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José GarcÃa Foto: Wild Bunch Im strömenden Regen kämpft ein bis auf den weiÃen Hut ganz in Schwarz gekleideter Einzelner gegen eine Legion Gegner. Ip Man (Tony Leung Chiu-Wai) bleibt dabei Sieger. Die beinahe schwarzweiÃen Einstellungen der Filmeröffnung erinnern in der Verknüpfung von schnellgeschnittenen und Zeitlupe-Bildern an Larry und Andy Wachowskis âMatrixâ (1999). Kein Wunder, denn für die Kampf-Choreografie in Wong Kar-Wais âThe Grandmasterâ zeichnet Yuen Woo-Ping verantwortlich, der die eigenwillige Kombination von hyperschnellem Schnitt und Zeitdehnung für âMatrixâ entwickelte, sowie die Kampfszenen in Ang Lees âTiger & Dragonâ (âCrouching Tiger, Hidden Dragonâ, 2000) und in Quentin Tarantinos âKill Billâ (2003-2004) choreographierte. Durch diesen Kampf, den er dank seiner Wing Chun genannten Kampftechnik gegen alle Konkurrenten für sich entscheidet, stellt Ip Man unter Beweis, dass ihm die Stellung des besten Kämpfers aus dem Süden Chinas gebührt. Deshalb wird er auserkoren, gegen den Kungfu-GroÃmeister Gong Bao-Sen (Wang Qing-Xiang) anzutreten, als dieser im Jahre 1936 in die südchinesische Stadt Foshan kommt, um offiziell seinen Rücktritt als führender Vertreter der Kampfkunstschulen Nordchinas zu erklären. Denn das Zeremoniell verlangt, dass Gong sich zum Abschied mit dem besten Kämpfer aus Südchina messen soll. Unter den Ehrengästen in Foshans âGold Pavillonâ, dem Schauplatz des Kampfes, ist auch Gong Bao-Sens Tochter, die ebenso stolze wie schöne Gong Er (Zhang Zi-Yi), ebenfalls eine ausgezeichnete Kämpferin und Meisterin der 64-Hände-Kampftechnik. Nach dem Sieg Ip Mans über ihren Vater fordert Gong Er den GroÃmeister des Südens zum Kampf heraus. Regisseur Wong Kar-Wai und sein Kameramann Philippe Le Sourd fotografieren den Kampf, der mit Händen und FüÃen, aber ebenso mit Blicken ausgefochten wird, als eine Art Balztanz, bei dem es nicht nur zu einem Unentschieden kommt, sondern auch beide Kämpfer für den Rest ihres Lebens miteinander geistig verbunden bleiben. âThe Grandmasterâ, der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, erzählt die Geschichte dieser zwei Kung-Fu Meister über Jahrzehnte hinweg. Originalaufnahmen des letzten chinesischen Kaisers Pu Yi führen in den historischen Hintergrund ein, als ein Jahr später im Norden Chinas der Krieg mit Japan ausbricht und die Japaner in Mandschukuo eine Marionetten-Regierung einsetzen. Ip Man und Gong Er können miteinander lediglich im brieflichen Kontakt bleiben. Als die Japaner 1938 in Foshan einmarschieren, verlieren Ip Man und seine Familie alles Hab und Gut. Der als Erbe eines Grundbesitzers an ein sorgloses Leben in Wohlstand gewöhnte Ip Man ist plötzlich bettelarm und hat Mühe, sich und die Seinen zu ernähren. Er muss ums Ãberleben kämpfen. Zur selben Zeit kommt es am Wohnsitz von GroÃmeister Gong in Nordchina zur Konfrontation des alten Kungfu-Lehrers mit seinem Meisterschüler und designierten Nachfolger Ma San, der mit den japanischen Besatzern kollaboriert. Als Gong im Streit getötet wird, schwört seine Tochter Rache und stellt Ma San in einem Bahnhof zum Kampf. 1952 treffen sich IP Man und Gong Er in Hongkong wieder. Beide sind in die britische Kronkolonie emigriert, nachdem die Kommunisten in China die Macht übernommen haben. Beide empfinden noch immer tiefe Zuneigung füreinander, aber widrige Lebensumstände hindern sie daran, zueinander zu finden. Gong Er arbeitet als Ãrztin mit Mitteln der traditionellen chinesischen Medizin. Ip Man leitet eine Kungfu-Schule und unterweist junge Leute in seiner Kampfkunst. Einer seiner Schüler ist ein gewisser Bruce Lee. Die episodenhafte, elliptische Erzählweise Wong Kar-wais mag zwar dem westlichen Zuschauer den Zugang zum Film erschweren, zumal Wong Kar-Wai und seine Drehbuch-Mitautoren Zou Jing-Zhi und Xu Hao-Feng einigen Figuren, etwa Ip Mans Ehefrau Zhang Yong-Cheng (Song Hye-Kyo) und âThe Razorâ (Chang Chen) kaum Raum zur Entfaltung zugestehen. Aber weder die unterschiedlichen Episoden noch die Kungfu-Kämpfe stehen im Vordergrund von âThe Grandmasterâ. Nicht so sehr die Handlung, sondern eher die Ãsthetik der mit Zeitlupe kombinierten, schnellgeschnittenen Kampfszenen sowie insbesondere auch die in der verlangsamten Zeit zum Ausdruck kommende unerfüllte Liebe stehen im Mittelpunkt von âThe Grandmasterâ. Ein Sujet, das bereits Wong Kar-wais groÃe Filme âIn the Mood for Loveâ (2000) und â2046â (2004) auszeichnete. Zu diesem ästhetischen Konzept gehören etwa auch die seit âIn the Mood of Loveâ für Wong Kar-Wai so charakteristischen Zeitlupe-Einstellungen beim Gehen, als sich etwa Zhang Ziyi am Bahngleis auf den Weg zum Kampf gegen Ma San macht. Manchmal gefrieren die Bilder gar zu veritablen Tableaus â mit flieÃendem Ãbergang zu echten Photographien. Zwar bezieht sich der Filmtitel auf Ip Man. Im Zentrum des Films steht jedoch eher die von Zhang Zi-Yi dargestellte Gong Er. Davon zeugt bereits die Art, wie die Kamera von Philippe Le Sourd sie inszeniert, ja regelrecht liebkost. Die besonders scharfen Nahaufnahmen der Gesichter lassen sogar die Spiegelung in ihren Augen betrachten. âThe Grandmasterâ ist eigentlich kein Kungfu-Film, sondern eher ein Drama um unerfüllte Liebe. |
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