielte: Omar Sharif – sowie das Motiv des schmächtigen Pferdchens, das sich gegen große Vollbluter durchsetzt, aus dem Pferderennendrama „Seabiscuit“ hinzu.

Gegen diese Uneinheitlichkeit inszeniert Regisseur Joe Johnston „Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm“ in einer an die Abenteuerfilme des goldenen Hollywoods angelehnten epischen Breite, die dem Film eine gewisse klassische Größe verleiht. So ist „Hidalgo – 3000 Meilen zu Ruhm“ ein trotz Überlänge über weite Strecken unterhaltsamer Film, der nicht nur durch eine gelungene Ausstattung und einen genretypischen, soliden Soundtrack überzeugt, sondern darüber hinaus klassische Werte vermittelt.

Lediglich die Konfrontation zwischen den Kulturen, die in „Last Samurai“ einen breiten Raum einnimmt, gerät in „Hidalgo“ zur Konfrontation zwischen Klischees: hier der Cowboy, der sich immer wieder als der perfekte Gentleman erweist, dort die vor allen Dingen um seine Ehre bedachten Araber. Nur wenn das Klischeehafte etwa durch Jaziras als Zitat gemeinten Spruch „und nun reitet der Cowboy in den Sonnenuntergang“ verfremdet wird, gewinnt „Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm“ eine ihm wohltuende ironische Distanz.
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