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José GarcÃa Foto: Weltkino ![]() Regisseur Adolf Winkelmann, der in den letzten Jahrzehnten die Ruhrgebietstrilogie "Die Abfahrer" (1978), "Jede Menge Kohle" (1981) und "Nordkurve" (1994) gedreht hatte, setzt diese ersten Sätze aus dem Roman in Schwarz-WeiÃ-Bilder im alten 4 x 3-Format um. Untermalt werden sie selbstverständlich mit Akkorden aus dem Steigerlied "Glück auf". Nach der Eingangsszene gehen die Bilder in Farbe und Breitwand-Format über. Dass Winkelmann später immer wieder zwischen Farbe und SchwarzWeiÃ, zwischen Breitwand und dem alten quadratischen Format hin und her wechselt, erschlieÃt sich dem Zuschauer jedoch kaum. Was dem Zuschauer aus den ersten Einstellungen, in denen Walter Collien (Charly Hübner) unter Tage schuftet, in Erinnerung bleibt, ist insbesondere Enge, die Enge des Stollens. Eine Enge, die auch im Leben von Walters 12-jährigem Sohn Julian (Oscar Brose), aus dessen Perspektive der Zuschauer beobachtet, eine herausragende Rolle spielt. Die Kamera von David Slama, die stets Julians Sicht wiedergibt, zeigt eine enge Wohnung, in der auÃer Julian und seinem Vater Walter auch die Mutter Liesel (Lina Beckmann) und die kleine Schwester Sophie leben, um die sich Julian rührend kümmert. AuÃer der Schule spielen in Julians Leben noch die StraÃen der Arbeitersiedlung eine Rolle, die von kleinen Tante-Emma-Läden geprägt sind. Etwas Abwechslung bringen lediglich Julians Versuche, sich einer Art Bande von drei Halbstarken anzuschlieÃen, die sich am Fluss treffen. Selbst die Sicht vom Balkon der Colliens aus wirkt durch die Rauchwolken der Fabrikschlote und den Ruà nicht nur in Tristesse getaucht, sondern auch begrenzt. Eine Begrenzung, die sich nicht nur im eingeschränkten Panorama vom Balkon aus, sondern auch im geistigen Horizont zeigt. Für ein Arbeiterkind wie Julian gibt es nur drei mögliche Berufe: Bergmann, Stahlarbeiter oder Koker. Im Gegensatz zu seinem Vater möchte Julian später einmal eher den letzten Beruf ergreifen. Zum Zeitkolorit gehört auch, dass die Mutter zu Hause bleibt, dass sie kocht, wächst und Wäsche aufhängt. Aber auch dass sie Julian beispielsweise mit dem Kochlöffel auf den Hintern schlägt, bis der Holzlöffel bricht. Regisseur Adolf Winkelmann unterstützt die Stimmung der sechziger Jahre darüber hinaus durch Details, die ein halbes Jahrhundert später fremd anmuten - von Julians Lederhose bis zum Rauchen am Esstisch in Gegenwart der Kinder. Eher anachronistisch mutet jedoch die Sprache hin und wieder an, so etwa, als ein Fotoapparat als "ein heiÃes Teil" bezeichnet wird, oder Walter "Na also, geht doch!" zu seinem Filius sagt. Die Sechziger-Jahre-Atmosphäre spielt sich allerdings auch in der Angst von Nachbarin Frau Gorny (Nina Petri) wider, ihre frühreife Tochter, die noch 15-jährige Maruscha (Greta Sophie Schmidt), könnte sie bald zur Oma machen. Maruscha spielt denn auch eine wichtige Rolle für den Fortgang der Handlung von "Junges Licht". Die "fast 16-Jährige", die nicht bei ihren Eltern im ErdgeschoÃ, sondern als Untermieterin neben den Colliens wohnt, und deren Fenster auf den Balkon hinausgeht, bringt nicht nur Julian in Verlegenheit, sondern macht auch Julians Vater Walter und dessen bestem Kumpel Herbert Lippek (Stephan Kampwirth) Avancen. Für Walter wird die nebenan wohnende Versuchung stärker, als seine Frau wegen "seelischer Störung" in den Sommerferien zu deren Eltern fährt und gleich Sophie mitnimmt. Im heiÃen Sommer bleiben Julian und sein Vater alleine zurück. Und weil Walter nicht nur tagsüber, sondern auch immer wieder nachts arbeitet, ist Julian fast immer allein zu Haus. Mit seinen 12 Jahren fühlt sich der Junge nicht nur durch Maruschas anzügliche Kommentare überfordert. Als deren Stiefvater Herr Gorny (Peter Lohmeyer), der immer wieder Julians Gesellschaft sucht, dem Jungen einen Fotoapparat schenkt, damit er seine Freunde im Schwimmbad fotografiert, versteht Julian nicht, was für eine Absicht dahintersteckt. Zum Milieu, das "Junges Licht" zeichnet, gehört ganz selbstverständlich auch die Nähe zur katholischen Kirche. Messdiener Julian sucht in einer Kernszene des Films Pfarrer Stürwald (Ludger Pistor) auf, um die Sünden seines Vaters zu beichten. Natürlich will der Pfarrer nichts davon wissen. Aber die Szene steht auch für den Leidensweg eines Jungen, der nicht nur die Welt um sich herum beobachtet, sondern auch mit den anderen, insbesondere auch mit seinem Vater mitleidet. |
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