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José GarcÃa Foto: Prokino Der überwältigende Erfolg des französischen Spielfilms âWillkommen bei den Schâtisâ (âBienvenue chez les Châtisâ, siehe Filmarchiv) konnte als regelrechte Einladung aufgefasst werden, die komödiantische, fein-ironische Verarbeitung ernster Themen wie Vorurteile und Toleranz über Sprach- und Landesgrenzen hinweg auf andere geografische Verhältnisse zu übertragen. Dany Boon, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller von âWillkommen bei den Schâtisâ, produzierte denn auch die âitalienische Antwortâ auf den französischen Erfolgsfilm mit, und trat sogar in âWillkommen im Südenâ (âBenvenuti al Sudâ, siehe Filmarchiv) in einer kleinen Rolle auf. SchlieÃlich sind die Beziehungen zwischen Nord- und Süditalienern nicht minder vorurteilsbeladen als zwischen Süd- und Nordfranzosen. Nun hat Dany Boon sein Erfolgsrezept auf das Verhältnis zwischen zwei Ländern angewandt, die ebenso von Vorurteilen, Rivalitäten und Ressentiments gekennzeichnet sind: Belgien und Frankreich. Dazu führte Boon in einem Interview mit dem Wiener âKurierâ aus: âEs ist ja auch zum Lachen: Zwischen Franzosen und Belgiern gibt es eigentlich keine Spannungen. Weder ethnische Differenzen noch religiöse. Sie haben die gleiche Hautfarbe, die gleiche Sprache, die gleiche Religion. So wie Deutsche und Ãsterreicher. Dennoch gibt es dumme, pseudo-patriotische Vorurteile. Die Grenzen sind in unseren Köpfen.â Der neue Spielfilm âNichts zu verzollenâ (âRien à déclarerâ), bei dem Dany Boon wie bei âWillkommen bei den Schâtisâ erneut als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller fungiert, spielt sich an der französisch-belgischen Grenze nach dem 1. Januar 1993 ab. Denn an diesem Tag wurden dort wie in vielen EU-Ländern laut den Bestimmungen des Schengener Abkommens die Zollschranken abgebaut und die stationären Grenzkontrollen abgeschafft. In dem (fiktiven) französisch-belgischen Grenzstädtchen Courquain/Koorkin stehen sich die französischen und die belgischen Zollbeamten nicht nur fremd, sondern geradezu feindlich gegenüber. Insbesondere der belgische Zollbeamte Ruben Vandevoorde (Benoît Poelvoorde) erweist sich ein ums andere Mal als fanatischer Franzosenhasser, der auf die Aufforderung des Priesters im Beichtstuhl (âDu sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbstâ) antwortet: âIch weiÃ, aber sobald⦠mein Nächster Franzose ist, da habe ich eine Blockadeâ. Ausgerechnet Ruben wird wegen seiner Schikanen gegen einen französischen Grenzgänger für den mobilen binationalen Patrouillendienst abgestellt, der die stationären Grenzkontrollen ersetzen soll. Für den französischen Part meldet sich Mathias Ducatel (Danny Boon) freiwillig. Obwohl er Vandevoorde eigentlich nicht ausstehen kann, hofft Mathias auf diese Art und Weise, sich mit Ruben anzufreunden und dessen Vorurteile zu überwinden. SchlieÃlich ist Mathias in Rubens Schwester Louise (Julie Bernard) verliebt â was das Paar wegen der Ressentiments auf beiden Seiten freilich verheimlichen muss. Damit sind sowohl das komödiantische Moment des ungleichen (Zollbeamten-)Paares als auch die âRomeo und Juliaâ-Liebesgeschichte etabliert. Ein dritter Handlungsstrang kommt noch hinzu: Die Grenzöffnung begünstigt das Schmuggeln. Und weil die neue Situation am ehemaligen Grenzposten die Einkünfte des Restaurants âNo Manâs Landâ ganz schön schnell sinken lässt, findet das Restaurantbesitzerpaar Irène (Karin Viard) und Jacques (François Damiens) einen Ausgleich in den Botengängen für eine Schmugglerbande â was der Zuschauer bald weiÃ, während die âmobile Grenzpatrouilleâ in ihrem klapprigen Renault 4 lange im Dunkeln tappt. Natürlich führen die vielen gemeinsam verbrachten Stunden dazu, dass sich Mathias Ducatel und Ruben Vandevoorde näher kommen und die gegenseitigen Vorurteile ablegen. Dies verläuft genauso vorhersehbar wie die Entwicklung in der Liebesgeschichte. Dass in âNichts zu verzollenâ die Handlung stets vorhersehbar bleibt, kann freilich kaum ins Gewicht fallen. SchlieÃlich leben die meisten Komödien vom Spiel des Regisseurs mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, von der Inszenierung eben dieser Vorsehbarkeit â nichts anders war es etwa auch bei Danny Boons âWillkommen bei den Schâtisâ. Allerdings erweist sich in âNichts zu verzollenâ der Humor, wenn auch nicht als zotig, so doch als etwas zu dick aufgetragener Slapstick, so etwa in den Szenen mit dem uralten Renault 4 als Zollauto. Den schenkelklopfer-mäÃigen Witzen des neuen Filmes von Danny Boon fehlt die feine Ironie von âWillkommen bei den Schâtisâ, die bei âWillkommen im Südenâ doch noch in die neue geographisch-kulturelle Umgebung hinübergerettet wurde. Dennoch: Dany Boon ist es wegen seiner trotz aller Ãberzeichnung deutlich spürbaren Sympathie für seine Figuren erneut gelungen, die Ãberwindung von Vorurteilen und eine Lobeshymne auf die Freundschaft in einer über weite Strecken vergnüglichen Art zu inszenieren. |
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