OTTO IST EIN NASHORN | Otto er et næsehorn
Filmische Qualität:   
Regie: Kennetz Kainz
Darsteller:
Land, Jahr: Dänemark 2013
Laufzeit: 76 Minuten
Genre: Animation
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 6/2014
Auf DVD: 10/2014


José García
Foto: kinostar

Der zehnjährige Topper lebt mit seinen Eltern in einem kleinen dänischen Küstendorf – oder eigentlich mit seiner Mutter. Denn Toppers Vater ist als Seemann ständig auf See. Der Junge vermisst ihn sehr. Topper stellt sich sogar immer wieder die Frage, ob sein Vater jemals wieder nach Hause kommen wird. Trotz seiner Freundschaft mit dem gleichnamigen Viggo fühlt sich der Junge deshalb etwas einsam. Gerne würde er auch die Klassenkameradin Sille näher kennenlernen. Sie hält ihn jedoch für verrückt. Dennoch lädt sie Topper zu ihrem Geburtstag ein, was dem Jungen ein neues Problem beschert: Was soll er ihr für ein Geschenk mitbringen?

Auf einem seiner Streifzüge durch die Umgebung findet Topper einen eher unscheinbaren Bleistift. Als er an eine Wand ein Herz mit seinen und Silles Initialen schreibt, stellt er verblüfft fest, dass die Zeichnung wenig später verschwunden ist. Dafür hat sie sich aber in einen Gegenstand verwandelt. Die gleiche Erfahrung macht Topper nun wenig später, als er in seinem Kinderzimmer ein Nashorn an die Wand malt. Bald darauf hören er und Viggo ein Poltern aus dem Zimmer: Statt einer Zeichnung steht ein lebendiges, hellgrün-gelbliches aber leibhaftiges Nashorn im Zimmer. Das tonnenschwere Tier hat einen Nashorn-Hunger, den es zunächst einmal einfach mit den Möbeln zu stillen versucht. Wie kann Hopper ein riesiges, wildes Tier in seiner Wohnung verstecken und auch noch ein Geschenk für Sille kaufen, um pünktlich zu ihrem Geburtstag zu erscheinen? Gar nicht so einfach angesichts des Chaos, das „Otto“ – so nennt Topper das Nashorn – bald anrichtet.

Basierend auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Ole Lund Kirkegaard erzählt Regisseur Kennetz Kainz diese phantastische Geschichte kindgerecht. Die Figurenzeichnung scheint auf den ersten Blick einfach, etwa in den karikaturhaften Gesichtszügen: sie zeichnen sich durch große Ohren und Nase und leicht überdimensionierte Hände aus. Etliche Erwachsene neigen darüber hinaus zur Leibesfülle mit ganz schön runder Figur, wiederum andere – etwa Viggos Vater – sind dagegen spindeldürr.

Dieser erste Eindruck trügt jedoch. Toppers Sommersprossen und sein wildes, struppiges Haar etwa sind detailreich und sorgfältig gezeichnet. Damit korrespondiert die Figurenzeichnung mit den herrlich skizzierten Nebenfiguren: Da ist Viggos Vater, der sich alles Mögliche einfallen lässt, damit endlich Kundschaft in sein Restaurant strömt. Oder Toppers ältlicher Nachbar, der auf die schwerhörige, etwa gleichaltrige Nachbarin ein Auge geworfen hat. Großartig zugespitzt zeichnet Kennetz Kainz ebenso das Konditor-Ehepaar: Der kleine Mann mit dem hohen Bäckerhut und dem Spitzschnurrbar bildet mit der großen und besonders beleibten Frau einen erheiternden Kontrast.

Überzeichnet und ein wenig grotesk wirken auch die Häuser und Straßen des kleinen Dorfes sowie die wenigen ins Bild kommenden Autos, was durch sehr vertikale Kamerafahrten unterstrichen wird. „Otto ist ein Nashorn“, der sich eigentlich an eher kleinere Kinder richtet, bietet aber auch schrullige Details, so etwa den Kinderwagen, auf dem Hopper seinen Freund Viggo zur Schule fährt, und der eigentlich nur ein Wrack ist. Die Animation entspricht eher der Wahrnehmung eines Jungen mit einer lebhaften Fantasie. Nur die Musik hört sich recht konventionell an, so beispielsweise das nichtssagende „Liebe Sommerferienzeit“.

Kindgerecht bietet „Otto ist ein Nashorn“ allerdings auch interessante Themen. So zieht sich durch den ganzen Film Toppers Sehnsucht nach dem abwesenden Vater, was ihn etwa dazu führt, im Unterricht einen Film über Afrika – wo er ihn vermutet – zeigen zu wollen. Aber auch erste Verliebtheit und Freundschaft sind weitere Fragen, die „Otto ist ein Nashorn“ angenehm unaufgeregt anspricht. Obwohl sich die Konflikte, darunter auch das vom Nashorn verursachte Tohuwabohu, allzu einfach auflösen, überzeugt die visuell ansprechende Weise, in die Regisseur Kennetz Kainz die phantasievolle Erzählung taucht.
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