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José GarcÃa Foto: Thimfilm Der österreichische Schauspieler Karl Markovics, der in Stefan Ruzowitzkys mit dem Oscar 2008 ausgezeichnetem âDie Fälscherâ (siehe Filmarchiv) die Hauptrolle spielte, nimmt erstmals Platz auf dem Regiestuhl. Sein Spielfilmdebüt âAtmenâ, zu dem er auch das Drehbuch verfasste, besticht insbesondere durch eine halbdokumentarische, atmosphärische Dichte, die den Zuschauer in ihren Bann schlägt. Die distanziert gefilmten Einführungsbilder in einer Werkstatt erinnern stark an Jean-Pierre und Luc Dardennes âDer Sohnâ (siehe Filmarchiv), in dem ein jugendlicher Strafgefangener auf Bewährung in einer Werkstatt als Lehrling aufgenommen wurde. In âAtmenâ wirft zwar der 19-jährige Roman Kogler (Thomas Schubert) den Ausbildungsjob hin. Aber auch er verbüÃt in einer Sonderstrafanstalt für Jugendliche eine Freiheitsstrafe wegen Totschlags. Darüber hinaus wendet Regisseur Markovics eine elliptische Filmsprache an, die ebenfalls an die Filme der Dardenne-Brüder erinnert, bei denen die Bausteine der Handlung nach und nach zusammengesetzt werden. In Romans Figur führt etwa der Film dadurch ein, dass er Szenen aus dem Alltag des 19-Jährigen in der âSonderstrafanstalt für Jugendlicheâ schlaglichtartig nacheinander montiert. Die Handlung schreitet voran, nachdem Roman zum Staunen seines Bewährungshelfers Walter Fakler (Gerhard Liebmann) einen Job beim Abholdienst eines Wiener Bestattungsunternehmens annimmt. Steht er zunächst nur als Zuschauer da, während die erfahrenen Kollegen Rudolf Kienast (Georg Friedrich) und Gerhard Schorn (Stefan Matousch) die Toten für das Begräbnis waschen und anziehen, so bricht der verschlossene, seine Mitinsassen meidende, zu Wutausbrüchen neigende Junge allmählich aus der Isolation heraus. Eine meisterhaft inszenierte Sequenz markiert den Wendepunkt: Nachdem sich Roman und Rudolf im Haus einer tot aufgefundenen alten Frau fast geprügelt haben, muss Roman dem Ãlteren beim Zurechtmachen der Toten zur Hand gehen. Die bei allen routinierten Arbeitsabläufen durch die greifbare Ehrfurcht des Bestattungsmitarbeiters vor der Toten zum Ausdruck kommende Pietät zeugt von hoher Schauspielkunst, aber ebenso von einer seltenen Inszenierungskraft des Regisseurs. Durch den Umgang mit den Toten kehrt ein scheinbar Toter zum Leben zurück. Karl Markovics wurde für sein Regiedebüt in der Cannes-Nebenreihe âQuinzaine des Realisateursâ mit dem Preis âLabel Europa Cinemaâ, Thomas Schubert beim Filmfest Sarajewo als Bester Darsteller ausgezeichnet. âAtmenâ geht als österreichischer Beitrag ins Rennen um den Oscar als bester nichtenglischsprachiger Film. |
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