KÖNIG LAURIN | König Laurin
Filmische Qualität:   
Regie: Matthias Lang
Darsteller: Florian Burgkart, Volker Zack, Rufus Beck, Patrick Mölleken, Katharina Stark, Dietmar Huhn
Land, Jahr: Deutschland 2016
Laufzeit: 85 Minuten
Genre:
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 9/2016


José Garcia
Foto: Zorro Film

Nach einer bis ins 13. Jahrhundert zurückreichende Südtiroler Sage besaß der Zwergenkönig Laurin einst einen magisch leuchtenden Rosengarten in den Dolomiten. Nachdem er aber König Dietrich von Bern im Kampf unterlag, belegte Laurin den Rosengarten mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ihn jemals mehr ein Menschenauge sehen. Laurin hatte jedoch die Rechnung ohne die Dämmerung gemacht. So kommt es, dass der Rosengarten beim Sonnenauf- und -untergang blüht. Damit wird das berühmte "Alpenglühen" legendenhaft erklärt.

Die Heldensage um die Könige Dietrich und Laurin ist ein in einer mittelalterlich geprägten Fantasy-Welt angesiedelter Kinderfilm des 1986 in Bozen, Südtirol, geborenen Drehbuchautors und Regisseurs Matthias Lang. "König Laurin" ist sein Spielfilmdebüt, der Abschlussfilm für Langs Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München. "König Laurin" gewann bereits beim Kinderfilm-Festival "Goldener Spatz" den von einer 24-köpfigen Kinderjury aus dem gesamten deutschsprachigen Bereich verliehenen Preis in den Kategorien "Bester Film", "Beste Regie" und "Bester Darsteller". Darüber hinaus wurde "König Laurin" auf dem Filmfest München für den Kinder-Medien-Preis "Der weiße Elefant" nominiert. Nun startet er im regulären Kinoprogramm.

"König Laurin" erzählt aus der Sicht eines noch nicht ausgewachsenen, zudem kindlich gebliebenen 16-Jährigen: Theo (Florian Burgkart) ist zwar der Sohn des mächtigen Königs Dietrich (Rufus Beck), aber für einen Königssohn viel zu schmächtig. Deshalb passt er in keine Ritterrüstung. Noch schlimmer: Theo kann den Erwartungen seines Vaters wohl kaum genügen - trotz aller Bemühungen von Meister Hildebrand (Dietmar Huhn) einschließlich Streckbank, damit der Junge endlich wächst. Kein Wunder also, dass sich Theo nur ungerne auf der Burg aufhält, zumal er dort von seinem stärkeren Cousin Wittich (Patrick Mölleken) verspottet wird.

Stattdessen streift Theo immer wieder durch die Alpen. Eines Tages lernt er den sagenumwobenen Zwergenkönig Laurin (Volker Zack) kennen, der ihn rettet, als Theo an einem steilen Abgrund den Halt verliert. Laurin wurde zusammen mit allen anderen Zwergen von Dietrichs Hof verbannt. Seitdem ist überhaupt keine Pflanze mehr im Königreich gewachsen, weil mit den Zwergen das Wissen um die Pflanzenzucht verschwand. Das führt dazu, dass die Bewohner von Dietrichs Reich unter Missernten leiden, und dass die Preise enorm ansteigen.

Trotz einer ersten Skepsis schließen Laurin und Theo auf "gleicher Augenhöhe" Freundschaft. Eine Freundschaft, die der kleine Königssohn verrät, als er Laurins magischen Gürtel stiehlt. Denn mit dem Gürtel, der ihm die Kraft von zwölf Männern verleiht, kann er als der Sieger aus dem Turnier hervorgehen, das bald stattfinden wird. Bei dem Turnier geht es nicht nur um Gold, sondern vor allem um die Hand des holden Burgfräuleins Similde (Katharina Stark). Im entscheidenden Kampf tritt Theo ausgerechnet auf seinen verhassten Cousin Wittich, der außerdem zusammen mit seinem Vater und mit Hilfe der gefürchteten Armeliten einen Angriff auf die Burg plant.

Auch wenn Theo eine von Matthias Lang selbst eingeführte Figur ist, stammen die meisten Personen aus der mittelalterlichen Sage - vom Zwergenkönig Laurin über König Dietrich von Bern bis Meister Hildebrand, wobei im Heldenepos Similde als Königstochter auftritt. Als der König seine schöne Tochter Similde vermählen wollte, wurden alle Adeligen der Umgebung zu einer Maifahrt eingeladen, nur König Laurin nicht. Dieser beschloss daraufhin, mit Hilfe seiner Tarnkappe als unsichtbarer Gast teilzunehmen. Als er Similde sah, verliebte er sich sofort in sie, setzte sie auf sein Pferd und sprang mit ihr davon zum Rosengarten. Dietrich, Waffenmeister Hildebrand und andere Recken konnten Laurin trotz der Tarnkappe an den Bewegungen der Rosen erkennen. Laurins Zaubergürtel wurde zerstört; er selbst gefangen genommen. Deshalb verfluchte König Laurin den Rosengarten.

In "König Laurin" kleidet Matthias Lang auch dank der bedrohlich anmutenden Musik von David Reichelt die alte Sage in märchenhafte Bilder der Burg mit dem Dorf zu ihren Füßen. Allerdings sieht man dem Film an diesen erkennbar als im Computer entstandenen Bildern das schmale Budget an. Obwohl die Dramaturgie auch hin und wieder etwas holprig wirkt, überzeugt der Film insbesondere mit einer immer wieder zutage tretenden Liebe zum Detail in der Inszenierung. Regisseur Matthias Lang ist es gelungen, eine klassische Sage kinderfreundlich zu inszenieren. Auch wenn die Sprache manchmal allzu modern wirkt ("Das macht doch Spaß!"), stimmt die Verknüpfung eines alten Stoffes mit dem zeitlosen Vater-Sohn-Verhältnis: "Warum müssen Kinder so finster dreinschauen, wenn sie etwas mit ihren Eltern unternehmen sollen?", fragt etwa König Dietrich seinen Sohn Theo, als es darum geht, sich für einen Kriegszug zu rüsten. Damit verknüpft ist aber auch eine Frage, die Eltern ansprechen dürfte: Ob sie bereit sind, die Entscheidungen ihrer Kinder zu akzeptieren, wenn diese ihren Erwartungen nicht entsprechen.

Abgesehen von der Botschaft, die König Laurin Theo mit auf den Weg gibt - es kommt nicht auf die Körpergröße an, wenn man Großes vollbringen will ? steht im Mittelpunkt von "König Laurin" eine allgemeingültige Aussage um Selbstvertrauen, aber auch um Freundschaft und Versöhnung. Und dies alles in ein kindgerechtes Abenteuer mit dem Flair eines - wenn auch natürlich ziemlich romantisierten - mittelalterlichen Ritterepos gekleidet.
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