|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Concorde Alte, authentische Fernsehnachrichten aus den beginnenden siebziger Jahren berichten vom Urteil gegen dreizehn âWeathermenâ, radikale Anti-Vietnamkriegsaktivisten, auf deren Konto verschiedene Attentate gehen. Nachdem sie in den Untergrund gegangen waren, beteiligten sich später einige von ihnen an einem Gewaltverbrechen. Mehr als dreiÃig Jahre sind seitdem vergangen, als die unauffällig an der Grenze des Staats New York lebende Familienmutter Sharon Solarz (Susan Sarandon) plötzlich vom FBI festgenommen wird. Ihr wird ein Tötungsdelikt im Zusammenhang mit einem dreiÃig Jahre zuvor verübten Banküberfall zur Last gelegt. Der junge, ehrgeizige Lokalreporter Ben Shepard (Shia LaBeouf), der darauf aufmerksam wird, wittert die Chance seines Lebens, als er zu recherchieren anfängt. Denn Shepard findet sehr schnell heraus, dass sich der auf Bürgerrecht spezialisierte Anwalt Jim Grant (Robert Redford), der nach dem Unfalltod seiner Frau in einem ruhigen Vorort von Albany seine 12-jährige Tochter Isabel (Jackie Evancho) allein groÃzieht, hinter einer falschen Identität versteckt. Denn er gehörte ebenfalls zum âWeather Undergroundâ und wird wegen seiner Beteiligung an einem Gewaltverbrechen gesucht, soll er doch bei dem Bankraub einen Wachmann erschossen haben. Grant flieht, nachdem er in New York seine Tochter bei seinem Bruder Daniel Sloan (Chris Cooper) in Sicherheit gebracht hat. Verfolgt vom leitenden FBI-Ermittler Cornelius (Terrence Howard) quer durch das Land, sucht der Anwalt nach Mimi Lurie (Julie Christie), der Schlüsselfigur, die als Dritte im Bunde nun als Einzige das damalige Geschehen beim Banküberfall aufklären kann. Trotz der Drohungen des FBI und der Warnungen seines Chefredakteurs Ray Fuller (Stanley Tucci) nimmt Ben Shepard ebenfalls die Spur von Nick Sloan alias Jim Grant auf. Dazu besucht der Reporter alte Weggefährten des ehemals politischen Aktivisten. Robert Redford, der im kommenden Monat 77 Jahre alt wird, führt nun erst zum dritten Mal in diesem Jahrzehnt Regie: In âVon Löwen und Lämmernâ (siehe Filmarchiv) beschäftigt er sich mit der Rolle der Politik und der Medien in der heutigen Gesellschaft. In âDie Lincoln Verschwörungâ (siehe Filmarchiv) geht es ihm letztlich nicht um die Schuldfrage bei der Ermordung des Präsidenten Abraham Lincoln, sondern um die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit. Politik, Medien, Rechtsstaat sind zwar auch die Elemente, aus denen âThe Company You Keep â Die Akte Grantâ besteht. Im auf der Romanvorlage von Neil Gordon basierenden Spielfilm, zu dem Lem Dobbs das Drehbuch verfasste, überwiegt jedoch der Thriller-Charakter. Dennoch verbeugt sich der Film vor dem investigativen Journalismus im Stil von Alan J. Pakulas âAll the President Menâ (âDie Unbestechlichenâ, 1976) â was sich wiederum als eine Hommage auf die in Pakulas Film von Robert Redford selbst sowie von Dustin Hoffman verkörperten Figuren der Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein ausnimmt. Nicht nur Shepards Leidenschaft, sondern auch seine Arbeitsmethoden â etwa Recherchieren in Archiven statt im Internet â erinnern an Pakulas Film im Besonderen und an die politischen Thriller der siebziger Jahre im Allgemeinen. âThe Company You Keep â Die Akte Grantâ behandelt ein im Kino weitestgehend unbekanntes Kapitel in der amerikanischen Geschichte. Denn die âWeathermenâ oder die âWeather Underground Organisationâ existierten Ende der 1960er- bis in die 1970er-Jahre als linksextreme militante Untergrundorganisation in den Vereinigten Staaten, die vor allem Bombenanschläge gegen Regierungsgebäude begingen. Für Europäer ist dieses Thema allerdings keineswegs neu. In Deutschland wurde etwa die Rote Armee Fraktion zuletzt in âDer Baader Meinhof Komplexâ (Uli Edel, 2008) im Kino behandelt. Mit teilweise epischer, an âDer Herr der Ringeâ erinnernden Musik inszeniert Robert Redford âThe Company You Keep â Die Akte Grantâ in Anlehnung an die klassischen Polit-Thriller der siebziger Jahre. Das gemächliche Tempo kommt daher zustande, dass die Handlung immer wieder durch Dialogspassagen unterbrochen wird. Denn in den Gesprächen, die der recherchierende Journalist und Nick Sloan/ Jim Grant parallel mit dessen ehemaligen Weggefährten führen, erfährt der Zuschauer, was aus ihnen geworden ist, und auch wie sie heute zu ihm stehen. Dabei reichen die Reaktionen von totaler Ablehnung durch den zu Professorenwürden gelangten Jed Lewis (Richard Jenkins), der seine Vergangenheit verdrängt hat, bis zur tatkräftigen Hilfe durch den als Holzunternehmer untergetauchten Donal Fitzgerald (Nick Nolte). All diese Figuren ringen um die Verarbeitung ihrer Vergangenheit. Robert Redford geht es offensichtlich nicht um die Verklärung der einst politischen Aktivisten. Immer wieder suchen sie zwar nach einer Rechtfertigung ihres ehemaligen Handelns. Mit der Zeit scheinen sie aber wichtigere Dinge in ihrem Leben gefunden zu haben, so wenigstens Nick Sloan, der sich als Anwalt Jim Grant und mit der Verantwortung für seine Tochter andere Prioritäten gesetzt hat. Die Frage, ob Gewalt als legitimes Mittel für Politik angesehen wird oder nicht, gerät dabei in den Hintergrund. Sloan sucht vielmehr nach der Wahrheit und nach der daraus erwachsenden Verantwortung. |
||||||||||||||||||||
|