ALLES IST LIEBE | Alles ist Liebe
Filmische Qualität:   
Regie: Markus Goller
Darsteller: Nora Tschirner, Tom Beck, Heike Makatsch, Wotan Wilke Möhring, Katharina Schüttler, Fahri Yardim, Christian Ulmen, Friedrich Mücke, Inez Bjørg David, Elmar Wepper
Land, Jahr: Deutschland 2014
Laufzeit: 120 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2014


José García
Foto: Universal

Frankfurt am Main, 21. Dezember. In der säkularisierten Gesellschaft einer deutschen Metropole steht nicht etwa ein Krippenspiel – obwohl im Laufe der Handlung ein solches Weihnachtsspiel in einer Schule aufgeführt werden wird –, sondern eine „Christmas-Show“ nach amerikanischem Vorbild im Mittelpunkt. Hunderte von Kinderaugen blicken auf den Main, wo nicht das Christkind, sondern eben der Weihnachtsmann mit einem Schiff anlegen soll. Die ganze Show wird vom Lokalsender „Skyline“ live übertragen. Plötzlich hat Aufnahmeleiterin Alice (Inez Bjørg David) aber ein Problem. Denn der für den Auftritt vorgesehene Weihnachtsmann hat einen Herzinfarkt erlitten. Alice muss schleunigst einen Ersatz finden – und findet ihn in dem griesgrämigen Martin (Elmar Wepper), der nach 30 Jahren mit einer schäbigen Reisetasche nach Frankfurt soeben zurückkehrt ist. Nicht gerade begeistert von der Idee, in einem Weihnachtsmann-Kostüm zu stecken, sagt Martin dennoch zu. Schließlich braucht er Geld. Sein Auftritt nimmt jedoch eine ganz andere Wendung, als die kleine Lotte in den Fluss fällt und er sie mit einem beherzten Sprung aus dem Wasser rettet.

Weil dies live übertragen wurde, sieht Kerem (Fahri Yardim) seine Tochter Lotte an seinem Stand auf dem Weihnachtsmarkt im Fernsehen, und rennt dorthin. Obwohl Kerem schon vor geraumer Zeit seine Stelle verloren hat, verheimlicht er es vor seiner Frau Simone (Katharina Schüttler) und den beiden Kindern. Mit dem Verkauf von Plastikweihnachtsmännern aus China versucht er, etwas Geld für die Weihnachtsgeschenke zu verdienen. Zu der „Christmas-Show“ ist als besonderer Gast Jan Silber (Tom Beck) eingeladen, der in Hollywood zum Superstar aufgestiegen ist. Bei der Show trifft er auf Kiki (Nora Tschirner), mit der er vor zehn Jahren verlobt war, ehe sich der gebürtige Frankfurter in die Welt der Traumfabrik begab. Allerdings macht hier Wiedersehen nicht gerade Freude: Jan lacht sich über Kikis Verkleidung als Geschenkpaket schlapp, was sie dazu anstiftet, sein Handy in ihrem Kostüm verschwinden zu lassen. Auch die Beziehung zwischen Hannes (Wotan Wilke Möhring) und seiner Frau Clara (Heike Makatsch) steckt in der Krise. Sie verlangt die Scheidung, nachdem er sie mit einer Lehrerin des kleinen Sohnes betrogen hat. Aber Hannes bereut seine Untreue und gibt seine Ehe nicht auf. Der fünfte Handlungsstrang in Markus Gollers Ensemblefilm „Alles ist Liebe“ handelt von einem in deutschen Komödien inzwischen unvermeidlichen Schwulenpaar: Kikis Bruder Viktor (Christian Ulmen) möchte seinen Freund, den Bestattungsunternehmer Klaus (Friedrich Mücke) heiraten. Sogar die Hochzeitstorte ist bestellt, als Klaus plötzlich Zweifel bekommt, ob eine Ehe mit seinem Freund Viktor wirklich das Richtige für ihn ist und ob die beiden überhaupt eine gemeinsame Zukunft haben können.

Um die fünf unterschiedlichen Erzählstränge miteinander zu verknüpfen, greift Drehbuchautorin Jane Ainscough hin und wieder auf „Zufälle“ zurück, beispielsweise als Kerem den Fernseher just in dem Moment einschaltet, als im Lokalfernsehen die Rettung seiner Tochter gezeigt wird. Das Missverständnis, warum die Beziehung zwischen Kiki und Jan in die Brüche ging, nimmt sich darüber hinaus arg unglaubwürdig aus. Dennoch gelingt Drehbuchautorin Ainscough und Regisseur Markus Goller diese Verknüpfung im Großen und Ganzen ziemlich gut, vor allem dank der sympathischen Darsteller.

Schwerer wiegt es allerdings, dass einige dieser Geschichten einen ganz anderen Ton haben als die restlichen. So wirken die Verkleidungen, die Kiki und Jan immer wieder tragen, ziemlich albern. Dagegen nimmt sich der Erzählstrang mit Hannes und Clara viel stimmiger aus. Wotan Wilke Möhring stellt die Verzweiflung authentisch dar, mit der Hannes seinen schweren Fehler wiedergutmachen und seine Familie zurückbekommen möchte. Heike Makatsch als Clara trägt ebenfalls dazu bei, die Ehekrise vielschichtig darzustellen. Zwar zeigt sich Fahri Yardim als Kerem mit seinen ausgefallenen Geschäftsideen etwas zu verspielt. Dem Darsteller nimmt der Zuschauer jedoch Kerems Liebe zu seiner Familie als Antrieb für seine etwas chaotischen Geschäftsideen ohne weiteres ab. Katharina Schüttler wiederum verkörpert die Sorgen von Kerems hochschwangerer Frau Simone ebenso glaubwürdig. Insbesondere berührt aber der mürrische und einsilbige Martin, der nach langer Zeit in die Stadt zurückgekommen ist, um offenbar einen alten Fehler wiedergutzumachen. Elmar Wepper gestaltet ihn als geheimnisvollen Mann, dem die einst auf sich geladene Schuld anzumerken ist. Die lichten Bilder, die Kameramann Ueli Steiger aus der filmisch eher unverbrauchten Stadt Frankfurt am Main hervorzaubert, verleihen „Alles ist Liebe“ eine besondere Aura. Sie tragen in hohem Maße zur stimmungsvollen Inszenierung bei.

Die Mischung aus ungestümer, teilweise dem Slapstick naher Komik und den emotionalen Momenten, der noch ein Schuss Weihnachtsmärchen beigemischt wird, gelingt Regisseur Goller zwar nicht durchgehend. Dafür sind die einzelnen Handlungsstränge viel zu uneinheitlich und das Drehbuch auch über weite Strecken allzu konstruiert. Die Liebenswürdigkeit der meisten, von gut aufgelegten Schauspielern dargestellten Figuren macht jedoch einiges wieder wett. Sie hilft über einige Drehbuchholprigkeiten hinweg und lässt den Zuschauer gerne an Liebe und Versöhnung glauben, die so manches Hindernis überwinden.
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