ASTERIX IM LAND DER GÖTTER | Astérix - Le Domaine des Dieux
Filmische Qualität:   
Regie: Alexandre Astier, Louis Clichy
Darsteller: (deutsche Sprecher): Milan Peschel, Charly Hübner
Land, Jahr: Frankreich 2014
Laufzeit: 93 Minuten
Genre: Animation
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 2/2015
Auf DVD: 8/2015


José García
Foto: Universum

Seit mehr als fünfzig Jahren gehört Asterix zu den meistgelesenen Comics, nicht nur in Frankreich. Die Geschichten des einzigen gallischen Dorfes, das nach der selbstverständlich in den Asterix-Heften völlig tabuisierten Schlacht bei Alesia im Jahre 52 v. Chr. den Römern im Allgemeinen und Julius Cäsar im Besonderen Widerstand leistet, wurden bereits in 107 Sprachen und Dialekten gedruckt. Nach Frankreich, wo 130 Millionen Exemplare über den Ladentisch gingen, ist Deutschland das Land mit den meisten Asterix-Anhängern. Einschließlich des letzten, im Oktober 2013 erschienenen Hefts „Asterix bei den Pikten“, wurden in Deutschland 120 Millionen Asterix-Alben verkauft. Ganz gleich ob sich die Handlung eines bestimmten Bandes im namenlosen gallischen Dorf oder in der Ferne (etwa „bei den Briten“, „bei den Belgiern“ oder „bei den Schweizern“) abspielt, kehren einige Ereignisse und Kommentare immer wieder, beispielsweise Obelix’ Beteuerung, er sei nicht dick. Solche „Running Gags“ tragen wesentlich zum Erfolg der „Asterix“-Reihe bei.

Bereits in den sechziger Jahren wurden einige Asterix-Alben als Zeichentrickfilm adaptiert. Seit 1999 gab es vier Verfilmungen als Realfilm, immer mit Gérard Depardieu als Obelix. Trotz der Beteiligung berühmter Schauspieler, etwa Monica Bellucci, Alain Delon oder zuletzt Catherine Deneuve, hielt sich der Erfolg der vier Asterix-Realverfilmungen – zuletzt „Asterix und Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät“ (2012) – eher in Grenzen. Nun startet im regulären Kinoprogramm der erste Asterix-Animationsfilm „Asterix im Land der Götter“, der auf dem 1971 erschienenen Band „Le Domaine des Dieux“ (deutsch „Die Trabantenstadt“, 1974) basiert.

Die Filmemacher Louis Clichy und Alexandre Astier nutzen die Möglichkeiten der computererzeugten Bilder bereits zu Beginn, als Julius Cäsar seinen Beratern sein neuestes Vorhaben vorführt, um die unerschrockenen Gallier doch noch zu besiegen: Anhand eines täuschend echten Modells erläutert Cäsar seinen Plan. Wenn die Gallier nicht auf dem Schlachtfeld zu besiegen sind, dann probiert es der römische Feldherr mit einer neuen Taktik: Direkt vor dem Tor des gallischen Dorfes soll eine römische Siedlung mit allen Finessen entstehen, die die ungehobelten Gallier durch die verfeinerte Lebensführung gleichsam zähmen und in die römische Zivilisation integrieren soll.

Zum Bau der Trabantenstadt entsendet Cäsar seinen Baumeister Quadratus nach Gallien. Dieser hat allerdings nicht mit den besonders schwierigen Bedingungen gerechnet. Denn die Liebe zu den Bäumen von Obelix’ kleinem Hund Idefix – ein immer wiederkehrendes Motiv in den Asterix-Alben – lässt den Druiden Miraculix einen Zaubertrank besonderer Art entwickeln: Wo ein Baum gefällt wird, wachsen über Nacht zwei neue. Bald verlangen darüber hinaus die als Bauarbeiter eingesetzten Sklaven eine Anpassung des Tarifvertrags. Weil diese aber ein versorgtes Leben bei den Römern der Freiheit vorziehen, entsteht doch noch die Trabantenstadt. Das gallische Dorf wird zur Touristenattraktion, wo römische Neureiche allerlei „Antiquitäten“ zu exorbitanten Preisen kaufen. Langsam lassen sich die einst wilden Gallier vom Reichtum bestechen. Irgendwann einmal ziehen sie sogar in die römische Stadt, um ein Leben im Luxus genießen zu können. Cäsars Plan scheint aufzugehen, wären da nicht die unbestechlichen Asterix und Obelix, die im ehemaligen Wald gar keine Wildschweine mehr finden.

Der Vorspann von „Asterix im Land der Götter“ stellt mit seinen Cartoon-mäßig gezeichneten Figuren eine Hommage an die Asterix-Bände dar. Wenn auch sie dann im Film vollplastisch wirken, verlieren sie jedoch nicht die Anmutung, die sie an die gezeichneten Charaktere erinnern. Dennoch besitzen beispielsweise Helme, Schwerter, Panzerungen eine echt metallische Wirkung. Die 3D-Effekte überzeugen hingegen kaum. Obwohl sie naturgemäß den Bildern etwas mehr Tiefe verleihen, scheint der 3 D- Einsatz kaum gerechtfertigt.

Zwar kann „Asterix im Land der Götter“ als eigenständiger Animationsfilm auch von den Zuschauern verstanden werden, die Asterix nicht kennen. Der Film von Alexandre Astier und Louis Clichy enthält aber eine ganze Reihe Motive aus den Asterix-Bänden, vom Wildschweinejagd über die Versuche des Obelix, zusammen mit allen anderen Dorfbewohnern vom Zaubertrank zu trinken, bis zu den Schlägereien zwischen dem Schmied Automatix und dem Fischhändler Verleihnix sowie natürlich die Jagd auf die römischen Soldaten. Wie bereits häufig in den Asterix-Bänden gibt es auch Zitate, so etwa in dem Satz „Hier kommt keiner vorbei“, der sich als eine Anspielung auf Gandalf im ersten „Der Herr der Ringe“-Film ausnimmt. Die hervorragende Figurenzeichnung wird von der gelungenen Synchronisation (Milan Peschel als Asterix, Charlie Hübner als Obelix) sowie von der spaßigen Filmmusik (etwa „Sarà perché ti amo“ von Ricchi e Poveri) bestens unterstützt.

Zwar kann der Film von Astier und Clichy gesellschaftskritisch als Widerstand gegen die Übernahme durch eine fremde Kultur beziehungsweise als Kritik gegen die Verweichlichung durch Wohlstand verstanden werden. In erster Linie ist „Asterix im Land der Götter“ jedoch eine gelungene Übertragung der Figuren und Abenteuer, die seit mehr als einem halben Jahrhundert sowohl ein junges als auch ein erwachsenes Publikum begeistern, auf die große Leinwand.
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