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JOSà GARCÃA Foto: Kool Filmdistribution Michel Serrault hat bereits etliche ältere Männer dargestellt, die zu einer jungen Frau eine Vater-Tochter-Beziehung unterhalten, etwa in âNelly und Monsieur Arnaudâ (1995), in âDas Leben ist ein Spielâ (1998) sowie in âEine Schwalbe macht den Sommerâ (2001). Letzterer Film schildert vor der schönen Kulisse der Voralpen die Entstehung einer wunderbaren Freundschaft zwischen der dreiÃigjährigen Sandrine, die aus Paris geflüchtet und in der Nähe von Grenoble einen Bauernhof übernommen hatte, und dem eigensinnigen alten Bauern Adrien. âEine Schwalbe macht den Sommerâ konzentriert sich auf die zwei Charaktere: die Kamera zeigte Sandrine und Adrien vorwiegend in Nahaufnahmen â es ist einfach eine Freude, dem grandiosen Schauspiel zweier hervorragender Darsteller zuzuschauen. Darüber hinaus wird die Handlung im ruhigen Tempo, psychologisch ausgeklügelt und mit knochentrockenem Witz erzählt. In âDer Schmetterlingâ (âLe papillonâ, 2002) spielt an der Seite des mittlerweile 76-jährigen französischen Schauspielers eine noch viel jüngere Filmpartnerin: Elsa (Claire Bouanich) ist gerade erst neun Jahre alt geworden. Diese liebenswürdige Komödie, die endlich auch in Deutschland startet, erzählt vom Schmetterlings-Sammler Julien (Michel Serrault), der in die Berge aufbricht, um den schönen und seltenen Dämmerfalter Isabelle zu suchen. Das von der Mutter vernachlässigte Nachbarmädchen Elsa schlieÃt sich ihm heimlich an. Nach vergeblichen Versuchen, die Mutter des Mädchens zu erreichen, sieht sich Julien nun gezwungen, Elsa auf seiner Wanderung mitzunehmen. Wie in âEine Schwalbe macht den Sommerâ entsteht auch zwischen dem kauzigen Alten und dem unentwegt fragenden Kind nach anfänglichen Schwierigkeiten eine wunderbare Freundschaft. Auf einem einfachen umgesetzten Drehbuch baut eine Dramaturgie auf, die im dem Sujet angemessenen Erzähltempo immer mehr Einblicke in die Personen gewährt und dadurch das Interesse des Zuschauers für Julien, aber auch für Elsas Mutter weckt. Dies wird von einem schönen, aber nie kitschigen Soundtrack sowie von einer Kamera unterstützt, die zwischen den hervorragenden Naturaufnahmen und den GroÃaufnahmen der Darsteller das Gleichgewicht hält. Sowohl die uneitle Darstellung Michel Serraults als auch das spontane Spiel Claire Bouanichs liefern einen erneuten Beleg dafür, dass groÃe Schauspielkunst mit dem Alter der Schauspieler nichts zu tun hat. Wie ein âRoadmovieâ besitzt dieser âWanderfilmâ eine unterschwellige Symbolik: es ist kein Zufall, dass Elsas Mutter Isabelle heiÃt â wie der Falter, nach dem Julien fahndet. Wonach Julien und Elsa suchen, ist also gar nicht so verschieden. Auch das Drama, das am Anfang von Juliens Sammlerleidenschaft steht und erst gegen Ende enthüllt wird, hat mit der Familie zu tun. Der zauberhafte Film wirkt indes in keinster Weise süÃlich. Nicht nur, weil jedesmal, wenn er dies zu werden droht, das Drehbuch eine unerwartete Wendung parat hat, sondern auch, weil die Neunjährige teilweise sehr ernste Fragen stellt. âWas wird aus den abgetriebenen Kindern?â fragt sie etwa Julien. Warum sie diese Frage so sehr beschäftigt, hat sehr persönliche Gründe: nachdem der Zuschauer der hübschen und intelligenten Elsa bereits eine Stunde lang zugeschaut hat, hört er aus ihrem Munde, dass sie eigentlich hätte abgetrieben werden sollen. Dass Elsa lediglich lebt, weil sich ihre viel zu jung schwanger gewordene Mutter zu spät zur Abtreibung meldete, führt anschaulich vor Augen, was eine vorgeburtliche Kindestötung bedeutet. Regisseur und Drehbuchautor Philippe Muyl gebührt Dank, dass sich âDer Schmetterlingâ nicht in zauberhaften Bildern und einer anrührenden Geschichte erschöpft, sondern sich an politisch unkorrekte Fragen herantraut, die in Mainstream-Filmen kaum angesprochen werden. |
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