BROADWAY THERAPY | She s Funny that Way
Filmische Qualität:   
Regie: Peter Bogdanovich
Darsteller: Owen Wilson, Imogen Poots, Rhys Ifans, Jennifer Aniston, Kathryn Hahn, Will Forte
Land, Jahr: USA 2014
Laufzeit: 93 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: D
im Kino: 8/2015
Auf DVD: 12/2015


José García
Foto: Wild Bunch

Immer wieder werden Filme unwillkürlich Regisseuren zugesprochen, ohne von ihnen tatsächlich zu stammen. Als Paradebeispiel dafür gilt „Charade“ aus dem Jahre 1963 (mit Cary Grant und Audrey Hepburn in den Hauptrollen), der häufig als „der beste Hitchcock-Film, der nicht von Hitchcock gedreht wurde“ bezeichnet wird. Obwohl „Charade“ durch und durch „hitchcockesk“ genannt werden kann, führte bei ihm nicht der Meister des „Suspense“, sondern Stanley Donen Regie. Ähnlich verhält es sich mit Peter Bogdanovichs Film „Broadway Therapy“, der nun im regulären Kinoprogramm startet. Er könnte als der Film bezeichnet werden, der einem Woody-Allen-Film am nächsten kommt, ohne von diesem gedreht worden zu sein. Mit „Broadway Therapy“ (Originaltitel: „She s Funny that Way“) kehrt außerdem der 1939 geborene Peter Bogdanovich, dessen große Erfolge „Die letzte Vorstellung“ (1971), „Is was, Doc?“ (1972) und „Paper Moon“ (1973) allerdings bereits etwas länger zurückliegen, nach zwölf Jahren Kinopause auf die große Leinwand zurück.

Bereits die Eingangsmusik während des Vorspanns (der Klassiker „Heaven, I m in Heaven“) gemahnt an die klassische Filmmusik in einem Woody-Allen-Film. Ebenso typisch für einen Film des New Yorker Regisseurs nimmt sich die Ausgangssituation aus, die in „Broadway Therapy“ als Rahmenhandlung fungiert: Der neue Stern am Broadway Isabella „Izzy“ Patterson (Imogen Poots) schildert einer zynischen Reporterin während eines Interviews, wie es zu ihrer Schauspielkarriere kam. Die Handlung wird von Regisseur Peter Bogdanovich und seiner Mit-Drehbuchautorin Louise Stratten als lange Rückblende gestaltet.

Diese beginnt vier Jahre zuvor: Die aus kleinen Verhältnissen in Brooklyn stammende Izzy träumt davon, als Schauspielerin berühmt zu werden. Unterdessen muss sie sich allerdings als „Escort“-Girl über Wasser halten. Bis sie eines Abends auf den berühmten Theaterregisseur Arnold Albertson (Owen Wilson) trifft, der sie nicht nur zum Abendessen ausführt, sondern ihr auch noch zum Abschied 30 000 Dollar unter der Bedingung schenkt, dass sie ihren „Beruf“ aufgibt und sich auf die Schauspielerei konzentriert.

Izzi nimmt Arnolds Angebot wörtlich, und bewirbt sich sofort für eine Rolle ausgerechnet in einem neuen Broadway-Stück, bei dem Arnold Regie führt. Der Regisseur erholt sich schnell von der Überraschung und will mit aller Kraft verhindern, dass Izzi für die Rolle angenommen wird, spielt doch seine Frau Delta (Kathryn Hahn) in dem Stück die Hauptrolle. Arnolds Entscheidung weckt bei allen anderen Beteiligten Verwunderung, denn sowohl Delta als auch Hauptdarsteller Seth Gilbert (Rhys Ifans) und Autor Joshua Fleet (Will Forte) sind von Izzy begeistert. Joshua lädt Izzi sogar zum Abendessen ein, wofür er seine Freundin, die Psychotherapeutin Jane (Jennifer Aniston), versetzen muss, die zu allem Überfluss auch noch Izzis Therapeutin ist. Aus Trotz lässt sich daraufhin Jane von ihrem älteren Patienten, dem Richter Pendergast (Austin Pendleton), zum Essen einladen. In welches Lokal der Richter seine Therapeutin ausführen wird, kann sich der Zuschauer denken. Beim Italiener tauchen jedoch nicht nur Joshua und Izzi sowie Jane und der Richter auf. Auch Albert und Delta haben sich für ihr Abendessen für dieses Lokal entschieden. Später erscheint dort auch noch Seth, der schon lange in Arnolds Frau verliebt ist. Den Chaos-Reigen vervollständigt ein älterer Detektiv, den der in das Escortgirl verliebte Richter auf Izzi angesetzt hatte und der sich als Joshuas Vater entpuppt.

„Broadway Therapy“ erinnert nicht nur an verschiedene Woody-Allen-Filme. Die Vorbilder für die Charaktere in Bogdanovichs Film, der teilweise aus der Zeit gefallen zu sein scheint, liegen jedoch nicht nur in den Figuren aus dem Woody-Allen-Universum. Sie reichen noch weiter zurück. Denn „Broadway Therapy“ liefert eine Hommage an die klassischen Screwball-Komödien eines Frank Capra („Es geschah in einer Nacht“, 1934), eines Howard Hawks („Leoparden küsst man nicht“, 1938) oder eines George Cukor („Ehekrieg“, 1949), die sich durch Verwechslungen, witzige Dialoge und den Kampf der Geschlechter auszeichnen. Die sympathischen Darsteller tragen wesentlich zum positiven Eindruck bei. Zwar wirkt Imogen Poots als Izzi nicht ganz so naiv wie weiland Audrey Hepburn in der Callgirl-Rolle in „Frühstück bei Tiffany“. Sie verzaubert aber nicht nur mit ihren großen Augen das gesamte männliche Personal. Sie kann sich ebenso gegen ihre bekannteren Schauspieler-Kollegen behaupten, um zu Recht im Mittelpunkt des Filmes zu stehen. Auch Jennifer Aniston überzeugt als durchgedrehte Therapeutin, die aufgrund ihrer Neurosen eigentlich eher auf dem Patientensessel Platz nehmen sollte. Owen Wilson schafft es, den Zuschauer für den eigentlich unsympathischen, notorisch untreuen Theaterregisseur doch noch einzunehmen.

Obwohl „Broadway Therapy“ nicht für alle vermeintlich witzigen Situationen das richtige Tempo findet, und der Humor allzu oft auf Zoten zurückgreift, setzt Regisseur Peter Bogdanovich insgesamt auf bissige Dialoge und auch auf Running Gags – so etwa auf das plötzliche Auftauchen ehemaliger Verehrerinnen, die Arnold immer wieder bestätigen, dass er ihr Leben verändert hat, auf den verbalen Geschlechterkampf und die Verwechslungskomödie. Dadurch liefert Peter Bogdanovich eine zwar nicht ganz gelungene, aber doch sehenswerte, aktualisierte Version der Screwball-Komödie.
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