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José GarcÃa Foto: Senator ![]() Wegen Schuldunfähigkeit wird Emily denn auch bei einem Gerichtsverfahren freigesprochen. Die Schuld scheint auf dem behandelnden Arzt zu lasten, dem nun auch gesellschaftliche Konsequenzen drohen: Die Gemeinschaftspraxis trennt sich von ihm. Dr. Banks muss wieder von vorn anfangen. So leicht lässt sich der Psychiater jedoch nicht unterkriegen. Denn nun will er genau wissen, was sich unter dem Psychopharmaka âAblixaâ verbirgt. Regisseur Steven Soderbergh scheint nun in âSide Effectsâ zwar dieselbe Richtung einzuschlagen wie einst in seinem Umweltskandalfilm âErin Brokovichâ (2000) und damit den Kampf des Einzelnen gegen die Ãbermacht der âbösen Konzerneâ zu thematisieren. Das Drehbuch von Scott Z. Burns, mit dem Soderbergh bereits in âContagionâ (siehe Filmarchiv) zusammengearbeitet hatte, hält jedoch einige Ãberraschungen parat. Einen Hinweis darauf erhält der Zuschauer bereits in der Eingangssequenz, die sich eigentlich als Zitat aus Alfred Hitchcocks âPsychoâ (1960) ausnimmt. An Hitchcocks Filme erinnert âSide Effectsâ nicht nur deshalb, weil der Regisseur den Verdacht von einer Figur zur nächsten lenkt, sondern auch weil âSide Effectsâ ein echtes Hitchcock-Motiv thematisiert: Der harmlose Mann, der in eine Intrige hineingezogen wird. Zwar thematisiert Steven Soderbergh in âSide Effectsâ gesellschaftspolitische Fragen, etwa die Insidergeschäfte oder auch den übermäÃigen Psychopharmaka-Konsum in den Vereinigten Staaten. Dies geschieht jedoch nur nebenbei, denn Soderberghs Film erweist sich als ein lupenreiner Thriller im Stil des klassischen Film Noir â der allerdings in der Welt der Pharmakonzerne spielt. Obwohl sich einige der Drehbuchwendungen recht konstruiert ausnehmen, dosiert Soderbergh die Spannung in einem Film geschickt, der von der Anklage gegen die Missstände in der psychiatrischen Praxis und die Machenschaften der Pharmaindustrie über den reinen Krimi bis zu einer Rachegeschichte mutiert. Steven Soderbergh inszeniert âSide Effectsâ hyperrealistisch, viel naturalistischer als seine früheren Filme: Um Emilys psychischen Zustand zu visualisieren, gestaltet Produktionsdesigner Howard Cummings ihr Appartement besonders beengt. Den begrenzten Räumen entnimmt die wie üblich von Soderbergh selbst geführte Kamera ungewöhnliche Perspektiven mit bewussten Unschärfen. Die blau-grauen Farbtöne unterstreichen eine Trostlosigkeit, die mit den sonnendurchfluteten Bildern der Rückblenden aus den glücklichen Zeiten des Paares kontrastiert. Sehr realistisch wirkt trotz der erwähnten Drehbuchwendungen auch die ohne jeden Schmuck gedrehte Krimigeschichte, die allerdings in einer kurzen lesbischen Episode unangenehm aufstöÃt. Durch den Perspektivenwechsel im Laufe der Handlung verschiebt sich auch die Zuordnung in Haupt- und Nebenfiguren. Die Schauspieler gestalten authentisch ihre Figuren, die verschiedene moralische Pathologien zeigen. So handelt der von Jude Law verkörperte Dr. Jonathan Banks keineswegs aus Sorge um seine Patientin oder lediglich aus Wahrheitsliebe. Sein eigentlicher Beweggrund ist die Erhaltung seines Sozialstatus. Jude Law gestaltet diesen zwischen allen Stühlen sitzenden Psychiater mit einer Spielfreude, die ihn an seine besten schauspielerischen Leistungen anknüpfen lässt. Die weitaus weniger bekannte Rooney Mara vekörpert ihrerseits die widersprüchlichen Gefühlszustände der Emily mit schlafwandlerischer Sicherheit, so dass ihre Wandlungsfähigkeit eine erstaunliche Höhe erreicht. Ihr glaubwürdiges Spiel hilft über manch einen arg gekünstelten Drehbuchumschwung hinweg. Die insbesondere von Jude Law und Rooney Mara verkörperten Figuren, aber auch die von Catherine Zeta-Jones als undurchsichtig gestaltete Dr. Siebert erhalten an diesem klassisch inszenierten Thriller die Spannung. Sie lassen die immer wieder den Zuschauer in die Irre führenden Wendungen authentisch wirken. |
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