SAMS IN GEFAHR | Sams in Gefahr
Filmische Qualität:   
Regie: Ben Verbong
Darsteller: Ulrich Noethen, ChrisTine Urspruch, Dominique Horwitz, Armin Rohde, Eva Mattes, Ina Weisse, Jasmin Tabatabai, Constantin Gastmann
Land, Jahr: Deutschland 2003
Laufzeit: 101 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA
Foto: Constantin

Die seit 1973 erscheinenden Sams-Geschichten gehören zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbüchern in Deutschland. Mit Szenen aus den ersten drei Sams-Bänden stellte im Jahre 2001 Sams-Erfinder Paul Maar selbst ein Filmdrehbuch zusammen, das als Realfilm die Leinwand eroberte. Darin erkor das rüsselnasige Wesen mit den roten Haaren und dem kobaltblauen Anzug namens Sams den schüchternen Regenschirm-Konstrukteur Bruno Taschenbier als „Adoptivvater“ aus, den es mit seiner rotzfrechen Art zur Verzweiflung brachte. Dank der als Sommersprossen getarnten „Wunschpunkte“ des Sams wurde Taschenbier ein gefragter Erfinder und heiratete die umworbene Kollegin Margarete. Der liebevoll ausgestattete und bis in die Nebenrollen hinein – insbesondere mit der Theaterschauspielerin Christine Urspruch als Sams – ideal besetzte Film zeichnete sich aber auch durch seine unaufdringliche Pädagogik über den Sinn und Unsinn von Wünschen und das genialen Wechselspiel zwischen erwachsenem und kindlichem Verhalten aus. „Das Sams“ wurde ein großer Kinoerfolg und erhielt darüber hinaus den Deutschen Filmpreis in der Kategorie „Bester Kinder- und Jugendfilm“.

Paul Maar hat nun sein mittlerweile fünftes „Sams“-Buch „Sams in Gefahr“, das bereits in vierter Auflage vorliegt und auf Kinder- und Jugendbuchbestellerlisten zeitweise vor den Harry Potter-Bänden rangierte, für die Kinoleinwand adaptiert. Die Handlung von „Sams in Gefahr“ spielt elf Jahre nach dem ersten „Sams“-Film, kurz vor dem elften Geburtstag von Martin Taschenbier. Martin ist genauso schüchtern und introvertiert wie einst sein Vater, und wird in der Schule vom sadistischen Sportlehrer Daume schikaniert, der ihn vor allen Mitschülern lächerlich macht. Kein Wunder also, dass bei Martins Geburtstagsfeier gar keiner erscheint. Um Martin aufzuheitern, greift Vater Taschenbier zu den so genannten „Sams-Rückholtropfen“, und so kehrt das Sams zu den Taschenbiers zurück. Nun ist es Martin, der den Umgang mit den „Wunschpunkten“ lernen soll – was natürlich schief geht: Martin überwirft sich mit dem Sams, und dieses wird ausgerechnet vom verhassten Sportlehrer Daume entführt, der von den Wunschpunkten ausgiebig Gebrauch zu machen gedenkt.

Wie so häufig ist das Sequel „Sams in Gefahr“ nicht so geglückt wie der ursprüngliche, rundum gelungene Familienfilm „Das Sams“. So wiederholt der Film etwa bei den so genannten „Nebenwirkungen“ der von unbefugten Personen ausgesprochenen Wünsche mehrmals klamaukhafte, nur bedingt lustige Gags. Schwerer wiegt allerdings der Umstand, dass in einem Kinderfilm dem Kinderdarsteller Constantin Gastmann, der die eigentliche Hauptrolle Martin Taschenbier spielt, von Dominique Horwitz als Sportlehrer Fitzgerald Daume die Show gestohlen wird. Selbst in Franziska Buchs „Emil und die Detektive“ (2001), in dem Jürgen Vogel mit sichtbarer Begeisterung den Schurken mimte, spielte er die Kinderdarsteller nicht in den Hintergrund. Auch die Rolle der Tina, der einzigen Mitschülerin, mit der sich Martin anfreundet, geht im Erwachsenen-Ensemble völlig unter. Der Auftritt Christine Urspruchs nicht nur im Sams-Kostüm, also als Schauspielerin unkenntlich, sondern darüber hinaus in einer kleinen Nebenrolle als Referendarin Frau Scheinbar hat vermutlich eher mit Eitelkeit zu tun, als dass er dramaturgischen Notwendigkeiten entspringen würde.

Dennoch: die Hürde, einem überaus beliebten, hervorragenden Spielfilm eine Fortsetzung folgen zu lassen, haben die Filmemacher mit Bravour genommen. Das Drehbuch nimmt sich sogar einheitlicher als im Original-Samsfilm aus, in dem ja drei Bücher zu einer einzigen Handlung verarbeitet wurden, die skurrilen Nebenfiguren sind wiederum überaus liebevoll gezeichnet, das Produktionsdesign hat in Prag und im fränkischen Bamberg eine märchenhafte Ästhetik vor malerischer Kulisse entstehen lassen, und die schöne Musik von Nicola Pavioni schafft immer wieder den Brückenschlag zum ersten Sams-Film.

„Sams in Gefahr“ thematisiert den Reifungsprozess Martins. „Martins Abnabelungsprozess von seinem Vater ist der innere Motor der Geschichte“, erklärt Ko-Drehbuchautor und Produzent Ulrich Limmer. „Sams in Gefahr“ ist aber auch ein Film über Freundschaft und über Familienzusammenhalt und vor allem erneut über den richtigen Umgang mit Wünschen.
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