BESSERE ZEITEN | Svinalängorna
Filmische Qualität:   
Regie: Pernilla August
Darsteller: Noomi Rapace, Ola Rapace, Outi Mäenpää, Ville Virtanen, Tehilla Blad, Alpha Blad, Junior Blad, Selma Cuba, Minna Haapkylä
Land, Jahr: Schweden 2010
Laufzeit: 94 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: D
im Kino: 12/2011
Auf DVD: 5/2012


José García
Foto: NFP

Der als bester schwedischer Roman des Jahres 2006 ausgezeichnete Erstlingsroman „Svinalängorna“ (Deutsch „Bessere Zeiten“, 2011) von Susanna Alakoski erzählt mit schonungslosem Realismus von einer Kindheit am Rande der Gesellschaft in Schweden Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre. „Svinalängorna“ heißt etwa „Schweinehäuser“: So wird in der südschwedischen Kleinstadt Ystad die Sozialbausiedlung abfällig genannt, in der finnische Gastarbeiter leben. Dorthin zieht die etwa 10-jährige Leena mit ihrer aus Finnland stammenden Familie. Obwohl die neue Wohnung vielversprechend aussieht, erlebt Leena dort keine glückliche Kindheit. Denn die Eltern sind nicht nur arm, sondern geben fast alles für Alkohol aus – „Quartalsäufer“ nennt sie Leena später, als sie ihre Lage als vernachlässigtes Kind zu begreifen beginnt. Sie wünscht sich nur noch „bessere Zeiten“ – weg, ganz weit weg von der „Schweinesiedlung“.

Auf Susanna Alakoskis Roman basiert das Spielfilmdebüt als Regisseurin und Drehbuchautorin der schwedischen Schauspielerin Pernilla August „Bessere Zeiten“, wobei die Regisseurin Leenas Kindheitsgeschichte aus der Perspektive der Erwachsenen in Rückblenden erzählt. Leena (Noomi Rapace) führt mit ihrem Mann Johan (Ola Rapace) und ihren beiden kleinen Töchtern ein glückliches Leben, als sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Ihre Mutter Aili (Outi Mäenpää) liegt im Sterben. Obwohl sie ihre Mutter am liebsten nicht mehr sehen würde, überredet sie ihr Mann, die lange Reise zu unternehmen. Unterwegs wird Leena von den schmerzlichen Erinnerungen heimgesucht.

Die Erzählstruktur in Rückblenden erweist sich als hervorragende Finesse, um dem Zuschauer das traumatische Sozialdrama erträglich zu machen. Der distanzierte Blick auf die kruden Szenen, in denen Leena (Tehilla Blad) zusehen muss, wie ihre Eltern dem Alkohol verfallen, während das Mädchen ihren kleinen Bruder Sakari (Junior Blad) zu beschützen versucht, lässt darüber hinaus die Hoffnung auf die Verarbeitung der schmerzhaften Kindheit und dadurch auf eine Versöhnung zu.

„Bessere Zeiten“ erhielt bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2010 den Publikumspreis der unabhängigen Sektion „Settimana Internazionale della Critica“ sowie den NDR-Spielfilmpreis bei den 52. Nordischen Filmtagen Lübeck. Außerdem wurde Pernilla Augusts Film als schwedischer Beitrag für den Oscar als bester nichtenglischsprachiger Film ausgewählt.
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