OSCARS 2012 | Oscars 2012
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Land, Jahr: 0
Laufzeit: 0 Minuten
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im Kino: 2/2012


José García
Foto: IN

Seit der ersten Oscar-Verleihung 1929, als „Wings“ von William A. Wellman und Friedrich Wilhelm Murnaus „Sunrise – Lied von zwei Menschen“ ausgezeichnet wurden, hatte kein Stummfilm mehr den begehrtesten Filmpreis der Welt gewonnen. Außerdem war noch nie ein französischer Spielfilm von der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ der Vereinigten Staaten als „Bester Film“ gekürt worden. Bei der 84. Oscarverleihung in der Nacht vom Sonntag auf den Montag stellte sich indes ein französischer Stummfilm als der größte Gewinner heraus. „The Artist“ (siehe Filmarchiv) holte den Preis in den wichtigsten Kategorien „Bester Film“ und „Beste Regie“ sowie als „Bester Hauptdarsteller“ (Jean Dujardin), „Musik“ und „Kostüm“.

Die Entscheidungen in den 24 Oscarkategorien, die von den rund 6 000 stimmberechtigten Mitgliedern der amerikanischen Filmakademie gefällt wurden, entwickelte sich erwartungsgemäß zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem elfmal nominierten „Hugo Cabret“ von Martin Scorsese und „The Artist“ von Michel Hazanavicius, der in zehn Kategorien vorausgewählt war. Mit der Verleihung des Oscars als Bester Film an „The Artist“ würdigt denn auch die Filmakademie der Vereinigten Staaten die Liebe zum klassischen Kino, die Michel Hazanavicius' Film neu entfacht. Gingen die beiden Filme ebenfalls für die wichtigsten Oscars als „Bester Film“ und für die „Beste Regie“ als Favoriten ins Rennen, so wurde im Vorfeld darüber spekuliert, ob dieses Jahr entgegen den Entscheidungen der letzten fünf Jahre die Auszeichnungen in den beiden „Königskategorien“ verschiedenen Filmen gelten würde. Am Ende bewährte sich die Formel der letzten Jahre: Der Regisseur des als „Besten Filmes“ gekürten „The Artist“ Michel Hazanavicius setzte sich ebenfalls in der Kategorie „Beste Regie“ gegen Martin Scorsese durch. Dessen Film „Hugo Cabret“ wurde ebenfalls fünfmal ausgezeichnet, allerdings in den als „technischen“ Kategorien geltenden „Kamera“, „Ausstattung“, „Visuelle Effekte“, „Tonmischung“ und „Tonschnitt“.

Stand die Entscheidung für die Schauspieler in den „Supporting Roles“ bereits so gut wie fest – Octavia Spencer („The Help“) gewann den Oscar als „Beste Nebendarstellerin“, Christopher Plummer („Beginners“) in der Kategorie „Bester Nebendarsteller“ – so wurde mit besonderer Spannung die Entscheidung in den Kategorien „In a Leading Role“ erwartet: Als „Beste Hauptdarstellerin“ erhielt Meryl Streep („Die eiserne Lady“) bei ihrer 17. Nominierung ihren dritten Oscar, nachdem sie seit 29 Jahren („Sophies Entscheidung“ 1983) den Preis nicht mehr gewonnen hatte, und setzte sich insbesondere gegen Viola Davis („The Help“) durch. Als „Bester Hauptdarsteller“ konnte Jean Dujardin („The Artist“) die goldene Statuette mit nach Hause nehmen, obwohl im Vorfeld George Clooney („The Descendants“) ebenfalls gute Chancen eingeräumt worden waren.

In der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ war Wim Wenders' Hommage an Pina Bausch „Pina“ (siehe Filmarchiv) nominiert worden. Allerdings musste er sich gegen „Undefeated“ geschlagen geben – mit einem Dokumentarfilm über American Football kann bei der Oscarvergabe offenbar kein anderer Film konkurrieren, und sei es eine so wunderbare Verknüpfung von höchster Film- und Tanzkunst.

Nachdem „Nader und Simin – Eine Trennung“ (siehe Filmarchiv) den Goldenen Bären bei der Berlinale 2011 gewonnen hatte, galt der iranische Beitrag als aussichtsreichster Kandidat für den Oscar in der Sparte „Bester nichtenglischsprachiger Film“. Obwohl diese zu den kaum vorhersehbaren Oscar-Kategorien zählt, erfüllte sich die Prognose, womit erstmals ein iranischer Film mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

Konnte Pixar den Oscar für den Besten Animationsfilm in den letzten vier Jahren gewinnen, so wurde 2012 kein Pixar-Film für diese Kategorie nominiert. Gore Verbinskys „Rango“ von (siehe Filmarchiv) wurde seiner Favoritenrolle gerecht und konnte sich gegen die vier Konkurrenten behaupten.

Im Gegensatz zu früheren Jahren fiel bei den Nominierungen für die beiden Drehbuch-Oscars 2012 auf, dass vier von den neun in der Hauptkategorie „Bester Film“ ausgewählten Filmen gar nicht mehr nominiert wurden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass einer Reihe Filme des Jahrgangs 2011 (etwa „The Ides of March – Tage des Verrats“ oder „Der große Crash“) ein oscar-würdiges Drehbuch bescheinigt wurde, obwohl sie in der Inszenierung die amerikanische Filmakademie nicht ganz überzeugen konnten. Erwartungsgemäß gewannen den Oscar in der Kategorie „Adaptiertes Drehbuch“ Alexander Payne und seine Ko-Autoren für „The Descendants“ (siehe Filmarchiv). Für das „Beste Originaldrehbuch“ wurde der Rekordhalter bei den Nominierungen in dieser Sparte ausgezeichnet: Bei seiner 15. Nominierung erhielt Woody Allen für „Midnight in Paris“ (siehe Filmarchiv) seinen dritten Oscar nach 1978 („Annie Hall – Der Stadtneurotiker“) und 1987 („Hannah und ihre Schwestern“).

Obwohl die zwei großen Favoriten „The Artist“ und „Hugo Cabret“ jeweils fünf Statuetten erhielten, kann Michel Hazanavicius' „The Artist“ als der große Gewinner der Oscarnacht angesehen werden, da er sich in den bedeutendsten Kategorien durchsetzen konnte, während Martin Scorseses „Hugo Cabret“ eher in den „technischen“ Sparten ausgezeichnet wurde. Außer den beiden Filmen gelang es lediglich einem Film, mehr als einen Oscar zu gewinnen, womit sich der Trend der letzten Oscar-Veranstaltung 2011 fortsetzte: „Die eiserne Lady“ gewann außer in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ auch die Statuette für „Bestes Make-Up“.
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