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José GarcÃa Foto: Walt Disney Das inzwischen zum Walt-Disney-Konzern gehörende Animationsstudio âPixarâ führte vor gut fünfzehn Jahren eine neue Gattung in die Filmwelt ein: Mit dem ersten âPixarâ-Langspielfilm âToy Storyâ kam im Jahre 1995 der erste vollständig im Computer erzeugte abendfüllende Spielfilm in die Kinos â der dreidimensionale âAnimationsfilmâ war geboren. Mit jedem neuen Pixar-Film, der das Licht des Kinos erblickte, wurde die Animation perfekter, die Handlung immer komplexer. Produzent John Lasseter, âdas Herz und die Seele von Pixarâ (so das Time-Magazin), ging letztes Jahr sogar das Risiko ein, mit âToy Story 3â (Regie: Lee Unkrich, siehe Filmarchiv) an die animationstechnisch weitaus einfacheren früheren âToy Storyâ-Filme anzuknüpfen. Das Ergebnis war nicht anders denn als brillant zu bezeichnen: âToy Story 3â heimste nicht nur uneingeschränktes Kritikerlob ein. Darüber hinaus wurde âToy Story 3â ein überwältigender Kassenerfolg: Er setzte weltweit mehr als eine Milliarde Dollar um, und rangiert nun an fünfter Stelle in der ewigen âBoxofficeâ-Tabelle. Bislang hatte âToy Storyâ als einziger âPixarâ-Film Fortsetzungen erlebt. Nun aber hat John Lasseter, der seit âCarsâ (siehe Filmarchiv) nicht mehr auf dem Regiestuhl Platz genommen hatte, eine Fortsetzung eben dieses einen Filmes gedreht. War bereits âCarsâ der zweifelsohne am wenigsten überzeugende Film aus der von Lasseter geleiteten Animationsschmiede, so stellt sich der nun im regulären Kinoprogramm anlaufende âCars 2â als die erste regelrechte Enttäuschung in der Erfolgsgeschichte von Pixar heraus. âCars 2â beginnt in Radiator Springs, der Heimat des berühmtesten amerikanischen Rennautos Lightning McQueen, wo der Piston Cup-Gewinner von seinem Freund, dem Abschleppwagen Hook, sehnsüchtig erwartet wird. Dort erhält McQueen eine Einladung des zum Umweltschützer konvertierten Ãlmilliardärs Miles Axlerod, an einer internationalen Rennserie teilzunehmen, mit der Axlerod für den neu entwickelten Bio-Kraftstoff âAllinolâ werben will. Beim âWorld Grand Prixâ wird schärfster Konkurrent von Lightning McQueen der arrogante italienische Formel-1-Renner Francesco Bernoulli. Während der Eröffnungsparty des World Grand Prix in Tokio gerät der tollpatschige Hook geradewegs mitten in eine internationale Spionage-Affäre hinein, als er vom britischen Spion Finn McMissile und der jungen Agentin Holley Shiftwell für einen amerikanischen Undercover-Agenten gehalten wird. Mit âCars 2â stellt das Pixar-Studio erneut eindrucksvoll unter Beweis, dass es in der Animationstechnik der Konkurrenz einfach haushoch überlegen ist. Gehörte es jedoch bislang zum Markenzeichen von Pixar, dass die Animation und die Schauwerte stets im Dienst der Handlung stehen, so wirken in âCars 2â die fraglos ausgezeichneten Stadt- und Küstenlandschaften wie ausgestellt. Dies gilt etwa auch für die Filmzitate, ob es sich dabei um Anleihen bei âMission Impossibleâ, den âJames Bondâ- und âBourneâ-Filmen oder auch um andere bekannte Kultfilme wie âMatrixâ oder âKrieg der Sterneâ handelt: Sie nehmen sich erstmals in einem Pixar-Film gekünstelt aus. Ebenfalls fallen bei âCars 2â logische Unstimmigkeiten auf. Fragt sich beispielsweise der Zuschauer bei âToy Story 3â wohl kaum, wie es die Spielzeuge schaffen, immer rechtzeitig in die Leblosigkeit zurückzufallen, ehe sie ein Kind oder ein Erwachsener als Lebewesen wahrnimmt, so springen bei âCars 2â solche Diskrepanzen â beispielsweise: Wohnen Autos in Tokios Wolkenkratzern? Wie müssten dann die Aufzüge dort aussehen? â immer wieder ins Auge. Dies ist kein gutes Zeichen für die Dramaturgie beziehungsweise die Stimmigkeit der Handlung. Denn Fragen nach der Logik entstehen im Film unabhängig davon, ob es sich nun um Animation oder um reale Personen handelt, immer dann, wenn der Zuschauer von der Handlung zu wenig in Beschlag genommen wird. Bei allem Bemühen der Filmemacher um eine komplexe Handlung durch die Verknüpfung der zwei Parallelstränge stellt sich das Ergebnis mehr als ernüchternd heraus. Dies hat mehrere Gründe: Einerseits erreichen die Charaktere in keinem Augenblick die Pixar-gewohnte emotionale Tiefe, weil sie einer actiongeladenen, geradezu überfrachteten Handlung untergeordnet sind. Andererseits gelingt den Filmemachern die Verknüpfung der zwei Handlungsstränge kaum: Der Film wechselt von der einen (Autorennen-) in die andere (Agenten-)Geschichte eher uninspiriert hin und her, wobei die Inszenierung mit flinken Kamerabewegungen, rasanten Perspektivenänderungen und schnellen Schnitten einer frenetischen Geschwindigkeit folgt. Wird das Hauptaugenmerk eher auf die schöne Oberfläche als auf die Charakterzeichnung gelegt, so erweist sich die Botschaft von âCars 2â ebenfalls als zu plakativ. Gelang es bislang den Pixar-Filmen, eine familienfreundliche Botschaft in Bilder umzusetzen, so verlegt sich âCars 2â darauf, solche Aussagen in überdeutlichen Dialogen zu vermitteln. Auf dick aufgetragene Sprüche wie âSei Du selbstâ oder auch âKein Streit ist so wichtig wie Freundschaftâ brauchten die bisherigen Pixar-Filme nicht zurückzugreifen. |
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