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José GarcÃa Foto: ZDF Im Jahre 1368 führt die junge Tilla Willinger (Josefine PreuÃ) als Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns ein behütetes Leben in der Freien Reichsstadt Tremmlingen nahe Ulm. Dass Tilla in Sachen Emanzipation ihrer Zeit voraus ist, wird von Anfang an etwa an der Szene verdeutlicht, als sie ganz allein auf Jagd geht. Als ihr Vater stirbt, zwingt ihn dennoch ihr Bruder Otfried (Volker Bruch) aus geschäftlichen Gründen zur Heirat mit dem durchtriebenen Veit Gürtler (Dietmar Bär). Weil Veit jedoch in der Hochzeitsnacht verstirbt, gerät Tilla unter Giftmordverdacht. Als Mann verkleidet, macht sich Tilla auf den Weg nach Santiago de Compostela, um den letzten Willen ihres Vaters zu erfüllen: Als Sühne für seine Sünden dessen einbalsamiertes Herz in geweihter Erde zu bestatten. Tilla schlieÃt sich einer Pilgergruppe unter der Führung von Vater Thomas (Ernst Stötzner) an, um den mehr als 2.000 Kilometer langen Weg zurückzulegen. Durch die Teilnehmer der Pilgergruppe lernt Tilla und mit ihr auch der Zuschauer die unterschiedlichen Beweggründe kennen, die Menschen im Mittelalter zu einer solch lebensgefährlichen Pilgerreise antrieben â von echter Religiosität über rein weltliche Gründe bis zum Aberglauben. Der mit seinem Fernseh-Dreiteiler âUnsere Mütter, unsere Väterâ bekannt gewordene Regisseur Philipp Kadelbach erzählt diese Geschichte teilweise in mehreren Parallelsträngen. Denn Tilla wird vom skrupellosen Rigobert (Sebastian Hülk) im Auftrag ihres Bruders verfolgt. Aber auch Bastian (Jacob Matschenz), der Bruder ihres ehemaligen Verlobten, soll Tilla zur Rückkehr bewegen. Es beginnt eine Reise voller Abenteuer, die â dies sei bereits jetzt verraten â allerdings nicht in der weltberühmten Kathedrale von Santiago de Compostela endet. Dazu führt âDie Pilgerinâ-Produzent Benjamin Benedict im Gespräch mit dem Autor dieser Besprechung aus: âFür uns war es wichtig, den Moment der Ankunft zu zeigen. Das haben wir am ersten Blick auf die Stadt Santiago de Compostela auf dem Berg festgemacht, von dem aus die Pilger die Stadt erstmals sehen. Vor Ort zu drehen, wäre mit fast unlösbaren Aufgaben verbunden, weil der Vorplatz und die Kirche heute ganz anders als im 14. Jahrhundert aussehen. Und die Dreiportalanlage âPórtico de la Gloriaâ einfach nachzubauen, schien uns nicht professionell. Deshalb haben wir uns für die Variante entschieden, die Ankunft der Pilgerreise auf dem âFreudenbergâ stattfinden zu lassen.â Zwar überzeugen die im Computer generierten Bilder nicht immer, das Produktionsdesign kann jedoch als gelungen bezeichnet werden. Dies gilt insbesondere für die Kostüme, deren Stoffe genauso authentisch wie andere Ausstattungsgegenstände oder auch die Innenräume wirken. Besonders geglückt sind Kameramann David Slama die Totalen, wenn er etwa die Pilgergruppe aus einer gröÃeren Perspektive im Zusammenhang mit der Landschaft einfängt. Darüber hinaus unterstricht Slama die Actionszenen durch schnell geschnittene und deshalb besonders scharf wirkende Bilder. In dieser Hinsicht zahlt es sich aus, dass Regisseur Philipp Kadelbach wieder mit dem aus Thomas Stammer (Ausstattung), Wiebke Kratz (Kostüme) und Gerhard Zeiss (Maske) sowie David Slama bestehenden Team zusammenarbeitete, das für die filmische Umsetzung von âUnsere Mütter, unsere Väterâ verantwortlich zeichnete. Die aufwändige Produktion entwirft ein atmosphärisch dichtes Bild des Mittelalters. Lediglich die Sprache fällt insofern aus dem Rahmen, weil sie sich auffällig modern ausnimmt. Dazu Produzent Benedict: âDarüber haben wir sehr lange nachgedacht. Wir hätten uns zwar für eine historisierende Sprache mit altertümlichen Redewendungen entscheiden können. Aber wir fanden, dass dies eine zu groÃe Distanzierung zu den Figuren schafft. Weil die Figuren auch junge Menschen sind, haben wir uns dazu entschlossen, dass sie eine ahistorische Ausdrucksweise benutzen â obwohl wir auch dafür gesorgt haben, dass sie beispielsweise keine Anglizismen benutzen.â Der Zweiteiler kann als historischer Abenteuerfilm bezeichnet werden, die aber ein authentisch wirkendes Bild des Mittelalters entwirft. Darüber hinaus erzählt âDie Pilgerinâ auch eine zeitlose Geschichte. Zu den Kernaussagen des Fernsehfilmes erläutert Benjamin Benedict: âErnst Bloch spricht von der âMelancholie der Erfüllungâ, was volkstümlich mit âDer Weg ist das Zielâ übersetzt werden kann. Der Weg, den die Pilgerin zurücklegt, ist auch eine Metapher für den Lebensweg, den wir alle gehen und die Frage, wie weit man diesen Weg bestimmen kann oder bestimmen muss. Wichtig scheint es mir dabei der Gedanke, dass Tilla diesen Weg für einen anderen Menschen, aus Liebe zu einem anderen Menschen auf sich nimmt â ein sehr christlicher Gedanke, gerade in unserer Zeit der Selbstbezogenheit. Bedeutend in diesem Kontext ist wiederum der Gedanke, dass sie es nicht alleine schafft, sondern auf Andere angewiesen ist.â Wie bereits in âUnsere Mütter, unsere Väterâ stehen im Mittelpunkt der neuen Regiearbeit von Philipp Kadelbach insbesondere die Charaktere. Dadurch gelingt es dem Regisseur, dem Zuschauer nicht nur auf stofflich wahrnehmbare Weise den Alltag in dieser weit zurückreichenden Zeitepoche, sondern vor allem die Motive und die Haltungen dieser Menschen einschlieÃlich ihrer Religiosität zu vermitteln. |
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