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2/2013 |
José GarcÃa
Foto: Oscar.org
Ein Thriller mit doppeltem Boden erhielt bei der 85. Oscarverleihung in der Nacht vom Sonntag auf den Montag den Oscar als âBester Spielfilmâ des Jahres 2012: âArgoâ, der ânach einer wahren Begebenheitâ von einem als kanadisches Filmteam getarnten CIA-Einsatzkommando erzählt, feiert denn auch das Filmemachen als Rettungsaktion. âArgoâ lautet eigentlich der Name des als Vorwand für den CIA-Einsatz geplanten Films im gleichnamigen Film von Ben Affleck, der allerdings als Regisseur gar nicht nominiert war. âArgoâ erhielt noch zwei weitere Oscars: in den Kategorien âBester Schnittâ und âBestes adaptiertes Drehbuchâ. Die meisten Statuetten gewann jedoch Ang Lees âLife of Piâ. Die Adaption des Romans von Yann Martel über den Jungen, der einen Schiffbruch mit einem Tiger überlebte und dabei Gott fand, erhielt den goldenen Preis in den Kategorien âRegieâ, âKameraâ, âOriginalmusikâ und âSpezialeffekteâ.
Der âOscarâ gilt freilich nicht nur als der wichtigste Filmpreis der Welt. Darüber hinaus steht viel Geld auf dem Spiel, wie die Angaben über die Einspielergebnisse verdeutlichen. Die neun 2013 in der Hauptkategorie âBester Filmâ nominierten Filme haben in den Vereinigten Staaten bislang zusammengenommen 928,3 Millionen Dollar eingebracht, davon mehr als 305 Millionen oder fast ein Drittel allein in den sechs Wochen nach Bekanntwerden der Nominierungen am 10. Januar. Was dann ein Oscar einspielt, beziffert das âHandelsblattâ unter Berufung auf die Analysefirma âIbisworldâ auf knapp 22 Prozent des jeweiligen Filmumsatzes. Die nominierten, aber nicht ausgezeichneten Filme erzielten jedoch nur 4 Prozent ihrer Einnahmen nach der Oscar-Nacht. Deshalb verfolgt Jahr für Jahr weltweit nicht nur ein Milliarden Publikum die Oscarverleihung, sondern insbesondere auch die Filmindustrie, die ja über die rund 6 000 stimmberechtigten Mitgliedern der Filmakademie der Vereinigten Staaten an den Entscheidungen in den 24 Oscarkategorien beteiligt ist. âDer Oscar ist ein Preis, der von Kollegen an Kollegen vergeben wird â nur das eben die ganze Welt dabei zuschautâ, so die âtagesschauâ. Das Wahlprinzip: Die Academy-Mitglieder nominieren in ihrer jeweiligen Berufssparte, also die Schauspieler, Kameraleute oder Regisseure je für sich, die besten fünf Leistungen. Einzige Ausnahme: In der Kategorie âBester Filmâ werden die (bis zu zehn) Nominierungen von allen Akademie-Mitgliedern ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung treffen anschlieÃend in (fast) allen Sparten, alle Mitglieder der âAcademy of Motion Picture Arts and Sciencesâ.
In der Sparte âBester nicht-englischsprachiger Filmâ gewann 2013 erwartungsgemäà Michael Hanekes Drama âLiebeâ (âAmourâ), in dem der österreichische Regisseur Tötung (auf Verlangen?) als Akt der âLiebeâ darzustellen versucht. Der Film besticht durch die hervorragenden Darsteller und durch die handwerklich hervorragende Regie â Emmanuelle Riva war auÃerdem für den Hauptdarstellerin-Oscar nominiert. Dennoch durchzieht ihn ein in der eigenen Subjektivität gefangener Nihilismus, der für Hoffnung, geschweige denn für jegliche Transzendenz keinerlei Raum lässt.
Stand die Entscheidung für die Schauspieler in den âSupporting Rolesâ bereits so gut wie fest â Anne Hathaway (âLes Misérablesâ) gewann den Oscar als âBeste Nebendarstellerinâ, Christoph Waltz (âDjango Unchainedâ) in der Kategorie âBester Nebendarstellerâ â so gab es eine Ãberraschung in der Sparte âBeste Hauptdarstellerinâ: Den Oscar gewann Jennifer Lawrence (âSilver Linings Playbookâ) und nicht die im Vorfeld favorisierte Jessica Chastain für âZero Dark Thirtyâ. Als âBester Hauptdarstellerâ konnte Daniel Day-Lewis (âLincolnâ) die goldene Statuette mit nach Hause nehmen. Damit ist er der erste Schauspieler der drei Oscars als âBester Hauptdarstellerâ gewonnen hat â letztes Jahr gelang dies in der Sparte âBeste Hauptdarstellerinâ Merly Streep. Nachdem 2012 kein Pixar-Film in der Kategorie âBester Animationsfilmâ nominiert wurde, ging dieses Jahr den Oscar in dieser Sparte mit âMerida â Legende der Highlandsâ (âBraveâ) erneut an ein Film aus der inzwischen zum Disney-Konzern gehörenden Animationsschmiede âPixarâ.
Als der groÃe Verlierer der 85. Oscarnacht kann âLincolnâ angesehen werden. Obwohl Steven Spielbergs Film zwölf und damit die meisten Nominierungen erhalten hatte, gewann âLincolnâ lediglich zwei Statuetten für âBestes Szenenbildâ und den âBesten Hauptdarstellerâ. So verlor Spielbergs Film auch in der Kategorie âBestes adaptiertes Drehbuchâ den Oscar an âArgoâ. Das âbeste Originaldrehbuchâ gewann Quentin Tarantino für âDjango unchainedâ. Die Musicalverfilmung âLes Misérablesâ wurde dreimal ausgezeichnet: AuÃer dem Nebendarstellerin-Oscar für Anne Hathaway erhielt sie je eine goldene Statuette für âMake-upâ und âTonmischungâ.
Aus der 85. Oscarverleihung gibt es auch Kurioses zu berichten. So ergab sich für den âBesten Tonschnittâ eine Pattsituation: Der geteilte Oscar ging an âSkyfallâ und âZero Dark Thrirtyâ. Ein Stimmenpatt war bislang lediglich zweimal in der Oscargeschichte vorgekommen: 1932 teilten sich Fredric March und Wallace Beery die Auszeichnung als âBester Hauptdarstellerâ, 1969 erhielten Katharine Hepburn und Barbra Streisand je einen Oscar als âBeste Hauptdarstellerinâ. Was nicht einmal in der Zeit geschah, als von 1981 bis 1989 ein gelernter Schauspieler im WeiÃen Haus residierte, trat 2013 ein: Mittels Liveschaltung stellte First Lady Michelle Obama âArgoâ als âBesten Filmâ vor.
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