SING | Sing
Filmische Qualität:   
Regie: Garth Jennings
Darsteller: (deutsche Stimmen): Daniel Hartwich, Klaas Heufer-Umlauf, Alexandra Maria Lara, Olli Schulz, Katharina Thalbach, Stefanie Kloß, Iris Berben
Land, Jahr: USA 2016
Laufzeit: 108 Minuten
Genre:
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2016
Auf DVD: 4/2017


José García
Foto: Universal

Dem Animationsstudio "Illumination Entertainment" gelang im Jahre 2010 gleich mit ihrem ersten Animationsfilm "Ich - Einfach unverbesserlich" ein weltweiter Erfolg. Der Film verband eine spritzige Handlung voller Einfälle und amüsanter Figuren mit einer durchaus gelungenen Animation. Darüber hinaus erweckte der Film die "Minions" zum Leben, kleine gelbe, kartoffelförmige Wesen, die ein unverständliches Geblubber von sich geben. Sie waren es, die der Fortsetzung "Ich ? Einfach unverbesserlich 2" (2013) über die eher konventionelle Handlung hinaus einen besonderen Charme verliehen. Voriges Jahr brachte das Studio mit "Minions" einen Film heraus, der die quirligen Einzeller gar als Protagonisten hatte. Obwohl sich "Minions" lediglich als eine Aneinanderreihung von Gags herausstellte, sind die pillenartigen Wesen mit ihrer eigenartigen Sprache zu Lieblingen insbesondere kleinerer Kinder geworden, wovon eine ganze Reihe Marketingprodukte zeugt.

Die "Minions" dienen inzwischen so sehr als Markenzeichen des "Illumination"-Studios, dass sie im aktuellen Animationsfilm "Sing" Teil des Studio-Vorspanns geworden sind. Schloss der Film "Minions" an die zwei "Ich ? Einfach unverbesserlich" visuell an, weil sich die Zeichnung der Menschen und der Städte an die Vorgängerfilme anlehnte, so haben die Filmemacher um Drehbuchautor und Regisseur Garth Jennings für "Sing" ein anderes Konzept erarbeitet. Zunächst einmal: In "Sing" gibt es keine Menschen. Die Figuren sind samt und sonders Tiere, Tiere aller möglichen Gattungen einschließlich beispielsweise Spinnen. Sie wirken einerseits cartoonmäßig, kaum realistisch, andererseits aber plastisch-dreidimensional.

Die Inszenierung hingegen lehnt sich an Live-Action-Spielfilme an, so etwa am Anfang mit einer wilden und schnell aufgenommenen Verfolgungsjagd, die aus jedem Gangster-Film hätte stammen können. Die Kamera bewegt sich in den Anfangsszenen in höchster Geschwindigkeit, um von einem Ort zum nächsten zu gelangen, an denen die einzuführenden Protagonisten von "Sing" wohnen. Ein weiteres zentrales Merkmal von "Sing" ist, dies wird ja im Filmtitel ausgedrückt, die Musik (Joby Talbot). "Sing" kann denn auch als Animations-Musical bezeichnet werden.

Drehbuchautor und Regisseur Garth Jennings entnimmt die Handlung den im heutigen Fernsehen allgegenwärtigen Casting-Shows. Koala Buster Moon (deutsche Stimme: Daniel Hartwich) steht mit seinem Theater vor dem Ruin. Einst hatte er es von seinem Vater geerbt, denn er träumte davon, ein eigenes Theater zu haben, nachdem er als junger Koala-Bär die legendäre Diva Nana Noodleman (Iris Berben) hatte singen hören. Lange ist das jedoch her. Inzwischen sitzt Buster Moon auf einem Schuldenberg. Die Bank drängt immer bestimmter auf die Rückzahlung der Kredite ? andernfalls würde das Theater in deren Besitz übergehen. In seiner verzweifelten Lage kommt Buster Moon auf die geniale Idee, eine Casting-Show zu organisieren.

Beim Drucken der Flyer mit der Einladung zur Show unterläuft seiner tattrigen Sekretärin Miss Crawley (Katharina Thalbach) aber ein Fehler bezüglich des Preisgeldes. Die Schlange der Möchtegern-Stars vor dem Theater wächst ins Unermessliche. Darunter befinden sich auch die Künstler, die der Zuschauer zu Beginn des Filmes kennengelernt hatte: Mike (Klaas Heufer-Umlauf), der Saxophon spielende Mäuserich, Schweinedame Rosita (Alexandra Maria Lara), die sich rührend um ihre 25 Sprösslinge und den zerstreuten Ehemann kümmert, der junge Gorilla Johnny, der mit seiner Musikleidenschaft im krassen Gegensatz zu einer Aufpasser-Rolle in der Bankräuberbande seines Vaters steht, die schüchterne Teenie-Elefantendame Meena, die bisher am Lampenfieber scheiterte, oder auch das Stachelschwein Ash (Stefanie Kloß), die zusammen mit ihrem Freund Lance Punk-Rock spielt. Die meisten von ihnen wollen berühmt werden. Einige nehmen am Wettbewerb nur wegen des Geldes teil. Apropos Geld: Zusätzlich zum Stress mit der Casting-Show muss sich Buster Moon etwas einfallen lassen, um das versprochene viele Geld aufzutreiben.

Die Sequenz mit dem Vorsingen der unterschiedlichen Tiere, von der Giraffe über das Frosch-Trio bis zur Schnecke und den Sponti-Aktionen einer japanischen Band, gehört zu den musikalischen und durchaus auch mit allen möglichen Gags angereicherten Höhepunkten des Films. Die meiste Zeit verbringt "Sing" natürlich dann mit den ausgewählten Tieren, die in einer im Fernsehen übertragenen Show im Theater auftreten sollen, und die sich ins Herz der Zuschauer einsingen und -spielen.

"Sing" handelt jedoch nicht nur vom Traum, ein Star zu werden. Neben Freundschaft und Solidarität steht die Familie im Mittelpunkt, etwa bei Rosita, die ihre Ehe und ihre kinderreiche Familie mit ihrer eigenen Karriere unter einen Hut bringen muss, oder auch in der Unterstützung, die die schüchterne Meena von ihrer Mutter und insbesondere von ihrem Großvater erfährt. Ganz besonders aber steht in "Sing" das zweifach gebrochene Vater-Sohn-Verhältnis im Vordergrund. Denn mehr als das finanzielle Desaster fürchtet Buster Moon vor allem, sich seines Vaters unwürdig zu erweisen. Johnny hingegen wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sein Vater seinen Wunsch akzeptiert, statt in dessen Fußstapfen als Gangster zu treten, eine Künstlerkarriere einzuschlagen. Über die eingängige Musik und die humorvollen Augenblicke hinaus machen diese tiefgreifenden Fragen "Sing" zu einem sehenswerten Film für die ganze Familie.
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