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José GarcÃa Foto: Zorro Film Der aus einem Zeichentrickfilm im Stil des ârosaroten Panthersâ mit beschwingter Musik bestehende Vorspann kündigt den Erzählton von â45 Minuten bis Ramallahâ an. Nachdem vor etwa einem Jahrzehnt mehrere Filme wie âRanaâs Weddingâ (2002) und âParadise Nowâ (2005) von Hany Abu-Assad sowie Eran Riklisâ âDie syrische Brautâ (2004) mit beinah dokumentarischer Strenge den israelisch-palästinensischen Konflikt und die Zerrissenheit in Israel verdeutlicht hatten, zeigt nun Ali Samadi Ahadis Spielfilm auf grotesk-satirische Art den ganz alltäglichen Wahnsinn im Nahen Osten. Nach einer kurzen Szene mit einer lebensbedrohlichen Situation für die Brüder Rafik (Karim Saleh) und Jamal (Navid Akhavan) macht Ahadis Film einen Sprung zurück nach Hamburg. In der Hansestadt versucht Rafik, ein Palästinenser aus Ostjerusalem, weit weg von seinem herrschsüchtigen Vater sein Glück zu finden. Durch einen Anruf der Mutter erfährt er von der Hochzeit seines jüngeren Bruders Jamal. Trotz des zerrütteten Verhältnisses zu seinem Bruder sagt er der Mutter zuliebe zu. Kaum in Ostjerusalem angekommen, reiÃen alte Wunden wieder auf. Bei einem heftigen Streit mit dem Vater, der Rafik unbedingt verheiraten will, erleidet Rafiks Vater eine tödliche Herzattacke. Nach seinem Tod stellt es sich heraus, dass sein letzter Wunsch darin besteht, in seinem Heimatdorf nahe Ramallah begraben zu werden. Nun machen sich Rafik und Jamal mit der Leiche des Vaters im Lieferwagen des Klimaanlagen-Familienbetriebs auf den Weg zum nur 45 Minuten entfernt liegenden Ramallah. Die vermeintlich einfache Fahrt entwickelt sich zu einer regelrechten Odyssee nicht nur wegen der strengen Kontrollen am Checkpoint zu den Palästinensischen Autonomiegebieten, sondern auch weil ihnen die verführerische Russin Olga (Julie Engelbrecht) den Lieferwagen mit der Leiche des Vaters und auÃerdem ihre Ausweisen stiehlt. Bei dem Versuch, Leiche und Lieferwagen wieder sowie neue Ausweise zu beschaffen, machen Rafik und Jamal mit dem israelischen Geheimdienst, verschiedenen palästinensischen Terrororganisationen wie dem Islamischen Dschihad, der russischen Mafia und einer Autoschieberbande Bekanntschaft. Während die beiden Brüder zum Spielball der Interessenskonflikte verschiedener am Nahostkonflikt beteiligten Parteiungen werden, lernen Rafik und Jamal sich besser zu verstehen. Rafik könnte der surreale Trip darüber hinaus die Begegnung mit der groÃen Liebe bringen. Bereits in seinem mit dem Preis der deutschen Filmkritik 2009 für das Beste Spielfilmdebüt ausgezeichneten âSalami Aleikumâ (siehe Filmarchiv) gelang es dem deutsch-iranischen Regisseur Ali Samadi Ahadi, die aus Klischees, überzeichneten Figuren und skurrilen Einfällen entstehende Situationskomik mit durchaus ernsten Untertönen zu verknüpfen. Auch in â45 Minuten bis Ramallahâ setzt Ahadi auf eine Ãberzeichnung der Figuren sowie auf eine Mischung aus klischeehaften und absurden Situationen. Obwohl manchmal solche Einfälle am Klamauk knapp vorbeischrammen â etwa als eine Bombe frühzeitig explodiert: âEr hat vergessen, den Zeitzünder auf die Sommerzeit umzustellenâ â macht die Satire jedoch auch die Absurdität des israelisch-palästinensischen Konfliktes sichtbar. Dazu erklärt Ali Samadi Ahadi: âDer Film reflektiert den jahrzehntelangen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern auf ungewöhnliche Art und Weise und verdeutlicht, dass es bei dieser Auseinandersetzung keine Gewinner geben kann. Er zeigt aber auch sehr anschaulich, wie Menschen sich in diesem Konflikt eingerichtet haben, wie eine Familie versucht, zusammenzuhalten und Wege zu finden, sich zu versöhnen. Und er zeigt die Reise eines Protagonisten, der zu sich selbst findet.â Wie in âSalami Aleikumâ verwendet Ali Samadi Ahadi auch in â45 Minuten bis Ramallahâ unterschiedliche Genres. So fügt Kameramann Wedigo von Schultzendorff zwischendurch dem Spionagefilm entnommene, mit einer insbesondere an das Subgenre des âRififiâ-Filmes gemahnenden Musik unterlegte Bilder in die Handlung ein. Darüber hinaus werden immer wieder kurze Comiczeichnungen eingeblendet. Insgesamt herrscht in Ahadis Film ein durch eine hohe Schnittfrequenz erreichtes flottes Tempo. â45 Minuten bis Ramallahâ setzt aber ebenso auf die unterschiedlichen Brüder, deren verschiedene Temperamente sich sogar in der Anzugsfarbe ausdrücken: Der westlich orientierte, weltgewandte Rafik trägt die meiste Filmzeit einen weiÃen Anzug. Der bodenständige, traditionell eingestellte und eher naive Jamal, seinen schwarzen Hochzeitsanzug. Die von der deutschen Schauspielerin Julie Engelbrecht mit blondiertem Haar und starkem Akzent verkörperte Russin Olga spielt ebenfalls gekonnt mit klischeehaften Vorstellungen. Wählten die eingangs erwähnten Filme von Hany Abu-Assad und Eran Riklis einen realistischen Ton, in dem sich allerdings hin und wieder ein eher unterschwelliger Humor Bahn brachte, so setzt Ahadi auf einen teilweise an die Klamauk-Grenzen gehenden, absurden Humor. Dadurch führt der deutsch-iranische Regisseur dem Zuschauer die alltägliche Absurdität der Situation im Nahen Osten vor Augen. Eine so groteske Situation, dass ihr lediglich mit den Mitteln der Satire beizukommen zu sein scheint. |
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