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José GarcÃa Foto: Majestic Mit der Neuregelung der Sterbehilfe will sich der Bundestag bis Herbst 2015 Zeit lassen. Bislang ist aktive Sterbehilfe â also Tötung auf Verlangen â in Deutschland verboten, die Beihilfe zum Suizid jedoch erlaubt. Die Debatte hat bereits im Parlament begonnen, denn Abgeordnete ohne Fraktionszwang sollen verschiedene Gruppenanträge erstellen, über die dann der Bundestag abstimmt. In der Gesellschaft gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. Eine Widerspiegelung dieser Tendenzen findet sich auch im Film â einem Medium, das auf den Zuschauer einen bedeutenden emotionalen Einfluss ausübt. Im Gegensatz etwa zum mit dem Oscar 2005 für den âBesten nicht-englischsprachigen Filmâ ausgezeichneten âDas Meer in mirâ von Alejandro Amenábar, der auf sehr manipulative Art für Sterbehilfe eintrat, gingen zuletzt deutsche Filme auf Distanz zum assistierten Selbstmord. So etwa der Kinofilm âRuhmâ (Isabel Kleefeld, 2011): Hier sucht eine unheilbar Kranke einen Schweizer Sterbehilfeverein auf, entscheidet sich aber im letzten Augenblick fürs Weiterleben. Der Fernseh-Spielfilm âKomm schöner Todâ (Friedemann Fromm, April 2012) veranschaulicht den flieÃenden Prozess von der sterbenswillige Einzelperson zur Kommerzialisierung des Sterbens. Nun startet ein deutscher Spielfilm im Kino, der sich als ein Plädoyer für den ärztlich assistierten Suizid ausnimmt. Der etwa dreiÃigjährige Hannes (Florian David Fitz) müht sich in seiner Frankfurter Wohnung auf dem Hometrainer ab. Obwohl ihm die Kraftanstrengung deutlich anzumerken ist, lässt er nicht davon ab. Denn er will unbedingt die jährliche Fahrradtour mit seinem Freundeskreis und seinem Bruder Finn (Volker Bruch) unbedingt mitmachen. Was nur seine Frau Kiki (Julia Koschitz), aber weder Finn noch Hannesâ Freunde wissen: Der junge Mann leidet schon seit einiger Zeit an der unheilbaren Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Am nächsten Morgen stehen schon die Freunde da: der notorische Frauenheld Michael (Jürgen Vogel) sowie das Ehepaar Mareike (Victoria Mayer) und Dominik (Johannes Allmeyer). Als endlich Finn mit seinem alten Drahtesel dazu stöÃt, kann die Reise endlich beginnen. Auf Hannesâ Wunsch geht es dieses Jahr nach Belgien. Die anderen wundern sich zwar über die Wahl des Reiseziels. Den eigentlichen Grund erfahren sie aber erst, als die Gruppe bei Jens einkehrt. Auch er fährt jedes Jahr mit. Diesmal muss er passen, da er sich ein Bein gebrochen hat. Ãberraschenderweise ist dort auch Hannesâ und Finns Mutter Irene (Hannelore Elsner) zu Besuch. Als sie beim Abendessen plötzlich in Tränen ausbricht, bleibt Hannes nichts anderes übrig, als sein Schweigen zu brechen. Die Ãrzte geben ihm noch drei bis fünf Jahre, er wolle aber nicht so lange warten, denn seit einem halben Jahr hätten seine Kräfte merklich nachgelassen. In Ostende hat er einen Arzt kontaktiert, der ihm seinen Wunsch erfüllen will. Drehbuchautorin Ariane Schröder und Regisseur Christian Zübert stellen zwar die Handlung um Hannesâ Wunsch nach assistierter Selbsttötung in den Mittelpunkt. Um dieses dramatische Sujet herum schaffen sie einige Nebenstränge, die sich insbesondere um die Freundschaft dreht und selbstverständlich viele komische Elemente enthält, so dass ihr Film âHin und Wegâ als Tragikomödie bezeichnet werden kann. Dies zeigt sich etwa in einer ausgelassenen Schlammschlacht, vor allem aber in dem Brauch der Clique, während der Jahresfahrradtour Aufgaben zu erfüllen: Jeder teilt seinem Sitznachbarn auf einem Bierdeckel eine Aufgabe oder Mutprobe zu, die nur die beiden kennen. Dabei fallen die Figuren ziemlich stereotyp aus, wenn auch die guten Schauspieler sie mit Leben füllen. Zu den emotionalen Szenen â insbesondere Hannesâ Abschied von seiner Mutter und von seiner Frau Kiki, aber etwa auch Finns Wutausbruch â kommen Sequenzen hinzu, in denen die übrigen Gruppenmitglieder ihre Probleme zu bewältigen haben, sowie typische âRoadmovieâ-Szenen, in denen Kameramann Ngo The Chau die Herbstlandschaft zur Geltung bringt. Durch das gemeinsam erlebte Vergnügen, insbesondere aber durch das von Hannesâ Erkrankung ausgelöste Bewusstsein, wie schnell ein Leben vorbei sein kann, kommen sich Mareike und Dominik wieder näher â wenigstens vorerst. Ãber alle Nebenstränge hinaus konzentriert sich âHin und Wegâ jedoch auf das Sujet aktive Sterbehilfe. Wenn Hannesâ Freunde zunächst einmal gegen seinen Plan rebellieren, dann weil sie ihm nicht einfach beim Sterben zusehen wollen. Lediglich sein Bruder Finn (âEy, Du hast aufgegeben, bevor es überhaupt losgegangen istâ) und vor allem seine Mutter Irene versuchen, Hannes von seinem Vorhaben abzubringen. Die letzten Jahre ihres ebenfalls an ALS verstorbenen Mannes findet die Mutter trotz Krankheit lebenswert: âJa, es war es wert. Jede Sekunde. Und es war schön.â Aber Hannes lässt sich nicht umstimmen. Gerade das, was sein Vater damals durchmachte, möchte er nicht erleben. Sein Entschluss ist schon gefasst. Eine weitere Diskussion lässt er einfach nicht zu. Dadurch, dass âHin und Wegâ die Nebenhandlugen, die Freundschaft und sonstige lebensbejahende Aspekte betont, entziehen sich Drehbuchautorin und Regisseur einer Erörterung der Problematik um die aktive Sterbehilfe. Weil ethische Aspekte ohnehin unberücksichtigt bleiben, stellen sie Hannesâ Entscheidung als bloà subjektiven, gefühlsmäÃigen Entschluss dar. |
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