THE HELP | The Help
Filmische Qualität:   
Regie: Tate Taylor
Darsteller: Emma Stone, Viola Davis, Octavia Spencer, Bryce Dallas Howard, Ahna O'Reilley, Jessica Chastain, Allison Janney, Anna Camp
Land, Jahr: USA 2011
Laufzeit: 146 Minuten
Genre: Dramen
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2011
Auf DVD: 3/2012


José García
Foto: Disney

Vor etwa einem halben Jahrhundert wurde der im Jahre 1964 mit dem Friedensnobelpreis geehrte Martin Luther King (1929–1968) zum bekanntesten Verfechter der US-Bürgerrechtsbewegung, die sich insbesondere gegen die Rassentrennung in den Südstaaten der Vereinigten Staaten richtete. Einen Einblick in die Gesellschaftsverhältnisse der Südstaaten zu Beginn der sechziger Jahre bietet der nun im Kino anlaufende Spielfilm „The Help“, der auf dem 2009 erstmals erschienenen gleichnamigen Buch von Kathryn Stockett (deutsch „Gute Geister“, 2011) basiert. Kathryn Stocketts Erinnerungen aus Jackson/ Mississippi wurden zu einem Drehbuch vom ebenfalls aus Jackson stammenden Tate Taylor verarbeitet, der auch die Regie übernahm.

Die junge Eugenia Phelan (Emma Stone), genannt Skeeter, kehrt Anfang der 1960er Jahre nach ihrem Literatur-Studienabschluss auf die elterliche Baumwollfarm in Jackson/Mississippi zurück. Da sie fest entschlossen ist, Journalistin oder gar Schriftstellerin zu werden, bewirbt sich die junge Frau bei der örtlichen Zeitung. Dort bekommt sie denn auch einen Job: Der Chefredakteur beauftragt sie mit einer wöchentlichen Kolumne mit Haushaltstipps. Ihr Wunsch, einen Beruf zu ergreifen, steht in krassem Gegensatz zum Lebensstil ihrer ehemaligen Schulfreundinnen, die längst geheiratet haben und ihre Zeit beim Bridge oder mit ihrer Wohltätigkeitsliga verbringen, deren Präsidentin Skeeters ehemalige beste Freundin Hilly (Bryce Dallas Howard) ist.

Weil sich die angehende Journalistin in Haushaltsfragen kaum auskennt, bittet Skeeter ihre Freundin, deren Hausmädchen Aibileen (Viola Davis) befragen zu dürfen. Durch den Kontakt zu Aibileen und deren Freundin Minny (Octavia Spencer) lernt die junge Frau die ihr bis dahin kaum gekannte Welt des schwarzen Personals, das von der weißen Oberschicht als Menschen zweiter Klasse behandelt wird. Skeeter fasst den Entschluss, Aibileen, Minny und weitere Haushaltshilfen zu interviewen, um darüber ein Buch zu schreiben. Damit geht sie nicht nur auf Kollisionskurs zu ihren Freundinnen. Sie stößt ebenso auf das Schweigen der „guten Geister“, die durch das Buchprojekt ihre Existenz aufs Spiel setzen würden – bis durch einen tragischen Zufall die unterdrückten Frauen ihre Meinung ändern.

Regisseur Tate Taylor setzt den Kontrast zwischen dem gelangweilt-privilegierten Leben der weißen Oberschicht und den beengten Lebensbedingungen der Haushaltshilfen anschaulich in Szene, etwa durch den Bretterverschlag, die Aibileen als Klosett dient, weil sie „aus hygienischen Gründen“ die Toilette der Weißen nicht benutzen darf. Den historischen Zusammenhang stellt der Film durch Fernseh- und Radioübertragung der Bürgerrechtsbewegung, etwa durch die Nachrichtenbilder von Martin Luther Kings „Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit“ im August 1963, her. Die epische Erzählweise wird durch Rückblenden unterbrochen, die etwa das Schicksal von Skeeters Ersatzmutter Constantine erzählen.

Trotz des ausgezeichneten Produktionsdesigns kann „The Help“ die atmosphärische Dichte nicht über die gesamte, mit zweieinhalb Stunden zu lang geratene Filmdauer halten. Die gefühlsduselige Klaviermusik sowie holzschnittartige Charaktere tragen zu einer Vergröberung bei, die das moralische Anliegen von „The Help“ schmälert. Darüber hinweg helfen jedoch die Situationskomik und der feine Humor, der den Film durchzieht. Sehenswert ist vor allem die schauspielerische Leistung des Ensembles, die aus den vom Drehbuch vorgegebenen, kaum tiefgründigen Charakteren das Beste holen und „The Help“ zu einem durch und durch Schauspieler-, genauer: zu einem Schauspielerinnenfilm machen. Denn Männer kommen in Taylors Film nur am Rande vor.

Emma Stone gestaltet ihre Skeeter mit einer genau ausgewogenen Mischung aus Verletzlichkeit und Entschlossenheit, Bryce Dallas Howard brilliert in einer für sie kaum gewohnten Rolle als standesbewusste, selbstgerechte „Dame“. Insbesondere Jessica Chastain überzeugt als von der Gesellschaft Ausgeschlossene, von Selbstzweifeln geplagte, leicht neurotische junge Ehefrau – eine Rolle, die leicht zum Chargieren verführt hätte. „The Help“ lebt vor allem aber von der hervorragenden Darstellung der zwei Hausmädchen durch Viola Davis, die bereits 2008 für den Oscar nominiert wurde, und Octavia Spencer. Zwar sind auch ihre Figuren schematisch angelegt – Aibileen die Melancholische, Minny die Resolute. Aber die Schauspielerinnen hauchen ihnen so viel Leben ein, dass ihre Charakterentwicklung völlig authentisch wirkt.

Durch die unterschiedlichen Figuren wird „The Help“ zu einem glaubwürdigen Gesellschaftsporträt der Südstaaten der Vereinigten Staaten zu einer Zeit, die unendlich weit in die Vergangenheit zurückzureichen scheint, die jedoch lediglich ein halbes Jahrhundert zurückliegt. Durch die Verbundenheit der weißen und schwarzen Filmheldinnen plädiert „The Help“ darüber hinaus für die Überwindung der Rassenunterschiede auf menschlicher Ebene sowie für Vergebung und Versöhnung.
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