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José García Foto: Neue Visionen
Ein alter Mann liegt im Bett in einem Saal voller Bettchen, in denen Säuglinge schreien. Die Eingangsszene stellt sich bald als Traum dar. Der im Krankenhaus Liegende ist ein alter Priester, der einem jüngeren, engagierten Mitbruder von seinen Sünden berichtet, die ihm solche Alpträume bescheren. Der kroatische Regisseur Vinko Brean erzählt denn auch seinen Film Gott verhüte! (Svecenikova djeca), der nach zahlreichen Festivalteilnahmen nun im regulären Kinoprogramm startet, als ausgedehnte Rückblende. Die Rahmenhandlung unterbricht die Rückblende lediglich hin und wieder.Der nun im Krankenhaus liegende Geistliche kam dereinst als junger katholischer Priester Fabian (Kreimir Mikic) auf eine kleine dalmatinische Insel, um nach einer Übergangszeit die Gemeinde vom alten Dorfpfarrer Jakov (Zdenko Botic) zu übernehmen. Bald stellt er allerdings fest, dass er mit dem alten Pfarrer nicht mithalten kann. Nicht nur, dass er im Gegensatz zu Don Jakov weder Boule noch Fußball spielt, und auch keinen einzigen Ton trifft, während der alte Pfarrer mit Begeisterung den Kinderchor leitet. Außerdem wartet Fabian vergeblich in seinem Beichtstuhl, während sich vor dem des alten Pfarrers eine lange Schlange bildet. Einmal verirrt sich der Kioskbesitzer Petar (Nika Butijer) doch noch in Fabians Beichtstuhl. So erfährt der junge Geistliche, warum er auf der Insel immer wieder zu Beerdigungen, aber nie zu Taufen gerufen wird: Petar betreibt einen äußerst regen Kondomverkauf. Erschüttert über die Einstellung der Inselbewohner zur Sexualität kommt der junge Priester auf eine Idee: Eine einfache Nadel macht das Verhütungsmittel unbrauchbar es läge erneut in Gottes Hand, ob ein Kind gezeugt wird oder nicht. Bald reicht eine einfache Nadel nicht mehr aus. Fabian und Petar gehen zur Massenproduktion über, indem sie eine Nähmaschine einsetzen. Um aber ihren Plan zu Ende auszuführen, müssen Fabian und Petar noch den Dorfapotheker Marin (Draen Kühn) davon überzeugen, die Antibabypille durch einfache Vitamintabletten zu ersetzen. Endlich stellen sich erste Erfolge ein: Zu den neuen Geburten kommt die eine oder andere Eheschließung hinzu, damit außerhalb der Ehe gezeugte Kinder verheiratete Eltern haben. Zum ersten Mal in dreißig Jahren übersteigen die Geburten die Zahl der Verstorbenen. Bald werden auch die Medien auf den ungewöhnlichen Anstieg der Geburtenrate aufmerksam. Sie prägen den Begriff Insel der Liebe, was wiederum ausländische Touristen mit Kinderwunsch anzieht: Im eiskalten Meer vor der Insel zu baden, gilt als Heilmittel gegen Unfruchtbarkeit. Als aber Petars Frau Marta (Marija karièiæ) ein Kondom in Fabians Hose findet und sich an den Bischof wendet, ein Neugeborenes vor dem Haus des Kaplans abgegeben und kurzerhand von Petar und seiner Frau adoptiert wird, und zu allem Überfluss ein schwangeres junges Mädchen verschwindet, läuft Fabians Plan aus dem Ruder. Gott verhüte! beginnt in einem komödiantischen, mit Slapstick-Einlagen gespickten Ton, der an eine deftig balkanische Spielart von Don Camillo denken lässt. Diese komödiantische Anmutung bekommt jedoch nach und nach tragische Risse. Dazu führt Regisseur Vinko Brean aus: Die Realität, in der wir leben, erlaubt es mir nicht, ausschließlich Komödien zu drehen. Daher musste ich im zweiten Teil des Films dramatische Elemente in die komische Struktur einbauen, zunächst eher versteckt und schließlich ganz offensichtlich. Diese kleinen dramatischen Elemente sind Anzeichen dafür, dass das Ende des Films von Ernsthaftigkeit und einer Tragödie geprägt sein wird. Dramaturgisch ist diese Wendung keinesfalls gelungen, auch wenn das Drehbuch von Regisseur Brean und seinem Mitautor Mate Matiiæ sowohl die Haupt- als auch einige Nebenfiguren durchaus nuancenreich zeichnen. Obwohl der Film bis zuletzt seinen teilweise etwas brachialen Humor beibehält, geht die Leichtigkeit des Filmbeginns verloren. Unter dem Mantel einer satirischen Komödie spart Regisseur Vinko Brean nicht mit seiner Kritik an der katholischen Kirche. Über das Thema des Umgangs mit der Sexualität hinaus reicht die Schelte von der karikaturhaften Zeichnung eines Bischofs, der in einem Luxus-Schiff auf die Insel kommt und nur darum besorgt ist, dass die sexuellen Eskapaden seiner Priester nicht Minderjährige als Ziel haben, über Kindesmissbrauch durch einen Priester bis hin zu einem handfesten Zerrbild der Beichte (Uns gegenseitig die Absolution zu erteilen, hat keinen Sinn). Zwar lassen Regisseur Brean und sein Drehbuch-Mitautor Matiiæ kaum an jemandem ein gutes Haar so geißeln sie auch Rassismus, Nationalismus und im Allgemeinen den verstiegen-surrealen Lebensstil des Balkan-Mittelmeerraums. Das Ziel ihrer Verspottung sind jedoch ganz offensichtlich bigotte Priester und verweltlicht-machthungrige Bischöfe: Die katholische Kirche und ihre Dogmen werfen Konflikte zwischen Aufrichtigkeit und Manipulation, Zölibat und Sexualität, Nächstenliebe und Pädophilie, Religion und Scheinheiligkeit auf (Vinko Brean). Die witzig-deftige Komödie mit schwarzhumorigen Untertönen entwickelt sich zunächst unmerklich, bald aber allzu offensichtlich zu einer bissigen Satire auf die katholische Kirche. |
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