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Foto: Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Als âBester Spielfilmâ des Jahres 2013 wurde bei der 86. Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag von den Mitgliedern der US-Filmakademie Steve McQueens â12 Years A Slaveâ gewählt. Das politisch engagierte Sklaverei-Drama bekam noch zwei weitere Preise überreicht: in den Kategorien âBestes adaptiertes Drehbuchâ (John Ridley) und âBeste Nebendarstellerinâ (Lupita Nyongâo). Die meisten Oscars erhielt jedoch Alfonso Cuaróns âGravityâ. Das Drama um eine Mutter, die den Tod ihrer kleinen Tochter erst nach einer Tragödie im Weltall zu akzeptieren vermag, wurde in sieben Kategorien ausgezeichnet, darunter auch âBeste Regieâ. Wie im letzten Jahr, als âArgoâ als Bester Film gewählt, aber Ang Lee für âLife of Piâ zum besten Regisseur gekürt wurde, gingen diese zwei wichtigsten Preise an zwei verschiedene Filme. Dadurch kam Brad Pitt, der bereits dreimal als Schauspieler nominiert worden war, zu seinem ersten Oscar â als Produzent von â12 Years A Slaveâ. Der Film über den auf den wahren Tatsachen beruhenden Leidensweg des schwarzen Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor), der in Saratoga, New York als freier Mann mit Frau und zwei Kindern lebt, ehe er im Jahre 1841 in den Süden verschleppt und versklavt wird, ist auÃerdem der erste in der Oscar-Königskategorie ausgezeichnete Film von einem schwarzen Regisseur.
Der filmisch brillante âGravityâ, der auf der visuellen und Tonebene ganz neue MaÃstäbe gesetzt hat, erhielt die Preise in den als âtechnischâ angesehenen Kategorien âBeste Kameraâ (Emmanuel Lubezki), âBeste visuelle Effekteâ sowie âBester Tonâ und âBester Tonschnittâ. Hier setzte sich Cuaróns Film insbesondere gegen âDer Hobbit â Smaugs Einödeâ durch, der ebenfalls in den Sparten âVisuelle Effekteâ, âTonâ und âTonschnittâ nominiert war. Darüber hinaus wurde der Weltraum-Katastrophenfilm mit beachtlichem Tiefgang â unvergessen bleibt etwa die Szene, in der Wissenschaftlerin Ryan Stone (Sandra Bullock) ihren Tod nahen sieht, und dabei bedauert, dass in diesem Augenblick niemand für sie beten wird: âEigentlich müsste ich für mich selbst beten, aber niemand hat es mir beigebracht, wie man betetâ â auch in den Sparten âBester Schnittâ (Alfonso Cuarón selbst und Mark Sanger), âBeste Filmmusikâ (Steven Price) sowie wie bereits erwähnt für die âBeste Regieâ ausgezeichnet.
Es war eine spannende Oscarverleihung, die vielleicht offenste seit Jahren. Im Vorfeld war von einem Kopf-an-Kopf-Rennen die Rede: âAmerican Hustleâ und âGravityâ hatten zehn, â12 Years A Slaveâ neun Nominierungen erhalten, wobei von ihnen lediglich âAmerican Hustleâ für die âgroÃen fünfâ Oscars nominiert war (Film, Regie, Drehbuch und die zwei Hauptrollen). Ãber die als âOscarâ bekannte Auszeichnung entscheiden die rund 6 000 stimmberechtigten Mitglieder der Filmakademie der Vereinigten Staaten. Das Wahlprinzip: Die Academy-Mitglieder nominieren in ihrer jeweiligen Berufssparte, also die Schauspieler, Kameraleute oder Regisseure je für sich, die besten fünf Leistungen. Einzige Ausnahme: In der Kategorie âBester Filmâ werden die (bis zu zehn) Nominierungen von allen Akademie-Mitgliedern ausgesprochen â dieses Jahr waren neun Filme in der âKönigskategorieâ nominiert worden. Die endgültige Entscheidung treffen anschlieÃend in (fast) allen Sparten die gesamten Mitglieder der âAcademy of Motion Picture Arts and Sciencesâ.
Eine besondere Stellung nehmen auch die Schauspieler-Oscars ein. In den Kategorien âBester Hauptdarstellerâ und âBester Nebendarstellerâ gewannen Matthew McConaughey respektive Jared Leto für ihre Darstellungen von AIDS-Kranken in âDallas Buyers Clubâ. Wie häufig zuvor â etwa 1981, als Robert de Niro die Statuette als Boxer in âWie ein wilder Stierâ oder 1994, als Tom Hanks für die Darstellung eines an AIDS erkrankten homosexuellen Anwalts in âPhiladelphiaâ den Oscar gewannen â honorierte die Filmakademie die enorme körperliche Anstrengung als Zeichen einer extremen Authentizität: Matthew McConaughey verlor für seine Rolle 25 Kilo, Jared Leto wog bei Drehbeginn nur noch 58 Kilo.
In der Sparte âBeste Hauptdarstellerinâ wurde Cate Blanchett für Woody Allens âBlue Jasmineâ ausgezeichnet. Die ihr gelungene ausbalancierte Mischung aus Komik und Tragik, ohne ihre Figur zu einer Karikatur verkommen zu lassen, gab wohl den Ausschlag. Damit ging aber Amy Adams (âAmerican Hustleâ) nach ihrer fünften Nominierung in acht Jahren erneut leer aus. Wie bereits erwähnt, konnte die Statuette als âBeste Nebendarstellerinâ Lupita Nyongâo für ihre Darstellung der tüchtigen Patsey in â12 Years A Slaveâ mit nach Hause nehmen.
In der Sparte âBester nicht-englischsprachiger Filmâ gewann den Oscar der italienische Film âLa Grande Belleza â Die groÃe Schönheitâ von Paolo Sorrentino. Nach 2012 war 2014 erneut kein Pixar-Film in der Kategorie âBester Animationsfilmâ nominiert worden. Dieses Jahr ging der Oscar in dieser Kategorie an den Disney-Film âDie Eiskönigin â Völlig unverfrorenâ (âFrozenâ).
Als der groÃe Verlierer der 86. Oscarnacht kann aber âAmerican Hustleâ angesehen werden. Der auf wahren Tatsachen beruhende Film um ein Trickbetrüger-Duo, mit dessen Hilfe das FBI eine Reihe Politiker der Korruption überführen konnte, war für zehn Oscars nominiert worden. Am Ende gewann er in keiner einzigen Kategorie. Allerdings bedeutet dies keinen Negativ-Rekord: âAm Wendepunktâ (âThe Turning Pointâ, Herbert Ross 1977) und Steven Spielbergs âDie Farbe Lilaâ (âThe Color Purpleâ, 1985) wurden für elf Oscars nominiert, konnten aber keinen gewinnen. Aber auch Martin Scorseses verklärte Sicht des menschenverachtenden Börsenmaklers in âThe Wolf of Wall Streetâ und Stephen Frearsâ Melodram mit antikatholischem Affekt âPhilomenaâ, die fünf beziehungsweise vier Nominierungen erhalten hatten, gingen leer aus.
Leer gingen bei der 86. Oscar-Verleihung ebenfalls einige Nominierungs-Rekordhalter aus: Meryl Streep war zum 18. Mal, Woody Allen zum 24. Mal (davon 16 Mal als Drehbuchautor), John Williams sogar zum 49. Mal nominiert worden. Keiner von ihnen konnte dieses Jahr den âGoldjungenâ mit nach Hause nehmen. So bleibt ihr jeweiliges Oscar-Konto bei drei (Meryl Streep), vier (Woody Allen) beziehungsweise fünf (John Williams) Auszeichnungen der US-Filmakademie.
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