FARBE DES OZEANS, DIE | Die Farbe des Ozeans
Filmische Qualität:   
Regie: Maggie Peren
Darsteller: Sabine Timoteo, Hubert Koundé, Alex Gonzalez, Friedrich Mücke, Nathalie Poza, Alba Alonso, Dami Adeeri
Land, Jahr: Deutschland / Spanien 2011
Laufzeit: 97 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: X
im Kino: 5/2012


José García
Foto: movienet

Jahr für Jahr versuchen tausende Afrikaner die „Festung Europa“ zu erreichen. Viele ertrinken oder verdunsten auf der Überfahrt von Libyen nach Italien oder von Senegal auf die kanarischen Inseln. Wer es jedoch nach durchschnittlich zehn Tagen schafft, etwa auf einer der kanarischen Insel zu landen, tut gut daran, seine Herkunft zu verschleiern. Denn ohne bekanntes Stammland keine Abschiebung. Sie dürfen dann im Land bleiben, obwohl sie keine Arbeitserlaubnis erhalten. In Maggie Perens nun anlaufendem Spielfilm „Die Farbe des Ozeans“ weigert sich denn auch Zola (Hubert Koundé), der mit seinem siebenjährigen Sohn Mamadou (Dami Adeeri) und anderen Flüchtlingen aus Senegal die Kanareninsel erreicht hat, beharrlich, sein Geburtsland preiszugeben. Allerdings hat Zola nicht mit dem unerbittlichen Polizisten José (Alex Gonzalez) gerechnet, dem die dortigen Verhältnisse, aber auch familiäre Probleme jedes Mitgefühl gegenüber den Bootsflüchtlingen geraubt haben. Mitleid erwecken Zola und sein Sohn freilich bei der deutschen Urlauberin Nathalie (Sabine Timoteo), die zusammen mit ihrem Freund Paul (Friedrich Mücke) über Sylvester einige Tage auf den Kanaren verbringt. Da sie bereits Zeugin der Ankunft des senegalesischen Boots geworden und in Kontakt mit Zola getreten war, bittet er sie um finanzielle Hilfe, um auf das spanische Festland zu gelangen, als ihm die Flucht aus dem Internierungslager gelingt.

In ihrer zweiten Regiearbeit entwirft die mehrfach ausgezeichnete deutsche Drehbuchautorin Maggie Peren eine komplexe Geschichte, die drei unterschiedliche Handlungsstränge miteinander verknüpft: Neben dem Drama um Zola und seinen Sohn Mamadou beleuchtet sie das von Misstrauen und Härte diktierte Handeln Josés sowie die naive, vom schlechten Gewissen der Überflussgesellschaft inspirierte Einstellung Nathalies. Dass alle drei Handlungsstränge in einem dramaturgisch stimmigen Gleichgewicht zueinander stehen, ist ohne Zweifel das Verdienst des von der Regisseurin selbstverfassten Drehbuchs, aber sicherlich auch des Schnitts von Simon Blasi, der das richtige Tempo für die Figuren- und Handlungsentwicklung findet. Weil sich im Gegensatz zur Gutmenschen-Einstellung Nathalies gut gemeinte Hilfe als wenig hilfreich erweist, stellt Perens Film durchaus aktuelle moralische Fragen.
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