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José GarcÃa Foto: 20th Century Fox Mit nur zwei Spielfilmen machte sich der 1966 geborene Tom McCarthy in der amerikanischen Independent-Szene einen Namen. Bereits sein Spielfilmdebüt âStation Agentâ (siehe Filmarchiv) gewann im Jahre 2003 beim âSundance Film Festivalâ, die den auÃerhalb Hollywoods entstandenen Filmen eine Plattform bietet, mehrere Auszeichnungen, darunter den Publikumspreis. Seine herausragende Fähigkeit für Charakterzeichnung und einfühlsames Erzählen stellte Drehbuchautor und Regisseur McCarthy mit seiner zweiten Regiearbeit âEin Sommer in New York â The Visitorâ (siehe Filmarchiv) auf dem Sundance-Filmfestival 2008 erneut unter Beweis. Seine dritte, nun im regulären deutschen Kinoprogramm anlaufende Regiearbeit âWin Winâ wurde auf dem diesjährigen Sundance-Festival ebenfalls mit viel Lob aufgenommen. âWin Winâ handelt von Mike Flaherty (Paul Giamatti), einem Rechtsanwalt aus dem ländlichen New Jersey, dessen Praxis mehr schlecht als recht läuft. Leidenschaftlich trainiert Mike eine Ringkampf-Mannschaft zusammen mit Stephen Vigman (Jeffrey Tambor). Allerdings sind die Jungs aus dem Ringkampf-Verein im Sport genauso wenig Siegertypen wie Flaherty in seinem Beruf. Ruhender Pol im Leben des kleinen Anwalts ist seine Familie, seine Frau (Amy Ryan) und die zwei kleinen Töchter. Als die Schulden den Anwalt zu erdrücken drohen, lässt sich Mike auf ein mehr als zweifelhaftes Geschäft ein: Er setzt sich als gesetzlichen Vormund eines demenzkranken Mandanten (Burt Young) ein und kassiert dafür Geld, steckt aber den alten Leo gegen dessen Willen in ein Altersheim, weil für ihn dessen Betreuung zu viel Arbeit bedeuten würde. Eines Tages taucht Leos Enkel Kyle (Alex Shaffer) auf. Da sich Kyle weigert, zu seiner drogensüchtigen Mutter Cindy (Melanie Lynskey) zurückzukehren, nehmen ihn die Flahertys bei sich auf. Daraus entsteht langsam eine Vater-Sohn-Beziehung, zumal sich Kyle auch noch als hervorragender Ring-Kämpfer herausstellt. Für alle Beteiligten scheint daraus eine âWin Winâ-Situation zu entstehen. Als aber Cindy auf der Bildfläche erscheint und die Rückkehr ihres minderjährigen Sohnes fordert, und Kyle auch noch von den unsauberen Methoden Mikes im Umgang mit seinem GroÃvater erfährt, droht die mühsam konstruierte Situation aus den Fugen zu geraten. Bei allen Story-immanenten Unterschieden fallen die Gemeinsamkeiten in allen drei McCarthy-Filmen ins Auge. Dies ist zunächst einmal auf die Inszenierung zurückzuführen: Sowohl in âStation Agentâ als auch in âThe Visitorâ und nun in âWin Winâ verfilmt Tom McCarthy ein selbstverfasstes Drehbuch. Darüber hinaus arbeitet er mit demselben Team: Die Kamera wird in allen drei Filmen vom Deutschen Oliver Bokelberg geführt, den Schnitt besorgt ebenfalls in den drei McCarthy-Filmen Tom McArdle. In der Zusammenarbeit zwischen Kamera und Schnitt entstehen klassische Bilder und Sequenzen, in denen sich nicht die Kamera bewegt, sondern der Darsteller vor der Kulisse. Ãhnliches gilt für die Filmmusik, die kaum stimmungsfördernd eingesetzt wird. Wie bereits in âStation Agentâ und in âThe Visitorâ spielt in âWin Winâ die eigentliche Handlung eine eher untergeordnete Rolle. Deshalb ist die etwa von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden bemängelte âwenig überraschende Entwicklung der Handlung hin zu ihrem voraussehbaren Endeâ letztlich kaum ausschlaggebend. McCarthy geht es stets vielmehr um die Charakterzeichnung seiner Figuren. Deshalb verleiht er seinen Geschichten ein wohldosiertes Tempo, in dem das Drehbuch nach und nach Informationen liefert. Bei der Charakterzeichnung setzt Regisseur McCarthy insbesondere jedoch auf das glaubwürdige Spiel seiner Hauptdarsteller. Paul Giamatti verkörpert den erfolglosen, resignierten Anwalt Mike Flaherty mit ähnlicher Körpersprache wie Richard Jenkins den desillusionierten Wirtschaftsprofessor in âThe Visitorâ. Dass sich seine Filmfigur in âWin Winâ von Barney Panofsky im gerade angelaufenen âBarneys Versionâ (siehe Filmarchiv) so verschieden ausnimmt, unterstreicht erneut die ungeheure Wandelfähigkeit des Charakterdarstellers Paul Giamatti. Ãhnliches gilt für Amy Ryan: Nach ihrer Rolle als drogenabhängige Mutter in âGone Baby Gone Kein Kinderspielâ (2007) gestaltet Amy Ryan Mikes Frau mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke, die an die von Patricia Clarkson verkörperte Olivia in âStation Agentâ erinnert. McCarthys hervorragende Schauspielerführung wird besonders deutlich in der Figur des Kyle: Der Schauspiel-Debütant Alex Shaffer fügt sich in die Reihe der vielschichtigen Charaktere problemlos ein. Ãber die nuancierten Charaktere hinaus stehen im Mittelpunkt von âWin Winâ insbesondere die Beziehungen zwischen höchst realistisch anmutenden Menschen, bei denen die Familie eine besondere Rolle spielt: Ãber die kleinen und groÃen Differenzen hinweg führt das Ehepaar Flaherty ein harmonisches Miteinander, das dem jungen Kyle die Geborgenheit bietet, die er bis dahin nicht kennengelernt hatte. |
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