|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: universum Das Kino der beginnenden achtziger Jahre zeichnete sich teilweise durch düstere Zukunftsvisionen aus. Insbesondere zwei zum Science-Fiction-Subgenre der âAnti-Utopieâ oder âDystopieâ gehörenden Spielfilme erlangten bald âKultfilmâ-Status: John Carpenters âDie Klapperschlangeâ (âEscape from New Yorkâ, 1981) sowie âBlade Runnerâ (Ridley Scott, 1982). Der im Jahre 2019 angesiedelte, dank eines detailverliebten und von Vangelis Filmmusik wirkungsvoll unterstützten visuellen Produktionsdesigns bestechende âBlade Runnerâ stellt tiefgreifende Fragen im Bereich der Bioethik sowie der menschlichen Identität überhaupt. Carpenters ebenfalls mit einem stimmigen Soundtrack ausgestatteter âDie Klapperschlangeâ zeigt den Rückfall der Gesellschaft in die Barbarei: Im Jahre 1997 reichen die Gefängnisse nicht mehr aus, um alle Verbrecher sicher zu verwahren. Deshalb wird ganz Manhattan in ein von der AuÃenwelt hermetisch abgeriegeltes Hochsicherheitsgefängnis verwandelt, in dem die sich selbst überlassenen Insassen eine eigene Gesellschaftsordnung aufbauen. Die äuÃere Handlung beginnt mit dem Absturz der Präsidentenmaschine âAir Force Oneâ und der Geiselnahme des US-Präsidenten durch die Häftlinge. Um den Präsidenten zu befreien, wird Snake Plissken (Kurt Russell), ein Sträfling und ehemaliger Elite-Soldat, in das gigantische Gefängnis eingeschleust. Die Handlung des nun im Kino anlaufenden Langspielfilmdebüts von James Mather und Stephen St. Leger âLockoutâ liest sich wie ein Remake von John Carpenters Film: Als Emilie Warnock (Maggie Grace), die Tochter des US-Präsidenten, im Jahre 2079 auf geheimer humanitärer Mission ins als ausbruchssicher geltende Gefängnis âMS-Oneâ reist, das in stationärer Umlaufbahn 50 Meilen von der Erde entfernt die 500 gefährlichsten Verbrecher im künstlichen Tiefschlaf verwahrt, wird sie Opfer eines Häftlingsaufstands: Einem Insassen gelingt es, die anderen Häftlinge aus ihren Gefängnis-Kapseln zu befreien. Unter der Führung des charismatischen Alex (Vincent Regan) bringen die Verbrecher die MS One unter ihre Kontrolle. Emilie und ihre Begleitung werden als Geisel genommen. Die einzige Möglichkeit, Emilie aus der MS-One zu befreien: Ãhnlich dereinst Snake Plissken einen Agenten zum Hochsicherheitsgefängnis zu fliegen. Der Auserwählte wird in einem Parallel-Erzählstrang zu Emilies Reise eingeführt: CIA-Agent Snow (Guy Pearce) wurde festgenommen, nachdem er angeblich bei einer Kofferübergabe seinen Vorgesetzten erschoss und dann flüchtete. In einem Verhör lässt ihn CIA-Chef Scott Langral (Peter Stomare) mit Faustschlägen traktieren, um herauszufinden, was aus dem Koffer mit dem angeblich brisanten Material geworden ist. Snow misstraut jedoch Langral. Stattdessen teilt er CIA-Vertrauten Harry Shaw (Lennie James) heimlich mit, dass er vor seiner Verhaftung den Koffer seinem Partner Mace (Tim Plester) zuspielen konnte. Nachdem Snow zu 30 Jahren Haft verurteilt wird, macht ihm die CIA ein Angebot: Er würde begnadigt, wenn er die Präsidententochter befreit. Mehr als diese Aussicht überzeugt jedoch den ehemaligen Agenten, dass sich Mace ebenfalls im Gefängnis befindet â er könnte endlich erfahren, wo sein Partner den Koffer versteckte. Trotz der bekannten und vorhersehbaren Handlung birgt das vom Regieduo zusammen mit Action-Spezialisten Luc Besson verfasste Drehbuch die eine oder andere Ãberraschung. In visueller Hinsicht bietet âLockoutâ trotz des für solche Science-Fiction-Actionfilme eher bescheidenen Budgets von 30 Millionen Dollar ein kurzweiliges Actionspektakel. Im Vergleich etwa zur aufwändigen Ausstattung von âBlade Runnerâ liefert âLockoutâ jedoch keine Hinweise auf die Gesellschaft im Jahre 2079. Der Zuschauer erfährt beispielsweise, dass sich das âOval Officeâ des US-Präsidenten in einem Bunker unter dem WeiÃen Haus befindet, und dass das dort hängende US-amerikanische Wappen einen Riss aufweist. Was dies jedoch zu bedeuten habe, darüber schweigt sich der Film aus. Ãhnlich sieht der Zuschauer zwar futuristisch wirkende Motorräder und Hubschrauber, bekommt aber beispielsweise keinen Ãberblick über städtebauliche Zustände, die in einem Science-Fiction-Film eigentlich eine wichtige Rolle spielen. Dasselbe gilt für gesellschaftspolitisch relevante Fragen. Die Menschenrechte, die dem allgemeinen Sicherheitsbedürfnis zum Opfer fallen, und die Emilie Warnock bei ihrem Besuch auf der MS-One untersuchen möchte, erweisen sich lediglich als ein Vorwand, um die Handlung voranzutreiben. Jedenfalls kommt dieser Aspekt nicht weiter als in Steven Spielbergs âMinority Reportâ (2002), von dem das Regieduo die Idee der Verwahrung von Verbrechern in einem komatösen Zustand ohnehin abgekupfert hat. Dennoch: Die durchgängige Selbstironie von âLockoutâ, wozu die Wortgefechte entscheidend beitragen, die sich Emilie und Snow permanent liefern, macht den Film von James Mather und Stephen St. Leger zu einer kurzweiligen Persiflage des Genres. |
||||||||||||||||||||
|