ELLA UND DAS GROSSE RENNEN | Ella ja Kaverite
Filmische Qualität:   
Regie: Taneli Mustonen
Darsteller: Freja Teijonsalo, Aura Mikkonen, Emilia Paasonen, Artturi Auvinen, Aki Laiho, Jyry Kortelainen, Eero Milonoff
Land, Jahr: Finnland 2012
Laufzeit: 81 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2013
Auf DVD: 9/2014


José García
Foto: filmkinotext

Die achtjährige Ella (Freja Teijonsalo) fühlt sich in ihrer kleinen Dorfschule irgendwo im ländlichen Finnland ganz wohl. Dort können Ella und ihre Mitschüler Hanna, Timo, Pekka, Tiina und Rambo eigentlich tun und lassen, was sie wollen. Das liegt daran, dass ihr Lehrer (Eero Milonoff) während des Unterrichts gerne ein Nickerchen macht. Der Lehrer ist allerdings auch verantwortlich dafür, dass das Schulamt die Schule vorläufig schließen will. Denn er hatte Ellas Schulaufsatz über den Tagesablauf eines Zoowärters als seinen eigenen Bericht zu seinem Tagesablauf als Lehrer an die Schulbehörde geschickt. Das Schulamt meint, die armen Kinder retten zu müssen: Lehrer und Schuldirektorin werden festgenommen, Ella und ihre Mitschüler in einem großen Bus in die große Schule der nächsten Stadt geschickt. Die neue Schule erweist sich als Betonlabyrinth, in dem die Kinder ihr Klassenzimmer nicht finden können, dafür aber im Keller auf eine Musikklasse treffen, die offenbar seit Ewigkeiten auf Publikum wartet.

Das Schlimmste steht den Kindern allerdings noch bevor. Denn der reiche Herr Yksi (Kari Ketonen) trainiert seit Jahren seinen Sohn Kimi und seine Tochter Anna, damit sie Formel-1-Rennfahrer werden. Um über bessere Trainingsbedingungen zu verfügen, will Herr Yksi unbedingt eine neue Rennstrecke bauen. Den Ort hat er auch bereits ausgesucht: Sie soll durch das Grundstück von Ellas Dorfschule führen. Die Bulldozer stehen schon bereit, um das Holzhaus abzureißen, in dem die kleine Schule untergebracht ist. Da hilft nur noch eine Wette der Kinder mit Herrn Yksi. Mit Unterstützung von Kimis Schwester Anna, die sich auf ihre Seite schlägt, um dem despotischen Vater zu entkommen, fordern Ella und ihre Mitschüler Kimi zu einem Wettrennen heraus. Allerdings steht ihnen lediglich ein klappriger VW-Bus ohne Motor zur Verfügung. Dafür haben sie wenigstens zwei Hunde als Zugpferde.

Die Kinderbuchserie um Ella und ihre Schulkameraden ist nicht nur in Finnland bekannt. In Deutschland erschienen seit 2007 bislang acht Geschichten von Autor Timo Parvela. Mit insgesamt 250 000 verkauften Bänden ist sie die derzeit erfolgreichste Kinderbuchreihe im deutschen Buchhandel. Die Filmadaption von Taneli Mustonen „Ella und das große Rennen“ versucht gar nicht erst, die Abenteuer von Ella und ihren Freunden in irgendeiner Weise realistisch zu inszenieren. Stattdessen setzt der Regisseur den anarchischen Humor in an Klamauk grenzenden Slapstick um. Regisseur Mustonen gelingt eine ganz witzige Situationskomik insbesondere auf Kosten der Erwachsenen. Die Überzeichnung von Erwachsenenfiguren gehört zwar eigentlich zu den bewährten Stilmitteln des Kinderfilmes. Taneli Mustonen treibt sie allerdings auf die Spitze. Denn die Erwachsenen, die „Ella und das große Rennen“ bevölkern, sind in jeder Hinsicht unreifer als die Kinder. Und dies gilt nicht nur für die Bösewichte.

„Ella und das große Rennen“ ist auch deshalb ein Kinderfilm, weil die Kinderdarsteller die eindeutigen Protagonisten sind. Ella und ihre Mitschüler setzen sich gegen alle Erwachsenen klar durch. Taneli Mustonen inszeniert dies mit deutlichem Vergnügen, etwa wenn die Kinder den an einem Baum geketteten, schusseligen Lehrer befreien, wenn sie auf einer unendlich erscheinenden Treppe ihren Verfolgern entkommen, oder wenn sie einfach mit Schnurbärten und Sonnenbrillen verkleidet bei einem Autohändler aufkreuzen: „Wir sind wohlhabende Freunde des Motorsports und möchten einen Rennwagen kaufen.“ Obwohl Ella das Geschehen hin und wieder mit einem Off-Kommentar begleitet, erweist sich Mustonens Film eher als ein Ensemblefilm. Denn jeder ihrer Klassenkameraden hat besondere Fähigkeiten, die in irgendeiner Form zum gemeinsamen Plan beitragen. Bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“ urteilte die Filmbewertungsstelle Wiesbaden: „Ein großer Spaß für Kinder, der mit Tempo und viel Witz kindgerecht inszeniert ist. Besonders sehenswert sind dabei die Jungdarsteller, die mit angemessenem Ernst die Geschichte vorantreiben.“

Obwohl die Dramaturgie unter der Aneinanderreihung von Slapstick-Einlagen leidet, weshalb die Handlung nicht nur unrealistisch, sondern an manchen Stellen vollkommen unlogisch anmutet, entfacht „Ella und das große Rennen“ ein Feuerwerk von kindlichen Einfällen, an denen insbesondere jüngere Kinder ihren Spaß finden werden. Dazu passt es, dass sich die Action Ruhepausen gönnt, so dass auch die Jüngeren nicht überfordert werden.

Die Botschaft unter der Oberfläche anarchischen Humors: Der Zusammenhalt unter den Freunden überwindet alle Hindernisse. Wenn jedes der Kinder seine Talente einbringt, dann lassen sich die Schwierigkeiten meistern. Ehrlichkeit und eine optimistische Einstellung gehören darüber hinaus auch zu den von „Ella und das große Rennen“ auf spaßige Art und Weise vermittelten Werten. Über den Slapstick werden sich vor allem die Kleineren freuen, aber auch Erwachsene können an diesem skurrilen Humor ihre Freude finden – vorausgesetzt, sie lassen sich nicht von einem übermäßigen Verlangen nach logischen Zusammenhängen verunsichern.
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