|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: if... Cinema Zweieinhalb Jahre lang begleitete der Dokumentarfilmer Jörg Adolph die Vorbereitungen auf die 41. Oberammergauer Passionsspiele sowie deren mehr als 100 Aufführungen im Jahr 2010. Aus dem umfangreichen Drehmaterial schnitt Jörg Adolph bereits eine 45-minütige Fernsehdokumentation über die Vorbereitungen zusammen, die unter dem Titel âDie Oberammergauer Leidenschaftâ am 13. Mai 2010 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Nach dem Ende des 41. Spieljahres erstellte der Dokumentarfilmer zunächst einen 90-minütigen Dokumentarfilm, der im April 2011 ebenfalls vom Bayerischen Fernsehen gesendet wurde. Nun läuft die Langfassung von Jörg Adolphs Dokumentarfilm im Kino an: Der 144 Minuten lange Film âDie groÃe Passionâ steht unter dem Motto âDas berühmteste Dorf der Welt spielt die gröÃte Geschichte aller Zeitenâ. Das Oberammergauer Passionsspiel geht auf das Jahr 1633 zurück, als die Pest in dieses im Schatten des Kofel-Berges gelegene Dorf kam. Die Oberammergauer legten das Gelübde ab, âdie Passionstragödie alle zehn Jahre (zu) haltenâ. Nach diesem feierlichen Gelöbnis gab es im Dorf keine Pesttoten mehr. Sie führten im Jahre 1634 die Passion auf, und begründeten damit eine fast lückenlose Tradition, die sich durch alle Wirren der Zeit von der Aufklärung über die Napoleonischen Kriege bis zu den zwei Weltkriegen nahezu vierhundert Jahre lang gehalten hat. Das Passionsspiel besteht aus der Zeitspanne vom feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem bis zur Auferstehung. Die weit mehr als 2 000 Mitwirkende müssen lediglich eine Bedingung erfüllen: Entweder in Oberammergau geboren sein, oder seit mindestens 20 Jahren in der etwa 5 000 Menschen zählenden Gemeinde leben. Jörg Adolph wendet in seinem Dokumentarfilm âDie groÃe Passionâ das Prinzip des âDirect Cinemaâ an: Die Kamera nimmt eine beobachtende Stellung ein, so dass die Bilder weder durch Off-Erklärungen noch durch Interviews kommentiert werden. So ist die Kamera von Daniel Schönauer bereits bei der Dorfversammlung im Frühjahr 2008 anwesend, als der Gemeindekämmerer die schlechte finanzielle Lage von Oberammergau darstellt, und sich von den Passionsspielen die bitter nötigen Einnahmen erhofft. Die Grundstruktur ist laut Regisseur Adolph ârecht übersichtlichâ: âEine Dreiteilung in allgemeine Vorbereitungen, Proben zum Stück und Aufführungszeit. Zudem ist der Film hauptsächlich chronologisch montiertâ. Im jeden Teil setzen einige âstarke Szenenâ besondere Akzente, etwa im ersten Drittel der Aufruf 16 Monate vor Beginn der Aufführungszeit, sich Bärte und Haare wachsen zu lassen, oder die Bekanntmachung der Rollenverteilung. Im Mittelpunkt von âDie groÃe Passionâ steht jedoch Spielleiter Christian Stückl. Ob am Computer beim Redigieren der Texte oder auf der Bühne bei den Proben: Christian Stückl ist in Jörg Adolphs Film allgegenwärtig. Mit jeder seiner markanten Gesten vermittelt der Oberammergauer, der seit 1987 Spielleiter der Passionsspiele seiner Heimatgemeinde und seit Oktober 2002 Intendant am Münchner Volkstheater ist, eine ansteckende Theater-Leidenschaft. Stückl reist etwa auch mit einer gröÃeren Gruppe seiner Darsteller nach Israel, diskutiert leidenschaftlich in etlichen Krisensitzungen mit Vertretern des Gemeinderats, wobei er richtig heftig wird, als eine politische Gruppierung bei den Proben ein generelles Rauchverbot durchsetzen möchte â Kettenraucher Christian Stückl wehrt sich vehement dagegen. Heftig widerspricht er allerdings auch einem Kommentar in der âFrankfurter Allgemeinen Sonntagszeitungâ: âSeit Stückl an der Macht ist, müssen sie jüdische Organisationen fragen, was sie auf der Bühne zeigen dürften.â Damit sprach freilich die âF.A.S.â einen zentralen Aspekt in der Textüberarbeitung an, die Stückl und sein Stellvertreter Otto Huber bereits für das 40. Spieljahr 2000 vorgenommen hatten: Die im Spiel befindlichen Antijudaismen zu eliminieren. Vor allem Otto Huber verhandelt geschickt, wobei ein herrlicher Satz sein Festhalten an der historischen Wahrheit illustriert: âUns wäre es auch lieber, wenn die Ãsterreicher Jesus gekreuzigt hätten.â In einer der wenigen Szenen, in denen Stückl nicht im Mittelpunkt steht, fährt Otto Huber zusammen mit Oberammergaus Erstem Bürgermeister Arno Nunn nach Rom zu einer Papstaudienz, um Benedikt XVI. ein Bild der Passionsspiele zu überreichen. Mehr als zwei Stunden lang zeigt Jörg Adolphs Film zwar den ganzen Aufwand und die kleinteilige, aufreibende Arbeit des 1. Spielleiters und seines Stellvertreters. âDie groÃe Passionâ verstellt jedoch nicht den Blick auf das Wesentliche. Im Film sagt etwa Christian Stückl: âWir sind von Berufs wegen Gottessucherâ, was der leidenschaftlicher Theatermann in einem Statement folgendermaÃen erläutert: âEin Passionsspiel kann nicht nur ein Historienspiel sein. Doch wie kann man Glaubensdinge auf die Bühne bringen? Jesus â ganz Mensch und zugleich Gott. Eigentlich eine unmögliche Aufgabe. Auf der Bühne ist es uns nur möglich, den Menschen Jesus zu zeigen (â¦) Und vielleicht wird dann durch den Menschen auch Gott sichtbar.â |
||||||||||||||||||||
|