QUATSCH – UND DIE NASENBÄRBANDE | Quatsch – und die Nasenbärbande
Filmische Qualität:   
Regie: Veit Helmer
Darsteller: Ulrich Voss, Nora Börner, Justin Wilke, Mattis Mio Weise, Henriette Kratochwil, Charlotte Röbig, Pieter Dejan Budak, Fritzi Haberlandt, Benno Fürmann, Samuel Finzi, Alexander Scheer
Land, Jahr: Deutschland 2014
Laufzeit: 82 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 11/2014
Auf DVD: 5/2015


José García
Foto: farbfilm

Selten lässt ein Kinderfilm seine kleinen Protagonisten sich so sehr austoben wie „Quatsch – und die Nasenbärbande“ von Veit Helmer. Sie führen eine Lok, steuern ein Schiff und wenn es sein muss, machen sie auch ein paar Häuser mit einem Kran kaputt. Kurzum: Die vierjährigen Rieke (Nora Börner), Suse (Henriette Kratochwil), Lene (Charlotte Röbig), Max (Justin Wilke), Ben (Mattis Mio Weise), und Paul (Pieter Dejan Budak) machen ziemlich viel Quatsch. Daher auch der Filmtitel. Allerdings bezieht sich dieser auch auf den Nasenbären „Quatsch“, nach dem die Bande der sechs Kinder benannt ist. Selbstverständlich spielt der Nasenbär (ein südamerikanischer Verwandter des Waschbären) eine zentrale Rolle in Helmers Film. Übrigens: Er trinkt ausschließlich Erdbeer-Milchshake.

Die sechs Kinder leben mit ihren Familien im Dorf Bollersdorf, das in der Mitte Deutschlands und Europas liegt und total durchschnittlich ist. Vier von den sechs Kindern haben Vater und Mutter, nur Lene hat eine alleinstehende Mutter (Jule Böwe) und Ben einen alleinstehenden Vater (Fabian Busch). Das Besondere aber an den Kindern von Bollersdorf: Jede der sechs Familien ist eine Dreigenerationenfamilie. Mit den Kindern lebt auch entweder ein Großvater oder eine Großmutter. Die Beziehung zwischen Kind und Opa respektive Oma spielt ebenfalls eine herausragende Rolle in „Quatsch – und die Nasenbärbande“.

Das Leben in Bollersdorf gestaltet sich recht idyllisch: Die Erwachsenen arbeiten als Feuerwehrmann, so Riekes Vater Günther (René Dumont), als Tankwart wie Max Vater Gerhard (Samuel Finzi) oder als Bäcker – so Pauls Eltern Elke (Margarita Broich) und Klaus (Jörg Witte). Die Mütter sind auch berufstätig – mit Ausnahme von Riekes Mutter Gaby (Fritzi Haberlandt). Die Berufe der Eltern kontrastieren jedoch mit den ehemaligen Beschäftigungen der Opas und Omas: Riekes Oma Frieda (Vera Kluth) war Polarforscherin, Max Opa Fritz (Ulrich Voss) für die erste Raketenantriebe verantwortlich, Lenes Oma Julietta (Lissy Tempelhof) eine berühmte Kunstfliegerin. Pauls Opa Gustav (Achim Hübner) baute das erste Tiefsee-U-Boot, Suses Opa Oskar (Georg Tryphon) komponiert ganz ausgefallene Musik. Und Bens Opa Rembert (Ulrich Krohm) erfand einst die Molekularküche. Mit den Großeltern machen die Kinder gerne Quatsch, wenn sie sich nicht in ihrem Geheimversteck auf einem Kran aufhalten.

Die aus einer Vielzahl kleinteiliger Szenen bestehende Handlung wird vorangetrieben, als das Dorf gerade wegen seiner Durchschnittlichkeit von der „Gesellschaft für Konsumforschung“ GFK entdeckt wird. An die „grauen Herren“ von Michael Endes „Momo“ erinnernde Manager (Chef: Alexander Scheer) setzen die Bollersdorfer als Versuchskaninchen ein: Was ihnen gefällt, wird sich wohl überall gut verkaufen lassen. Die Erwachsenen und insbesondere der Stadtrat (Udo Schenk) sind von der Idee begeistert. Im Gegensatz zu den Kindern, die etwa blaues Nutella oder grüne Cornflakes eklig finden. Zum Widerstand entschließt sich die Nasenbärbande endgültig, als die Manager der GFK ihre geliebten Omas und Opas ins Heim abschieben wollen, damit der Altersdurchschnitt wieder passt. Auch Quatsch soll weg, weil die GFK findet, dass in ein normales Dorf kein Nasenbär hingehört. Aber den Kindern gelingt es, den Nasenbären vor dem Tierpfleger (Benno Fürmann) zu verstecken. Nun kommt Quatsch auf eine geniale Idee: Mit abenteuerlichen Erfindungen und verrückten Weltrekorden wollen die Kinder Bollersdorfs Einzigartigkeit beweisen, damit die Konsumforscher endlich wieder verschwinden.

Veit Helmer erzählt mit hohem Tempo und viel Gespür für Slapstick. Dazu führt Mit-Drehbuchautor und Regisseur Helmer aus: „Natürlich schaukeln sich sechs Kinder untereinander gern mal hoch, doch genau diese Wildheit brauchte ich in vielen Szenen, etwa wenn die Nasenbärbande schreiend auf den Traktor klettert oder mit dem Müllwagen fährt. Alle sechs waren sehr lebendig und mutig. Ich befürchte fast, dass sie mal von doofen Lehrern mit ADHS diagnostiziert werden. Es gibt aber auch sehr ruhige Momente im Film, wo sie traurig sind, etwa als ihre Großeltern ins Altenheim gesteckt werden. Diese Szenen haben sie ebenfalls toll gemeistert.“

Auch wenn Helmer erwachsene Themen wie Konsumkritik und generationsübergreifendes Miteinander – herrlich, wie sich die Kinder gegen die Abschiebung ihrer Großeltern ins Altersheim auflehnen – anspricht, so behält der Regisseur mit Hilfe seines Kameramanns Felix Leiberg und einer kindgerechten Musik stets die Kinderperspektive bei. Den besorgten Eltern, denen der eine oder andere Streich der Nasenbärbande zu gefährlich erscheinen könnte, begegnet Veit Helmer folgendermaßen: „Da bin ich unbesorgt, denn kleine Zuschauer wissen ganz genau, wenn etwas völlig überhöht dargestellt wird und können sehr gut zwischen Film und Realität unterscheiden.“
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