LIEBESFÄLSCHER, DIE | Copie conforme
Filmische Qualität:   
Regie: Abbas Kiarostami
Darsteller: Juliette Binoche, William Shimell, Jean-Claude Carrière, Agathe Natanson
Land, Jahr: Frankreich / Italien / Belgien 2010
Laufzeit: 106 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 10/2011
Auf DVD: 2/2012


José García
Foto: Alamode

Der iranische Regisseur Abbas Kiarostami, der 1997 für „Der Geschmack der Kirsche“ mit der Goldenen Palme der Filmfestspiele Cannes sowie 1999 für „Der Wind wird uns tragen“ mit dem Großen Preis der Jury und dem Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI auf dem Filmfestival Venedig 1999 ausgezeichnet wurde, hat erstmals einen Film außerhalb seines Heimatlandes gedreht: „Die Liebesfälscher“ („Copie conforme“) handelt vom Spiel mit Kopie und Original in der Kunst oder auch im Leben und in der Liebe.

Der Originaltitel des Filmes „Copie conforme“ („Beglaubigte Kopie“) spielt auf den Titel eines Buches an, mit dessen Vorstellung Kiarostamis Film beginnt: Der britische Kunsthistoriker James Miller (William Shimell) soll in der Toskana anhand seiner Buchveröffentlichung über den Begriff der Originalität in der Kunst – über Original und Kopie respektive über Original und Fälschung – einen Vortrag halten. Mitten im Vortrag nimmt eine französische Kunstexpertin (Juliette Binoche) Platz in der ersten Reihe. Allerdings scheint sie weniger auf den Vortrag als auf ihren halbwüchsigen Sohn zu achten, der sich in einer Ecke des Saales früh zu langweilen beginnt. Die Frau gibt nach: Sie verlässt mit ihrem Sohn den Vortrag vorzeitig, hinterlässt aber dem anwesenden Übersetzer des Buches ihre Telefonnummer. Am nächsten Tag erscheint James im Antiquitätenladen der schönen Unbekannten. Spontan unternehmen sie einen Ausflug aufs Land, bei dem die beiden eine angeregte Unterhaltung über die Kunst, das Leben und die Liebe führen. In einem Café werden sie für ein Ehepaar gehalten – und sie spielen dieses Spiel weiter. Oder ist dies die Realität, das Original, und die davor stattgefundenen Gespräche und Annäherungsversuche nur vorgespiegelt, eine Kopie?

Die Doppelbödigkeit, die den ganzen Film prägt, beginnt bereits in der ersten Szene: Der Saal ist bis auf den Platz der schönen Namenslosen mit Publikum gefüllt, nur der Stuhl des Vortragenden bleibt leer. Dann kommt Angelo Barbagallo aufs Podium, um sich beim Publikum für die Verspätung des Autors zu entschuldigen. Weil aber Barbagallo kein Schauspieler, sondern der Produzent von „Die Liebesfälscher“ ist, steht sein Auftritt an der Schnittstelle zwischen Realität und Fiktion – er hebt den Vorhang für die nachfolgende Fiktion, stellt aber bereits einen Teil von ihr dar.

Schade, dass der deutsche Filmtitel zu sehr Partei nimmt – Abbas Kiarostami lässt es freilich wunderbar in der Schwebe, welche Version der Liebesgeschichte nun Original und welche Fälschung ist.
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