2 GUNS | 2 Guns
Filmische Qualität:   
Regie: Baltasar Kormákur
Darsteller: Denzel Washington, Mark, Wahlberg, Paula Patton, Bill Paxton, James Marsden, Fred Ward, Edward James Olmos
Land, Jahr: USA 2013
Laufzeit: 109 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G +, X -
im Kino: 9/2013
Auf DVD: 1/2014


José García
Foto: Sony

Der für die US-Drogenfahndungs-Behörde DEA tätige Bobby Trench (Denzel Washington) hat es geschafft, die mächtige Organisation des mexikanischen Drogenbosses „Papi“ Greco (Edward James Olmos) zu infiltrieren. Was Bobby jedoch nicht weiß: Sein Partner in der kriminellen Vereinigung Michael „Stig“ Stigman (Mark Wahlberg) arbeitet ebenfalls als V-Mann, allerdings für die „Naval Intelligence“, für den militärischen Nachrichtendienst der Vereinigten Staaten. Was auf Gegenseitigkeit beruht, denn Stig hält den mit Goldzahn und Strohhut ausgestatteten Bobby ebenfalls für einen Ganoven. Deshalb verraten sie ihre wahren Absichten nicht einander, als die beiden beschließen, die Tres-Cruces-Bank zu überfallen. Denn in einem Schließfach dieser Bank soll Papi Greco drei Millionen Dollar aufbewahren, den sie sicherzustellen hoffen. Obwohl der Banküberfall an sich glatt verläuft, stellen Bobby und Stig schnell fest, dass etwas schiefgelaufen ist: In den Bank-Schließfächern befindet sich nicht drei, sondern 43 Millionen Dollar. Wem gehört das viele Geld?

Ihre jeweiligen Chefs Quince (James Marsden) und Admiral Tuwey (Fred Ward) zeigen nicht nur Interesse daran, für die Sicherstellung des Geldes selbst zu sorgen. Darüber hinaus lassen sie ihre eigenen Agenten fallen: Sie machen keinen Hehl daraus, dass sie Bobby und Stig am liebsten im Gefängnis oder tot sehen würden. Die beiden müssen fliehen und können sich nur noch aufeinander verlassen, zumal Bobbys DEA-Kontaktperson und Geliebte Deb Rees (Paula Patton) ebenfalls ein undurchsichtiges Spiel zu spielen scheint. Die Situation verkompliziert sich noch, als CIA-Agent Earl (Bill Paxton) auftaucht und die Millionen für sich reklamiert. Papi Greco scheint auch damit einverstanden zu sein, denn „die CIA zapft alle Kartelle ab“.

„2 Guns“ gehört zu dem Subgenre der sogenannten „Buddy-Movies“, in denen nach dem Vorbild von „Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis“ (Richard Donner, 1987 mit Mel Gibson und Danny Glover) und dessen Nachfolgern zwei ungleiche Polizisten miteinander auskommen müssen. Ein solcher Film steht und fällt mit der Chemie zwischen den Protagonisten. In „2 Guns“ liefern sich Denzel Washington als Bobby und Mark Wahlberg als Stig von Anfang an heftige Rededuelle, was bereits in der Eingangsszene deutlich gemacht wird, wobei der hitzköpfige Stig auch die markigen Sprüche von sich gibt. Dagegen übernimmt der ältere und erfahrenere Bobby den besonnenen Part in der Zweierbeziehung wider Willen. Dennoch setzt das Drehbuch von Blake Masters nicht die Gegensätze und die Streitereien zwischen den Hauptcharakteren in den Mittelpunkt. Denn „2 Guns“ ist eher handlungsorientiert. Auch wenn sie hin und wider eine unnötige Wendung nimmt, steht die Handlung an erster Stelle. Regisseur Baltasar Kormákur setzt diese Handlung in ein gleichmäßig hohes Tempo, das lediglich durch die spannungsgeladene beziehungsweise vorwärtspeitschende Musik gedrosselt oder entfesselt wird.

Auf den ersten Blick könnte „2 Guns“ als bloße Wiederholung der insgesamt vier „Lethal Weapon“-Filme aus den Jahren 1987 bis 1998 anmuten. Dass Regisseur Kormákur die Geschichte nicht in den achtziger oder neunziger Jahren ansiedelt, sondern ihr einen durch und durch zeitgenössischen Anstrich gibt, spricht jedoch dafür, dass er andere Schwerpunkte setzt. Einer davon ist zweifelsohne die unrühmliche Rolle, die in seinem Film die Staatsorgane spielen. Nicht nur die Vorgesetzte von Bobby Trench und Michael „Stig“ Stigman scheuen nicht davor, ohne irgendwelche Rücksichten die eigenen Leute zu opfern. Darüber hinaus ist in „2 Guns“ der größte Bösewicht ausgerechnet CIA-Agent Earl, der in Sachen Sadismus dem Drogenboss Papi Greco in nichts nachsteht – wie der Film denn auch, obwohl nicht ganz explizit, so doch greifbar genug verdeutlicht.

Drehbuchautor Blake Masters und Regisseur Baltasar Kormákur enthalten sich darüber hinaus jeglichen Kommentars zu den moralischen Fragen im Zusammenhang mit V-Mann-Einsätzen. Dass es in „2 Guns“ keine Unterscheidung mehr zwischen Gut und Böse gibt, geht auf die Vorlage des Filmes zurück. Denn Kormákurs Film basiert eigentlich auf den sogenannten Graphic Novels von Künstler Mateus Santolouco und Autor Steven Grant, der zu seinen Geschichten ausführt: „Ich glaube nicht wirklich an Gut und Böse. So, wie ich es sehe, laufen diese Leute an einer Linie entlang und rutschen einmal auf die eine, dann wieder auf die andere Seite, immer hin und her“. Weil die Protagonisten keine moralischen Kategorien mehr kennen, versuchen sie, dem düsteren Geschehen zu entkommen, indem sie sich in eine Art Galgenhumor zu flüchten. Was vordergründig eine Neuauflage des humoristischen Umgangs der Hauptpersonen in einem „Buddy Movie“ scheint, erweist sich deshalb als reiner Zynismus. Trotz des modernen Gewandes, in das Baltasar Kormákur die Handlung seines Filmes kleidet, erinnert „2 Guns“ an die nihilistischen Filmentwürfe der endsechziger und siebziger Jahre.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren